Der Verein Swiss Sustainable Finance hat sich erstmals öffentlich präsentiert. Nachhaltigen Finanzdienstleistungen haften zwar noch viele Vorurteile an. Doch diese Domaine könnte zu einem zentralen Wachstumsfaktor für den hiesigen Finanzplatz werden.
Swiss Sustainable Finance (SSF) hatte am Donnerstag im Convention Point der SIX in Zürich zum ersten Publikumsanlass eingeladen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, bei allen Finanzdienstleistungen die Nachhaltigkeitsprinzipien zu fördern und die Schweiz zu einem führenden Zentrum nachhaltiger Finanzen zu machen.
Am gut besuchten Anlass zum Thema «Mit vereinten Kräften für einen nachhaltigen Finanzplatz Schweiz» hoben Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (Bild), Leiterin SECO, und Marianne Fay, Chief Economist Climate Change Group, Weltbank, die Chancen hervor, die sich für die Schweiz aus der nachhaltigen Ausrichtung des Finanzplatzes eröffnen.
Auch kritische Stimmen
Qualität und Innovationskraft und enormes Finanzwissen würden mehr denn je gefragt sein. In der Panel-Diskussion fanden auch kritische Stimmen Gehör. Unbestritten war bei allen: Der Zug nachhaltiger Finanzplatz Schweiz nimmt Fahrt auf.
Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch eröffnete den Anlass mit mehr als 200 Teilnehmenden. Dabei erläuterte die Leiterin des SECO die Vorteile, die sich aus der Kombination «Schweiz-Nachhaltigkeit-Finanzen» erzeugen lassen. Dies auch mit Blick auf die Ziele der Uno zur nachhaltigen Entwicklung: Privatsektor-Initiativen wie SSF könnten neue Investitionskonzepte und alternative Lösungen liefern und gleichzeitig neue Geschäftsfelder eröffnen, sagte Ineichen-Fleisch.
Dringend benötigte Finanzmittel
Marianne Fay von der Weltbank, betonte den fundamentalen Wandel, der in Wirtschaft stattfindet. Die Bereitschaft beziehungsweise Dringlichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, wachse schneller als die dafür benötigten Finanzmittel.
«Wenn wir unseren Planeten nicht kochen wollen, müssen wir das Wachstum ökologischer gestalten. Der Kapitalbedarf für eine nachhaltige globale Entwicklung ist enorm. Ein Land wie die Schweiz kann hier ein wichtiger Player werden und sich damit neue Marktchancen eröffnen», sagte Fay.
Konkurrenz im Ausland schläft nicht
SSF-Präsident Klaus Tischhauser zeigte sich überzeugt, dass nicht mehr die Frage im Raum steht, ob Sustainable Finance ein valables Business-Konzept für den Schweizer Finanzplatz sei. Offen bleibe einzig, wie schnell sich die verschiedenen Akteure auf eine gemeinsame Stossrichtung einigen und dann mit vereinten Kräften agieren können. Die Zeit dränge, denn die Konkurrenz im Ausland schlafe nicht.
Ein Experten-Panel mit Vertretern aus verschiedenen Finanzbereichen – Ivo Germann, SECO; Ivo Knoepfel, OnValues; Burkhard Varnholt, Julius Bär; Daniel Wild, RobecoSAM; Scott Williams, PWC – diskutierte anschliessend über die Chancen und Risiken, die ein nachhaltiger Schweizer Finanzplatz mit sich bringt.
Noch nicht im Angebot
Einigkeit bestand darin, dass die Schweiz über hervorragende Strukturen und geballtes Wissen verfüge. In naher Zukunft würde auch der Begriff «nachhaltig» überflüssig werden, da gesetzliche Vorgaben dies verlangen werden. Skeptisch blieb jedoch der eine oder andere hinsichtlich Umsetzungstempo: Globale institutionelle Investoren verlangen nach Lösungen, die so noch nicht im Angebot sind, wie weiter zu erfahren war.
Sabine Döbeli, Geschäftsführerin von SSF, betonte die Wichtigkeit von Informationen und einer wirksamer Zusammenarbeit, um diesem Trend zu begegnen. «Die derzeit 73 Mitglieder und Netzwerkpartner von SSF sind vom Potenzial nachhaltiger Finanzanlagen überzeugt. Mit der Förderung von Nachhaltigkeitsprinzipien bei Finanzdienstleitungen dank aussagekräftiger Daten und durchdachten Ausbildungsangeboten stärken wir den Finanzplatz Schweiz», betonte Döbeli.