Privatvermögen ist heute bedroht. Das stellen Prinz Michael von Liechtenstein und Graf Francis von Seilern-Aspang im Interview mit finews.ch fest und entwerfen darum eine Zukunftsvision für die Vermögensbetreuung.


Meine Herren, wenn von Geld die Rede ist, geht es oftmals um die Frage, wie man dieses vermehren kann. Sie hingegen wollen Vermögen «nur» erhalten und nennen das «Wealth Preservation». Weshalb so bescheiden?

Prinz Michael von Liechtenstein (PMvL): Unter dem Begriff «Wealth», also Vermögen, verstehen wir nicht nur Finanzanlagen, sondern ebenso materielle wie immaterielle Güter, etwa Immobilien, Yachten, aber auch Unternehmenswerte oder die Ausbildung von Familienmitgliedern.

Wir beraten und betreuen vermögende Familien und Unternehmer überall auf der Welt, deren Anspruch es ist, bestimmte Vermögenswerte zu erhalten, um damit einen langfristig ausgerichteten Zweck erfüllen zu können. Die Vermögensvermehrung ist dementsprechend ein Teilaspekt.

Wovor muss man Privatvermögen schützen?

Graf Francis von Seilern-Aspang (GFvSA): Private Vermögen spielen eine wichtige volkswirtschaftliche Rolle. Hinzu kommt, dass Vermögen schon immer gefährdet waren – durch Wirtschaftskrisen, Kriege und Katastrophen, aber auch durch staatliche Enteignungen oder Nachlässigkeit.

«Es besteht ein grosses Risiko, dass solche Vermögen schrumpfen oder gar verschwinden»

Ungefähr 80 Prozent der kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) in Deutschland haben sich beispielsweise noch nie überlegt, wie sie ihre Nachlassplanung angehen wollen. Da besteht zwangsläufig ein grosses Risiko, dass solche Vermögen schrumpfen oder gar verschwinden.

Welche Rolle übernehmen Sie in diesem Kontext?

(PMvL): Bildlich gesagt können wir eine Überschwemmung auch nicht verhindern, aber wir können dazu beitragen, einen Damm zu bauen.

Und etwas profaner ausgedrückt?

(GFvSA): Im Zusammenhang mit Familienvermögen gibt es eine Reihe von Themen, mit denen man sich ständig befassen muss: Neben der Nachfolgeregelung sind das die jeweiligen familiären Strukturen und Wertvorstellungen, die rechtskonforme Versteuerung des Vermögens, vor allem, wenn dieses über verschiedene Kontinente verteilt ist und es die Familienmitglieder möglicherweise auch sind.

«Unsere Wurzeln liegen im Hause Liechtenstein»

Mit «Wealth Preservation» haben wir vom Industrie- und Finanzkontor einen Überbegriff, der verschiedene Disziplinen in sich vereint, so dass man daraus ein Verwendungskonzept schmieden kann. Individuelle Strukturen über Stiftungen oder Trusts bilden darin das Kernelement.

Machen das nicht schon die Banken oder Family Offices?

(GFvSA): Nein. Banken und Family Offices legen ihren Fokus anders, nämlich primär auf «bankable Assets». Sie decken somit einen Teilbereich der Wealth Preservation ab.

Wie qualifiziert sich denn der relativ unbekannte Industrie- und Finanzkontor für die Wealth Preservation?

(PMvL): Wir betrachten eine Vermögenssituation in ihrer Gesamtheit, also nicht nur aus dem materiellen Blickwinkel. Den Industrie- und Finanzkontor gibt es seit 1948. Unsere Wurzeln liegen im Hause Liechtenstein, das seit vielen Jahrhunderten Bestand hat und ein Beleg dafür ist, dass Vermögen und Werte auch in einem sich ständig verändernden Umfeld erhalten und über Generationen hinweg weitergegeben werden können.

«Wie im Bauwesen sehen wir uns als Generalunternehmer»

Der Industrie- und Finanzkontor kann aus diesem reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen. Wir beraten beispielsweise nicht nur darin, was man tun kann, sondern ebenso, was man besser vermeiden sollte. Das gehört auch zu unserer Verantwortung als «Wealth Preservation Experts». Mit unserem Wissen und unserer Erfahrung können wir Vermögen und Werten eine Zukunft geben.