Eine deutliche Mehrheit der Beschäftigten in der Finanzbranche möchte künftig bis zur Hälfte ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus erledigen. Allerdings ist sie nicht bereit, dabei eine Lohnreduktion in Kauf zu nehmen. 

Noch immer arbeitet ein grosser Teil der Bankangestellten in der Schweiz von zu Hause aus. Und eine grosse Mehrheit, nämlich 72,11 Prozent, will auch künftig teilweise im Homeoffice tätig sein. Knapp 24 Prozent der Befragten möchten am liebsten 50 Prozent ihres Arbeitspensums von zu Hause aus bestreiten; 26,58 Prozent der Umfrage-Teilnehmer 40 Prozent.

Allerdings wollen dabei nur etwa 16 Prozent eine Lohnreduktion in Kauf nehmen, während 83,16 Prozent der Befragten auch mit Homeoffice denselben Lohn erwarten (vgl. nachstehende Grafik).

Wie hoch sollte Ihr Homeoffice-Anteil sein, falls Sie auswählen könnten?

finews.ch Auswertung Homeoffice 5001

(Zum Vergrössern, Grafik einfach anklicken)

Das sind einige Ergebnisse aus der 10. Online-Befragung zu den Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche. Die repräsentative Erhebung bei total 1’000 Personen führten das Branchenportal finews.ch sowie das Swiss Finance Institute (SFI) durch. Der Zehn-Jahres-Vergleich liefert interessante Rückschlüsse.

Altlasten bereinigt

Die Anforderungen im Beruf sind für die meisten Banker klar. Mit der fortschreitenden Digitalisierung sind IT-Kompetenzen (dies nannten 77,6 Prozent aller Befragten) und die Bereitschaft, sich kontinuierlich zu verändern (71,6 Prozent) wichtig. In der zunehmend komplexeren Berufswelt ist Sozialkompetenz noch mehr gefragt (60,27 Prozent).

Die grössten Berufschancen sehen die Umfrageteilnehmer in den Bereichen Informatik (69,76 Prozent), Legal & Compliance (54,92 Prozent) und neuerdings wieder vermehrt im Wealth Management, also in der klassischen Vermögensverwaltung (46,57 Prozent). Letzteres deutet darauf hin, dass viele Finanzinstitute ihre «Altlasten» abgebaut respektive bereinigt haben.

Zum Vergleich: Im Jahr 2012 stand an erster Stelle der Bereich Legal & Compliance, dem die damals befragten Personen die grössten Berufschancen (71,73 Prozent) einräumten, gefolgt von der Informatik (48,07 Prozent) und dem Wealth Management (40,96 Prozent).

Jeder vierte Banker ohne Bonus

Vor diesem Hintergrund stufen 9,02 Prozent der befragten Personen die Aussichten in der Finanzbranche als «sehr gut» ein sowie 52,22 Prozent als «gut» ein. In einer längerfristigen Betrachtung der Umfrageresultate über die vergangenen zehn Jahre zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 belief sich die Nennung «sehr gut» nur auf 2,12 Prozent und «gut» auf 28,52 Prozent.

Wie aus den Umfrageergebnissen weiter hervorgeht, hat gut jeder vierte Befragte (26,44 Prozent) für 2020 keinen Bonus erhalten, und bei 22,72 Prozent war er tiefer als 2019. Nach wie vor macht der Bonusanteil einen substanziellen Anteil des Jahreseinkommens aus. Er betrug bei 39,03 Prozent der Befragten 10-25 Prozent des Jahresgehalts, und bei 28,32 Prozent sogar 25-50 Prozent.

Kein Schlaraffenland am Ziel

Insgesamt scheint die Attraktivität der Berufe in der Finanzbranche wieder am Steigen zu sein. Mehr als die Hälfte der Befragten (59,77 Prozent) empfehlen Studien- und Schulabgängern, in banknahe Bereiche (31,34 Prozent) wie unabhängige Vermögensverwaltung, Fondsvertrieb und Brokerage einzusteigen, und 28,43 Prozent raten dazu, im Bankwesen Karriere zu machen. Das ist deutlich mehr als 2012: Damals betrug die Empfehlung für einen Einstieg ins Bankwesen lediglich 22,12 Prozent und für banknahe Bereiche 20,00 Prozent.

«Die Beschäftigten haben grundsätzlich wieder mehr Vertrauen, dass die Schweizer Finanzbranche einen stabilen Platz in der von IT- und hoher Fachkomplexität geprägten Welt hat. Dass auf diesem Weg hohe Flexibilität sowie fokussierte Weiterbildung unabdingbar sind und am Ziel kein Schlaraffenland wartet, sondern anspruchsvolle, aber adäquat bezahlte Arbeit, ist ihnen durchaus bewusst», kommentiert Markus Bürgi, Chief Financial and Operating Officer beim SFI, die Umfrageergebnisse.

Permanente Weiterbildung

Überdurchschnittlich gross ist das Bewusstsein, dass die permanente Weiterbildung in der Finanzbranche wichtig ist: 52,53 Prozent der Befragten besuchen regelmässig themenspezifische Seminare, 44,58 Prozent öffentliche Referate und Konferenzen; 21,12 Prozent der Umfrageteilnehmer planen einen Lehrgang an einer Hochschule (MAS, DAS, CAS) und 19,31 Prozent wollen mit prüfungsfreien Kursen weiterbilden.


An der Erhebung beteiligten sich 1’000 Personen, davon 80,64 Prozent Männer und 16,92 Prozent Frauen. Davon waren 5,26 Prozent zwischen 20 und 30 Jahre alt, 31,02 Prozent zwischen 30 und 45 Jahre, 51,13 Prozent zwischen 45 und 60 Jahre sowie 12,59 Prozent über 60 Jahre. Exakt 33,08 Prozent der Befragten verfügen über einen Masterabschluss von einer Universität und 12,67 Prozent über einen Master einer Fachhochschule, während 15,69 Prozent haben eine Eidg. Höhere Fachprüfung. Die Umfrage findet seit 2012 jährlich statt.

Unter den Teilnehmenden hat finews.ch drei Restaurant-Gutscheine im Wert von je CHF 200 verlost. Die Gewinnerinnen und Gewinner sind:

  • Susanne Haury von Siebenthal, Malans
  • Urs Keller, Uznach
  • Seraina Benz, Zollikon