Seit Beginn der Coronakrise klettern die Kurse von Gold und Bitcoin praktisch im Gleichtakt. Das lässt die Kryptowährung in den Augen mancher schon als sicheren Hafen erscheinen. Die Grossbank UBS hat jedoch eine klare Präferenz.
Die Pandemie geriet zum Schaulaufen fürs Gold: Der Wert des Edelmetalls legte im Jahresverlauf bisher um fast einen Drittel und erklomm ein neues Allzeithoch. Angesichts der Krisenlage, des schwachen Dollars und der unsicheren Börsen notiert der Preis pro Feinunze bei 1'945 Dollar.
Mehr ist drin, glaubt man der UBS. Analysten der Schweizer Grossbank haben ihre Erwartungen für den Goldpreis jüngst deutlich angehoben. Dieser soll nächstes Jahr auf 2'100 Dollar je Unze ansteigen – und länger hoch bleiben, als die Anleger denken. Dies aufgrund von neuen Unsicherheiten wie den US-Präsidentschaftswahlen vom November und der Nachfrage seitens der Anleger, wie die Experten gegenüber dem amerikanischen TV-Sender «CNBC» ausführten.
Heller als Gold
Behalten die UBS-Banker recht, dann stellt Gold seinen Wert als sicheren Hafen einmal mehr unter Beweis. Doch wie steht es um die Herausforderer aus der Kryptowelt? Die notorisch volatilen digitalen Devisen – allen voran die verbreitete Ether und Bitcoin – konnten seit Jahresbeginn ebenfalls markant zulegen. Sie glänzten dabei noch heller als Gold. So gewann der Bitcoin zum Dollar mehr als 50 Prozent an Wert, der Ether verdreifachte seinen Preis gar.
Entsprechend sehen sich Krypto-Aficionados mehr und mehr in der These bestätigt, dass die digitalen Währungen ebenfalls zu sicheren Häfen in Krisenzeiten taugen.
Nicht überzeugt
Auch zu diesem Thema meldete sich die UBS dieser Tage zu Wort – in einer separaten Studie, die unter anderem vom Branchenportal «Decrypt» aufgenommen wurde, zeigten sich die Experten des Instituts jedoch nicht überzeugt.
Die Grossbanker werten dabei eine Anlage als sicheren Hafen, wenn sie sich weitgehend unabhängig von der Konjunktur entwickelt und ihren Wert in Krisenzeiten zu bewahren vermag. Dies sei aber bei Bitcoin nicht der Fall, so der UBS-Report, und nennt gleich vier Gründe.
- Volatilität: Die Preisschwankungen von Kryptowährungen seien immer noch zu gross, um sie einem Standard-Portefeuille zuzumuten. Zu gross sei die Gefahr, dass grosse Vermögensteile zerstört würden.
- Kognitive Verblendung: Anleger in Kryptowährungen seien anfällig auf den «survivorship bias». Sie setzen oftmals auf die bekanntesten Kryptowährungen, weil deren Erfolg am besten sichtbar ist – und schätzen dabei die Wahrscheinlichkeit weiterer Zugewinne systematisch falsch ein. Das kann zu herben Entäuschungen führen.
- Keine Dividende: Dasselbe gilt allerdings auch fürs Gold uns ist ein grosser Nachteil. Weil der stetige Cashflows aus den Ausschüttungen fehlt, bleiben den Anlegern nur die Buchgewinne – und die Verluste.
- Schwankende Korrelation: Die Wertentwicklung von Kryptowährungen im Vergleich zu anderen Anlageklassen ist ebenfalls Schwankungen unterworfen. Laut der UBS hat die Korrelation zu Wertschriften in den letzten Wochen wieder zugenommen, was den Diversifikations-Effekt im Portefeuille der Anleger schmälert.
Der Paarlauf hält an
Dessen ungeachtet hält der Paarlauf von Gold und Bitcoin weiter an. Beide Anlagen haben Ende August eine Dämpfer erlitten, beiderorts rappelten sich die Preise in den letzten Tagen wieder auf. Das letzte Wort im Streit um den sicheren Hafen ist wohl erst gesprochen, wenn sich eines der Investments aus dem Sturm nach oben verabschiedet. So weit ist es noch nicht.