Trotz des Wissens um die grosse Notwendigkeit von Technologie im modernen Banking hat ein Drittel der Finanzinstitute weltweit noch keine Geschäftsleitungs-Mitglieder mit professioneller Technologieerfahrung, wie eine Studie von Accenture feststellt.f
Bereits vor fünf Jahren wagte Oliver Berger in einem bis heute lesenswerten Beitrag auf finews.first die These, wonach die nächste Generation an Chief Executive Officers (CEO) in der Finanzbranche ihre Erfahrung hauptsächlich als Chief Information Officer gewonnen hätten.
Im Wissen um die grosse Notwendigkeit von Technologie im modernen Banking, sei es nicht abwegig zu behaupten, dass wir ab 2020 die ersten Banken-CEO sehen werden, die den Hauptteil ihrer Karriere in der IT verbracht haben, schreibt der Personalspezialist, der heute als Partner beim Schweizer Executive-Search-Unternehmen Witena arbeitet.
Mangel in vielen Geschäftsleitungen
Und tatsächlich hatte Berger nicht ganz unrecht, wenn man sich vor Augen führt, wer heute an der Spitze von bekannten Banken steht – allen voran UBS-Chef Ralph Hamers, der als Pionier in Sachen Digitalisierung gilt. Doch selbst wenn der Einsatz digitaler Technologie in den vergangenen Jahren rasant zugenommen hat, mangelt es in vielen Geschäftsleitungen von Banken nach wie vor an Technologie- und digitaler Kompetenz, wie eine am Montag publizierte Studie der Unternehmensberatung Accenture zum Schluss kommt.
Die Studie «Boosting the Boardroom's Technology Expertise – Focus on Banking» baut auf einer Analyse aus dem Jahr 2015 auf. Dabei wurden fast 2'000 berufliche Hintergründe von Vorstandmitgliedern aus mehr als 100 der grössten Banken der Welt ausgewertet. Die Analyse fördert interessante Erkenntnisse zutage.
- Banken in Grossbritannien, Finnland, Irland und den USA weisen einen höheren Prozentsatz an Direktoren mit professioneller Technologieerfahrung auf, als die Banken aus anderen Ländern.
- Bei den Schweizer Banken hat sich die Technologie- und digitale Kompetenz der Geschäftsleitungen im Vergleich zu 2015 um 8 Prozentpunkte erhöht (von 7 Prozent auf 15 Prozent).
- Obwohl zu 2015 überall auf der Welt ein deutlicher Anstieg verzeichnet wurde, haben Schweizer Banken im europäischen Vergleich einen Vorsprung.
- Ein Drittel der Banken weltweit hat aber noch keine Geschäftsleitungsmitglieder mit professioneller Technologieerfahrung
- Positiv zu vermerken ist, dass 2015 nur 19 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder mit Technologieerfahrung Frauen waren. Diese Zahl ist nun auf 33 Prozent gestiegen.
Die Corona-Pandemie hat nicht überraschend einen Schub in Sachen Technologie-Investitionen ausgelöst, was wiederum auch zu einer stärkeren Nachfrage nach entsprechenden Fachleuten führte. Einerseits, weil sich auch die Kundenbedürfnisse veränderten, und andererseits eine vermehrte digitale Interaktion, Stichwort Homeoffice, unabdingbar wurde.
Cloudbasierte Lösungen sind die Zukunft
«Die Pandemie zwang viele Banken regelrecht dazu, den Kunden als auch ihren Mitarbeitenden digitale Lösungen zur Verfügung zu stellen. Das Know-how der Geschäftsleitung und die Akzeptanz von technologiebasierten Lösungen sind signifikant gestiegen. Unsere Umfrage stellt fest das 79 Prozent der CEOs in cloudbasierten Lösungen die Zukunft sehen, vor Covid-19 waren dies weniger als 30 Prozent gewesen», sagte Frédéric Brunier, Business Technology Lead Accenture DACH.