Eine Jury aus bekannten Finanzexperten hat das Schweizer Finanzwort des Jahres 2021 gekürt. Die Wahl aus mehr als 250 Einsendungen erfolgte unter der Federführung von Natixis Investment Managers und finews.ch.

«Greenwashing» – so heisst das Schweizer Finanzwort des Jahres 2021. Unter der Federführung des Finanzportals finews.ch und dem global tätigen Vermögensverwalter Natixis Investment Managers fand die Wahl dieses Jahr bereits zum achten Mal statt.

Das Finanzwort des Jahres wird aus den eingesandten Publikumsvorschlägen von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Sie besteht aus der Finanzprofessorin Sita Mazumder, dem Schriftsteller Michael Theurillat, dem Fintech-Unternehmer Adriano Lucatelli, sowie aus Timo H. Paul, Managing Director von Natixis Investment Managers (Schweiz) und dem finews.ch-Gründer Claude Baumann.

Mehr Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Anspruch nach mehr Nachhaltigkeit in allen unseren Lebensbereichen massiv gestiegen – auch in der Finanzbranche, wo es heute mehr denn je darauf ankommt, dass Vermögenswerte nachhaltig verwaltet und investiert werden.

Massstab dafür sind die ESG-Kriterien. Sie stehen für die Begriffe Environment (Umwelt) Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung). Sie gelten als Indikatoren dafür, wie Finanzinstitute ihre nachhaltige Anlagetätigkeit definieren und in ihren Investmentprodukten umsetzen. Einen branchenweiten Standard gibt es allerdings (noch) nicht.

Megatrend mit Schattenseiten

Fest steht indessen, dass noch nie so viele nachhaltige Anlagemöglichkeiten lanciert wurden wie 2021. Doch jeder Megatrend hat auch seine Schattenseiten: In diesem Zusammenhang kommt der Begriff «Greenwashing» ins Spiel.

«Greenwashing» ist Etikettenschwindel in der Hochfinanz. Und zwar dann, wenn sich herausstellt, dass ein Finanzprodukt nicht den angegebenen Nachhaltigkeitskriterien entspricht, also «grüner» angepriesen wird als es effektiv ist. «Greenwashing» war im Rückblick bezeichnend für das Finanzjahr 2021», sagt die Finanzprofessorin Sita Mazumder.

Glaubwürdigkeit der ganzen Finanzbranche auf dem Spiel

Wie sich zeigte, kam es selbst bei renommierten Finanzinstituten zu «Greenwashing», was für diese Unternehmen einen enormen Reputationsschaden nach sich zog. «Gleichzeitig mussten sich diese Firmen dem Vorwurf aussetzen, die Glaubwürdigkeit der ganzen Branche aufs Spiel zu setzen», so Mazumder weiter.

Der Begriff «Greenwashing» benenne einen sehr gefährlichen Tatbestand in der Finanzbranche, aber auch in vielen anderen Branchen. «Es ist die opportunistische Abkehr von der Wahrheit», stellt der Ex-Banker und Schriftsteller Michael Theurillat fest.

In die Verantwortung ziehen

Es lässt sich allerdings auch Gutes vom Finanzwort 2021 ableiten. «Greenwashing erhöht den Druck auf unehrliche Firmen», sagt der Fintech-Unternehmer Adriano Lucatelli und fügt hinzu: «Mit dem Aufdecken von ‹Greenwashing› werden die Finanzinstitute in die Verantwortung gezogen.»

Und Timo H. Paul von Natixis Asset Management stellt fest: «Der Begriff ist auch ein Warnsignal dafür, dass die Finanzwelt nicht auf neue Abwege gerät, sondern ihrem Anspruch gerecht wird, und ihr Beitrag für eine nachhaltigere Umwelt und Gesellschaft nicht einfach ein Lippenbekenntnis bleibt.»

«Unser wirtschaftliches Handeln muss transparent, glaubwürdig und integer sein. Das sind wir der nächsten Generation schuldig, weil dies langfristig mehr bewirkt als lärmige Klima-Demos», so Claude Baumann, Gründer und CEO von finews.ch.

Zum achten Mal

Die Wahl zum Schweizer Finanzwort des Jahres fand 2021 zum achten Mal statt. Die in den Vorjahren gekürten Begriffe waren «Negativzinsen», «Nullzinspolitik», «Frankenschock», «Bitcoin», «Strafzoll», «Libra» sowie «Schuldenpandemie».


  • Die Gewinnerinnen und Gewinner der diesjährigen Ausschreibung sind: Carola Häfelin, Roger Gröbli sowie Matthias Hunn. Sie erhalten je eine Magnumflasche des spanischen Spitzenweins Selanques – gestiftet von der Vinothek Brancaia in Zürich.