Welche Krise? Die in Liechtenstein verwalteten Fondsmögen haben sich innert drei Jahren verdoppelt. Urs Müller und Simon Tribelhorn wissen warum.
Von Urs Müller (Liechtensteinische Landesbank) und Simon Tribelhorn (Liechtensteinischer Bankenverband)
Im Vergleich zur Schweiz oder zu Luxemburg ist der Fondsplatz Liechtenstein noch jung. In den vergangenen Jahren hat sich Liechtenstein stark entwickelt und professionalisiert. Mit dem EWR-Beitritt schuf Liechtenstein die Möglichkeit, EU-kompatible Fonds aus Liechtenstein aufzulegen und legte damit den Grundstein zu einem modernen, regulierten und anerkannten Fondsstandort.
1996 wurden die ersten Fonds in Liechtenstein aufgelegt. Die liechtensteinischen Banken bekannten sich von Anfang an klar zum eigenen Fondsstandort und wandelten viele ihrer bankinternen Sondervermögen in Publikumsfonds um. Im Jahr 2005 sodann wurde das liechtensteinische Fondsrecht an die Regelungen der europäischen Fondsrichtlinie (UCITS III) angepasst.
Aus eins mach zwei
Heute zeichnet sich der Fondsplatz Liechtenstein durch eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten und Rechtsformen aus. Zudem haben sich im Zusammenspiel zwischen der Fondsindustrie und der Finanzmarktaufsicht klare und speditive Prozesse zur Gründung und Bewilligung liechtensteinischer Fonds etabliert.
Gemäss Statistik des Liechtensteinischen Fondsverbandes hat sich das Volumen der in Liechtenstein domizilierten Fonds zwischen Dezember 2006 und Oktober 2009 von 17,1 Milliarden auf rund 36 Milliarden Franken mehr als verdoppelt – angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten eine mehr als beachtliche Leistung.
Nochmals bessere Bedingungen
Zu dieser positiven Entwicklung trugen massgeblich Fondspromotoren aus dem benachbarten Ausland bei, insbesondere aus der Schweiz. Gerade in jüngster Zeit wird der Fondsstandort Liechtenstein vermehrt von grossen institutionellen Fondsanbietern als Plattform für ihre auf die europäischen Absatzmärkte ausgerichtete Fondspalette genutzt.
Schon bald werden die Rahmenbedingungen für die liechtensteinische Fondsindustrie nochmals erheblich verbessert. Der Grund dafür liegt in zwei europäischen Richtlinien.
Dies ist zum einen die UCITS-IV-Richtlinie, in der die Voraussetzungen für die Errichtung, das Management und den Vertrieb von EU-kompatiblen Fonds (so genannten UCITS) festgelegt werden. Für die Anleger wird vor allem die Einführung der «Key Investor Information» von Nutzen sein. Für den Fondsstandort Liechtenstein dürfte sich speziell der geplante EU-Pass für Fondsverwaltungsgesellschaften sehr positiv auswirken.
Das Projekt heisst «Fondsplatz Liechtenstein 2011»
Zum andern wird aktuell der Richtlinienentwurf der EU-Kommission für die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM) intensiv diskutiert. Darin ist unter anderem ein neuer EU-Pass für die Verwalter von so genannten «Alternative Investment Funds» beziehungsweise für den gesamten Non-UCITS-Bereich geplant. Mit der vorgesehenen AIFM-Richtlinie kann Liechtenstein seine Attraktivität als Standort für Verwaltungsgesellschaften, für Vermögensverwalter und natürlich für sämtliche Fonds aus dem Non-UCITS-Bereich erheblich steigern und künftig als «Hub» für alternative Investments in Europa dienen.
Um den Fondsplatz auf die anstehenden Herausforderungen optimal vorzubereiten, hat die Regierung am 12. Oktober die Ausarbeitung eines Projektes «Fondsplatz Liechtenstein 2011» beschlossen. Durch die rasche und praxisorientierte Umsetzung der neuen EU-Richtlinien sowie durch Implementierung weiterer, gezielter Optimierungen soll die erfolgreiche Entwicklung des Fondsplatzes Liechtenstein auch in Zukunft sichergestellt werden. In diesen Prozess werden sowohl die Regulierungs- und Aufsichtsbehörden als auch die Marktteilnehmer eingebunden.
Urs Müller ist Chairman der LLB Fondsleitung AG; Simon Tribelhorn ist Jurist beim Liechtensteinischen Bankenverband LBV.
Der Artikel ist Teil der Oktober-Ausgabe des «Bankenmagazins» des Liechtensteinischen Bankenverbands.