Die US-Börenaufsicht beschuldigt Forsage, über zwei Jahre lang illegal Hunderte Millionen Dollar eingesammelt zu haben. Auf dem Online-Kanal ist das Unternehmen bis zuletzt aktiv gewesen.
Die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) hat elf Personen wegen eines mutmasslichen Krypto-Schneeballsystems angeklagt. Das als Forsage bekannte Pyramiden-System hat laut der Behörde weltweit mehr als 300 Millionen Dollar von Millionen Privatanlegern eingesammelt.
Zu den Angeklagten gehören die vier Gründer von Forsage, von denen zuletzt bekannt war, dass sie in Russland, der Republik Georgien und Indonesien lebten. Angeklagt wurden auch drei in den USA ansässige Promoter, die von den Gründern beauftragt wurden, Forsage auf ihrer Website und auf Social-Media-Plattformen zu bewerben, sowie mehrere Mitglieder der sogenannten Crypto Crusaders, der grössten Werbegruppe für das System, die in den USA von mindestens fünf verschiedenen Bundesstaaten aus tätig war.
Typische Ponzi-Struktur?
Gemäss der SEC-Beschwerde starteten die vier Gründer im Januar 2020 Forsage.io, eine Website, die es Kleinanlegern ermöglichte, über Smart Contracts, die auf den Ethereum-, Tron- und Binance-Blockchains funktionierten, Transaktionen zu tätigen. Forsage soll mehr als zwei Jahre lang als Schneeballsystem betrieben worden sein, bei dem Anleger Gewinne erzielten, indem sie andere in das System einführten.
Forsage soll auch Vermögenswerte von neuen Investoren verwendet haben, um frühere Investoren in einer typischen Ponzi-Struktur zu bezahlen. Nach Angaben der SEC ist ein Schneeballsystem ein Anlagebetrug, bei dem bestehende Anleger mit Geldern von neuen Anlegern bezahlt werden. «Alle Auszahlungen an frühere Investoren erfolgten mit Geldern, die von späteren Investoren stammen», so die SEC.
Noch immer am Zwitschern
Obwohl die philippinische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde im September 2020 und die Montana Commissioner of Securities and Insurance im März 2021 Unterlassungsklagen gegen Forsage wegen Betrugs einreichten, fuhren die Anklagten angeblich fort, für das System zu werben. Auch sollen sie die Behauptungen in mehreren Youtube-Videos und auf andere Weise bestritten haben.
Der Youtube-Kanal von Forsage scheint weiterhin betrieben zu werden; das jüngste Video wurde erst vor zehn Tagen veröffentlicht. Auch das Twitter-Konto der Plattform scheint aktiv zu sein.
Verstärkter Krypto-Anlegerschutz
«Forsage ist ein betrügerisches Schneeballsystem, das in grossem Massstab gestartet und aggressiv an Investoren vermarktet wurde», sagte Carolyn Welshhans, amtierende Leiterin der Crypto Assets and Cyber Unit der SEC. «Betrüger können die Wertpapiergesetze nicht umgehen, indem sie ihre Systeme auf Smart Contracts und Blockchains konzentrieren.» Der Fall unterstreicht, wie die SEC bestehende Wertpapiervorschriften anwendet, um den Markt für digitale Vermögenswerte zu überwachen.
Im Mai gab die Aufsichtsbehörde bekannt, dass sie ihre bestehende Crypto Asssets and Cyber Unit um 20 Stellen auf 50 Arbeitsplätze aufstockt. Dank dieser Schlüsseleinheit werde die SEC besser gerüstet sein, «um Fehlverhalten auf den Kryptomärkten zu überwachen und gleichzeitig weiterhin Offenlegungs- und Kontrollprobleme in Bezug auf die Cybersicherheit zu identifizieren», hiess es damals.
SEC-Chef Gary Gensler will Vereinbarungen mit anderen US-Finanzbehörden treffen, um zu verhindern, dass Betreiber von Kryptowährungen durch die Maschen der fragmentierten US-Regulierungsstruktur schlüpfen.