Der frühere CEO der St. Galler Kantonalbank in Deutschland will unabhängigen Vermögensverwaltern eine Infrastruktur bieten, damit sie ihre Ertragskraft steigern können. Das Geschäftsmodell ist bewährt. Hilfe kommt von einem US-Investor.
Ein Team um die beiden Banker Christoph Lieber und Gregor Korte haben die Cinerius Financial Partners in Zug gegründet, wie einer Mitteilung vom Montag zu entnehmen ist. Das Unternehmen will unabhängige Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum vereinen, um Grössenvorteile zu nutzen und deren Ertragskraft zu fördern. Die teilnehmenden Partnergesellschaften könnten ihre Unternehmensidentität dabei bewahren.
Mehrheitseignerin ist Summit Partners, ein amerikanisches Private-Equity-Unternehmen, das aktuell ein Portfolio von mehr als 23 Milliarden Dollar verwaltet.
Früher bei der UBS und der St. Galler Kantonalbank
«Unsere Gruppe besteht aus erstklassigen, wachstumsorientierten Unternehmen, die sich alle exzellenten Kundenservices verpflichtet fühlen. Wir werden unseren Partnern mit spezifischen Angeboten zur Seite stehen», sagte Lieber, Mitgründer und CEO von Cinerius. Er ist Mehrheitsgesellschafter der Habbel, Pohlig & Partner Vermögensverwaltung. In früheren Chargen war er CEO der St. Galler Kantonalbank Deutschland sowie für die UBS in leitender Position in verschiedenen Ländern tätig, wie auch finews.ch berichtete.
Die unabhängigen Vermögensverwalter sollen über Cinerius Unterstützung in den Bereichen Regulation und Digitalisierung erhalten sowie einen Zugang zu Wachstumskapital. Weitere Dienstleistungen wie Compliance, HR und Marketing sind geplant. Zudem stehen Nachfolgelösungen zur Verfügung. «Das Geschäftsmodell von Cinerius passt ideal in eine Phase von Wachstum und gleichzeitigem Konsolidierungsdruck», ergänzte der designierte Verwaltungsratspräsident Jens Hagemann.
Vier Vermögensverwalter in den Startlöchern
Hagemann war Gründer und Sprecher des Vorstands der V-Bank, Deutschlands erster Bank für unabhängige Vermögensverwalter. Ausserdem war er Vorstand der DAB Bank und hatte leitende Positionen bei der HVB Group und bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank inne.
Vier Vermögensverwalter wollen sich bereits Cinerius anschliessen – vorbehältlich der aufsichtsrechtlichen Genehmigung. Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern aus der DACH-Region werden aktuell geführt. Cinerius geht gemäss eigenen Aussagen im Zielmarkt von einem sehr hohen Wachstumspotenzial aus.
Wachsende Nachfrage
Tatsächlich existieren in der Schweiz nach wie vor sehr viel unabhängige Vermögensverwalter. Gemäss Angaben der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) gibt es hierzulande rund 2'300 solche Unternehmen (inklusive Trustees). Bislang blieb die viel zitierte Konsoliderung in diesem Firmensegment aus.
Doch mit den neu in Kraft gesetzten Regelwerk Fidleg und Finig dürfte es vor allem für kleinere Firmen in Zukunft schwieriger werden. Vor diesem Hintergrund ist das Angebot an Dienstleistungen, mit denen die unabhängigen Vermögensverwalter gewisse Aufgaben auslagern höchst begehrt.
Die vor mehr als 20 Jahren gegründete Schweizer Aquila-Gruppe ist eine Vorreiterin auf diesem Gebiet und vereinigt unter ihrem Dach bereits 74 Partnergesellschaften. Auch die Firma Reuss Private verfolgt ein solches Konzept. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von grösseren unabhängigen Vermögensverwaltern, die an weiteren Mitgliedern interessiert sind, um weitere Grössenvorteile zu erzielen.