Die Europäische Union will von Derivatehändlern verlangen, dass sie für einen Teil ihrer Transaktionen Konten bei Clearingstellen im Wirtschaftsraum der Allianz nutzen.
Die Europäische Union (EU) will einen Teil des 115 Billionen Euro schweren Derivate-Marktes übernehmen, der über die City of London abgewickelt wird. Von den Aufsichtsbehörden als «systemrelevant» eingestufte Banken, die mit grossen Mengen von Kontrakten handeln, müssten künftig ein Mindestmass an Geschäften über aktive Konten bei in der EU ansässigen Clearingstellen abwickeln, berichtet die «Financial Times» und verweist und Beamte, die mit den Vorschlägen vertraut sind (Artikel bezahlpflichtig).
London ist führend
Die Pläne seien Teil eines Pakets, das die europäischen Kapitalmärkte stärken und die Abhängigkeit der EU vom britischen Finanzdienstleistungssektor nach dem Brexit verringern soll. Die Europäische Kommission plane, die Massnahmen im nächsten Monat zu erläutern, wenn sie ihre Vorschläge veröffentlicht.
Die meisten Zinsswaps der Welt werden in London abgewickelt, und zwar in Clearinghäusern, die seit dem Brexit nicht mehr umgezogen sind. Politiker in der EU sind unglücklich darüber, dass auf Euro lautende Derivate auf einem Markt abgewickelt werden, der nicht unter der direkten Aufsicht ihrer Regulierungsbehörden steht.
«Strategische Schwachstelle»
Der Entwurf der Regeln ziele darauf ab, das zu beheben, was die EU als «strategische Schwachstelle» ansieht, zitiert die FT einen hohen Kommissionsbeamter. «Es geht nicht darum, alle Geschäfte von London in die EU zu verlagern und nie wieder Geschäfte mit der Londoner City zu machen. Es geht um Diversifizierung».
Die in Erwägung gezogenen Anforderungen würden für Derivate gelten und könnten auch Credit Swaps und Futures umfassen. Die detaillierten Schwellenwerte im Rahmen der neuen Clearing-Regelung würden zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. Eine Möglichkeit wäre, dass die EU eine schrittweise Erhöhung der Volumina fordert, die über in der EU ansässige Clearingstellen abgewickelt werden müssen, so die Beamten.