Das Edelmetall Gold war bereits das Investment des vergangenen Monats. Nun werden die Prognosen noch «bullisher». Tatsächlich korreliert der Goldpreis seit geraumer Zeit wieder mit einem Index des Schreckens.
Dass Gold die Anlageklasse dieses Sommers ist, haben nun auch die US-Investmentbanken bemerkt. Die Bank of America Merrill Lynch griff in ihrer Prognose gleich nach dem Rekord: Auf 2'000 Dollar pro Unze könne der Goldpreis in den nächsten zwei bis drei Jahren steigen. Ähnlich optimistisch für das Edelmetalle äusserten sich jüngst auch Goldman Sachs und J. P. Morgan.
Es mehren sich die Anzeichen, dass die Banken mit ihren Prognosen goldrichtig liegen. Anfang August durchbrach Gold die technische Barriere bei 1'450 Dollar pro Unze und kann sich seither über der Marke von 1'500 Dollar halten.
Erst jetzt der Startschuss
Gerald Celente, ein in den USA viel beachteter Trendanalyst, sagte kürzlich in einem Interview, dass der Bullenmarkt im Gold erst jetzt den Startschuss erlebt habe. Mit dem Durchbruch sei das Terrain nun relativ offen, die Marke von 2'000 Dollar zu erreichen.
Das wirtschaftliche wie auch das geldpolitische Umfeld sprechen dafür: Italien-Krise, Handelskrieg, Brexit, Iran-Konflikt – die Reihe geopolitischer Gefahren und solcher für die Weltwirtschaft lässt sich fortsetzen, welche Anleger in – vermeintlich – sichere Anlagen drängt.
Hunger der Zentralbanken
Brauchte es bisher für Investoren noch mehr Argumente für das Edelmetall, lieferte ihnen diese die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) mit ihrer Zinssenkung von Ende Juli, die aller Wahrscheinlichkeit die erneute Trendwende im amerikanischen Zinszyklus eingeläutet hat.
Gemäss dem sogenannten «Fed Watch Tool», einem Prognoseinstrument der US-Terminbörse CME besteht eine Wahrscheinlichkeit von 78,8 Prozent, dass die Fed diesen September eine weitere Zinssenkung von 25 Basispunkten vornimmt. Für eine Senkung von gar 50 Basispunkten bestehe eine Wahrscheinlichkeit von 21,2 Prozent. Der Hunger der Zentralbanken auf das Edelmetall ist ebenfalls ein Faktor, der den Preis weiter steigen lassen kann.
Was ist heute Sicherheit?
Wenn sogar die Notenbanken Gold als sichere Anlage suchen, dürften bei manchem Investment-Profi die Alarmglocken läuten. Der Begriff Sicherheit hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten definitiv wieder auf das in den vergangenen Jahren eher verschmähte Edelmetall ausgedehnt.
Es scheint, als ob nun auch institutionelle Investoren davon abkommen, für die vermeintliche Sicherheit, welche Staatsanleihen bieten, einen Aufpreis zu bezahlen. Staatsanleihen werden in der Regel dem Gold vorgezogen, weil sie Zinsen abwerfen.
Liste des Schreckens
Doch der Anteil solcher Papiere, die nur noch Minuszinsen bringen, ist massiv angestiegen, wie diese Aufstellung auf Basis von Daten der Nachrichtenagentur «Bloomberg» illustriert.
- Dänemark: 100 Prozent
- Deutschland: 98 Prozent
- Niederlande: 93 Prozent
- Schweden: 90 Prozent
- Finnland: 90 Prozent
- Frankreich: 75 Prozent
- Japan: 71 Prozent
- Österreich: 69 Prozent
- Irland: 61 Prozent
- Portugal: 56 Prozent
- Spanien: 53 Prozent
- Italien: 6 Prozent
- USA: 0 Prozent
Tatsächlich hat Sven Lehmann, ein Fondsmanager der deutschen HQ Trust, kürzlich auf eine interessante Korrelation hingewiesen: Der Goldpreis entwickelte sich in den vergangenen Jahren relativ synchron zur Marktkapitalisierung von Anleihen mit negativer Verzinsung.
Es gibt derzeit keinerlei Anzeichen, dass Staatsanleihen mit Minuszins in nächster Zeit wieder positive Renditen abwerfen könnten. Dass nun auch die US-Realzinsen wieder in Richtung Null fallen, ist dem Goldpreis zusätzlich förderlich.
Gut möglich, dass die «Gold Bugs», die in den vergangenen Jahren mit ihrem sturem Festhalten an optimistischen Preisprognosen ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt haben, nun doch noch Recht bekommen.