In einer Serie von finews.ch berichten verschiedene Fondsmanager aus ihrer Heimat- oder Lieblingsstadt im Sommer. Diesmal geht die Reise nach Cavalière.
Von Steve Logan, Portfolio Manager im European Leveraged Finance Team bei PGIM Fixed Income
Sommer für Sommer werden die zwölf Sandstrände von Le Lavandou an der Côte d’Azur, etwa auf halber Höhe zwischen Marseille und Nizza von grossstadtmüden Urlaubern bevölkert. Einer dieser Strände liegt in Cavalière und wird «Der Sportliche» genannt, weil er eine Vielzahl von Wassersport-Aktivitäten bietet. Hier endete im vergangenen Juni meine Reise, die vier Tage zuvor in London begonnen hatte.
Sie begann mit – und auf – einer Triumph Tiger 900, englische Qualitätsarbeit aus Hinckley, Leicestershire. Gemeinsam mit meinem Freund Damian auf einer Kawasaki Z1000 SX sind wir auf dem Weg zu meinem Sohn, der sich nach einer Interrail-Tour durch Europa gerade in Cavalière befindet. Auf dem Weg lassen wir uns nicht nur den Wind durch die helmbedeckten Haare wehen, sondern geniessen auch die unterschiedlichen Landschaften. Denn Motorradfahren ist eine eigenständige Philosophie. Man thront über der Strasse und hat einen fantastischen Panoramablick, ist aber gleichzeitig eng verbunden mit seiner Umwelt.
Heidelberg: Alte Biere, junge Stadt
Die Reise startet am Trafalgar Square, als wir uns an einem heissen Londoner Nachmittag auf den Weg zum Eurotunnel machen. Dies erinnert mich an meinen ersten Handel mit notleidenden Krediten in den 1990er-Jahren, bei dem ich in Schuldtitel des Eurotunnels investierte. Nach einer kurzen Übernachtung in Saint Omer fahren wir durch den schönen, sonnigen Norden Frankreichs zunächst nach Deutschland.
Konkret nach Heidelberg, wo es hier nicht nur weltbekannte Unternehmen gibt, die sich mit dem Namen der Stadt schmücken, sondern auch hervorragende lokale Biere, die man in malerischer Umgebung zwischen Schloss, Altstadt und Neckarufer geniessen kann, vor allem am späten Abend, wenn die Juni-Hitze etwas nachgelassen hat. Eine Sorte heisst 1603, benannt nach dem Braugesetz aus dieser Zeit. Noch älter ist nur noch die Heidelberger Universität: Gegründet 1386. Umso jünger wirkt die Stadt: 40'000 Studenten sitzen tagsüber in den Hörsälen und abends in den Biergärten.
Steve Logan, PGIM Fixed Income (Bild: zvg)
Die Strecke von Heidelberg nach Basel folgt dem Lauf des Rheins und ist eine echte Lebensader der europäischen Wirtschaft. Gegen Ende durchqueren wir das Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz. Diese Gegend um Basel, Freiburg und Mühlhausen ist nicht nur kulturell sehr sehenswert, sondern auch wirtschaftlich. Die sogenannte «Trinationale Metropolregion Oberrhein» erwirtschaftet zusammen ein Bruttosozialprodukt, das dem Finnlands entspricht – eine kleine Erinnerung daran, dass die französischen und deutschen Anleiheemissionen fast ein Drittel des gesamten europäischen High-Yield-Marktes ausmachen.
Chanaz: Der umgekehrte Fluss
Nun machen wir jedoch erstmal einen Schlenker durch den Schweizer Jura – wo uns ein gewaltiger Hagelsturm heimsucht – und am Genfer See entlang wieder nach Frankreich, nach Chanaz. Das kleine Dorf in Hochsavoyen, im Departement Rhône-Alpes unweit des Lac de Bourget, hat seinen mittelalterlichen Charme bewahrt und wird auch das «Venedig Savoyens» genannt. Es liegt am Fluss Savière, der sich durch eine Besonderheit auszeichnet: Bei Rhône-Hochwasser ändert er seine Fliessrichtung. Davon abgesehen bietet Savoyen auch kulinarisch nur das Allerbeste. Neben hervorragendem Käse gibt es auch fantastische Weine, von denen ich einige grossartige Rosé-Sorten probieren durfte.
Hinter Grenoble wird die Strasse wieder bergiger und bietet herrliche Ausblicke, während es über Pässe bergab geht. Über Avignon erreichen wir schliesslich die Provence und damit bald auch unseren Zielort Cavalière-Le Lavandou, von dem aus wir diesen Sommer den Süden Frankreichs weiter erkunden werden.
Zählreiche Schätze
Mein Fazit: Die europäische Landschaft zwischen Kanalküste und Côte d’Azur ist in etwa so abwechslungsreich wie das europäische High-Yield-Universum. Hinter jeder Biegung, hinter jedem Bergmassiv warten neue, ungeahnte Ausblicke und attraktive Unternehmen. Auf unserer Reise habe ich Unternehmen aus Branchen wie Abfallrecycling, Anlagen- und Gerätevermietung und Gebäudemanagement gesehen, was zeigt, dass der High-Yield-Markt Unternehmen finanziert, die unser tägliches Leben beeinflussen. Und mit etwas Weitsicht, Ausdauer und Detailtreue lassen sich daraus zahlreiche Schätze heben.