Die hohe Inflation ist eines der beherrschenden Themen an den Märkten. In der Schweiz war die Teuerung aber deutlich geringer im Ausland – dafür gibt es gute Gründe, sagt Mario Geniale von der Bank CIC.
Die Januar-Daten zur Preisentwicklung haben eine deutliche Sprache gesprochen. Die Verbraucherpreise in der Schweiz (Consumer Price Index CPI) haben zwar mit einem Plus von 1,6 Prozent zum Vorjahr den höchsten Anstieg seit Jahren gesehen. Im Vergleich zu den Preissteigerungen in anderen wichtigen Volkswirtschaften bleibt die Teuerung hierzulande jedoch moderat.
So stieg etwa die Inflation in Grossbritannien im Januar auf 5,5 Prozent, in der Eurozone auf 5,1 Prozent und in den USA sogar auf 7,5 Prozent.
Starker Franken
Laut Mario Geniale (Bild unten), dem Investmentchef der Basler Bank CIC, wird die Schweizer Inflation auch in Zukunft tief bleiben. «Der starke Franken hilft dabei, die Preise hierzulande zu stabilisieren», sagt er im Gespräch mit finews.ch. «Der Franken war in den vergangenen Jahren stark, und es gibt derzeit keine Gründe dafür, dass er sich abschwächen dürfte.»
Auch aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) lassen sich die Gründe für die tiefere Inflation in der Schweiz ablesen. So betrug die Jahresteuerung im Januar bei den Inlandgütern nur 0,9 Prozent, bei den Importgütern jedoch 4,0 Prozent.
Energie hat weniger Gewicht
«Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland oder Grossbritannien hat der Energiepreis-Anstieg der vergangenen Monate im Schweizer Warenkorb ein deutlich geringeres Gewicht. Während Energie in der EU rund 10 Prozent ausmacht, sind es hierzulande etwa 5 Prozent», so der CIC-Experte weiter.
So spielt etwa der Öl- und Gaspreis in Deutschland bei den privaten Haushalten eine weitaus grössere Rolle. In Grossbritannien kam es zu einem regelrechten Gaspreis-Schock. Der Schweizer Markt sei durch den höheren Fernwärme-Anteil und die weniger weit fortgeschrittene Marktliberalisierung stabiler, sagt der CIC-Experte.
Geniale verweist darauf, dass der CPI in der Schweiz in der Regel auch eine gewisse Saisonalität zeigt. «Durch die Konsum-Belebung im Frühjahr und durch die Warenkorb-Zusammensetzung steigen die Preise bis April-Mai meist etwas kräftiger und beginnen dann zu stagnieren.» Abgesehen von ausserordentlichen Ereignissen sei das bisher ein wiederkehrendes Muster. «Wir rechnen im dritten Quartal mit einer Inflation von 0,8 Prozent und im Vierten von 0,6 Prozent.»
Keine Lohn-Preis-Spirale
Er geht davon aus, dass die Preise in der Schweiz auch in Zukunft schwächer steigen werden als in den umliegenden Ländern. «Es gibt bisher keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale», beobachtet der Experte. Die Lohnerhöhungen seien nur gering, und das werde auch so bleiben.
Bei den Löhnen mache die EU zwar langsam Boden gut. Die Schweiz bleibe aber für Fachkräfte aufgrund der geringeren Steuerlast weiter attraktiv. Gewisse Anpassungen werde es aber auch hier geben.