Thematische Investments sind der letzte Schrei in der Anlegerwelt. Blackrock-Schweiz-Chefin Mirjam Staub-Bisang erklärt im Interview mit finews.ch das Phänomen, und weshalb ihr Unternehmen eine Zusammenarbeit mit der Credit Suisse eingegangen ist.
Frau Staub-Bisang, thematisches Investieren hat sich in der Investment-Welt zu einem riesigen Anlagetrend entwickelt. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?
Thematisches Investieren mag zwar nichts Neues sein, ist aber in den vergangenen ein, zwei Jahren ins Rampenlicht gerückt. Dies nicht zuletzt infolge der Corona-Pandemie, die sich als ein Ereignis erwiesen hat, das vieles verändert und auch die Anleger zu einer Standortbestimmung gezwungen hat.
Mit welchen Konsequenzen?
Während die Pandemie in Bereichen wie dem Technologiesektor die Entwicklung vorantreibt, droht sie bei anderen Themen wie Armut, Gesundheitsversorgung, Bildungsqualität und Geschlechtergleichheit hart erarbeitete Fortschritte wieder zunichtezumachen.
«Thematische Anlagen profitieren von strukturellen Veränderungen»
Dadurch sind Regierungen, Unternehmen und Bürger nun mit der Frage konfrontiert, wie sie die Welt nach der Krise besser wieder aufbauen können und unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften in eine integrativere und nachhaltigere Zukunft zu führen. Diese Frage beschäftigt auch die Anleger, was ein Grund für den gegenwärtigen Fokus auf thematische Anlagen ist.
Inwiefern ist thematisches Investieren attraktiv?
Thematische Anlagen profitieren von strukturellen Veränderungen und den damit einhergehenden Wachstums- und Renditechancen in bestimmten Wirtschaftsbereichen. Spannend sind thematische Anlagen im Bereich Nachhaltigkeit, wie Investitionen in Unternehmen, die Lösungen für die grössten Herausforderungen unserer Gesellschaft wie Klimawandel, Ressourcenverknappung oder - besonders im Lichte der Pandemie – Gesundheit entwickeln.
Nachhaltigkeit ist mit all seinen Facetten eines der wichtigsten Themen unserer und der nächsten Generationen, entsprechend spielt Nachhaltigkeit bei vielen thematischen Anlagen unweigerlich eine Schlüsselrolle.
Wie ist es zur Zusammenarbeit zwischen Blackrock und der Credit Suisse (CS) gekommen?
Vor etwa einem Jahr trafen sich die CS und Blackrock um einen gemeinsamen Ansatz für nachhaltige Privatmarkt-Anlagen zu entwickeln. Aufgrund des bestehenden Supertrend-Ansatzes der CS wollten wir uns auch bei Privatmarkt-Aanlagen an diesen ausrichten, so dass Anleger von den entsprechenden Chancen in bestimmten Sektoren profitieren können.
«Die Covid-19-Pandemie hat unseren Fokus auf die Themen Gesundheit und Wohlbefinden verschärft»
Grundlage der Zusammenarbeit ist die Überzeugung, dass eine attraktive finanzielle Rendite bei gleichzeitig messbarem ökologischem und sozialem Nutzen erreichbar ist.
Warum haben sich Blackrock und die CS ausgerechnet für das Thema «Health and Wellbeing» entschieden?
Die Covid-19-Pandemie hat unseren Fokus auf die Themen Gesundheit und Wohlbefinden verschärft. Insbesondere hat sie aufgezeigt, wie wichtig ein guter Zugang zu einer funktionierenden Gesundheitsversorgung und gesunden Ernährung weltweit ist.
Was ist der Beitrag von Blackrock, was der Beitrag der CS in dieser Zusammenarbeit?
Wir haben das Programm gemeinsam konzipiert und Anlagethemen, Richtlinien, Bedingungen sowie den Rahmen für Auswirkungen festgelegt. Wir suchen dabei gemeinsam nach Anlagemöglichkeiten. Ein Beirat, der sich aus Vertretern beider Unternehmen zusammensetzt, überwacht die Impact-Richtlinien und die Leitlinien zu den Branchenstandards für Impact-Investitionen.
Darüber hinaus wird es den Aufbau des Portfolios, die Performance, die Impact-Themen und die Entwicklung von KPIs überprüfen und Thought-Leadership-Initiativen festlegen. Die Produkte werden dabei ausschliesslich über die Vermögensverwaltung der CS vertrieben.
Was sind die nächsten Schritte?
Die CS und Blackrock haben die Zusammenarbeit bereits im Februar 2021 kommuniziert. Sie hat die gemeinsame Entwicklung von nachhaltigen Privatmarkt-Anlagen zum Ziel, um damit den Kunden ein breiteres Angebot zu ermöglichen.
Mirjam Staub-Bisang ist die Länderchefin des US-Asset-Managers Blackrock in der Schweiz. Sie ist seit November 2018 im Amt und agiert auch als Senior Advisor für Sustainable Investing. Sie verfügt über mehr als 20 Jahre an Erfahrung in der Finanzbranche mit Schwerpunkt im Asset Management. Die Juristin begann ihre Karriere als Anwältin. Es folgten berufliche Stationen als Analystin für Kapitalmarkttransaktionen und M&A sowie als Marktverantwortliche im Bereich Hedgefonds bei Grossbanken wie auch als Investorin für Private Equity-Anlagen. Im Jahr 2005 gründete sie mit ihrem Bruder das auf nachhaltige Anlagen spezialisierte Vermögensverwaltungsfirma Independent Capital Group, dessen operative Führung sie bis 2018 innehatte.