Die Firma SecureSafe bietet digitale Schliessfächer an. Banken und Versicherungen machen einen wachsenden Teil der Klientel aus. Sind sie selber etwa nicht mehr sicher? Antworten von SecureSafe-CEO Tobias Christen.
Herr Christen, warum sind virtuelle «Tresore» so gefragt?
Die Überwachungs-Programme, Datenklau-Skandale und immer professioneller werdenden Diebstähle von Zugangsdaten haben die Internet-Nutzer in den vergangenen Monaten enorm sensibilisiert. Dabei zeigte sich, dass viele Mainstream-Dienste nur mangelnde Sicherheitsvorkehrungen haben.
Datensafes bieten als Hauptmerkmal Sicherheit und sind so konzipiert, das sie mit Hilfe von Sicherheitsmechanismen und Verschlüsselungstechnologien den Diebstahl verhindern.
«Das gute Image der Schweiz hilft»
Auch das schwindende Vertrauen in die USA, wo viele unserer Mitbewerber im Bereich Cloud-Datenspeicherung angesiedelt sind, verstärkt die Nachfrage nach sicheren Lösungen aus Europa. Das gute Image der Schweiz als sicheres und vertrauenswürdiges Land hilft uns erheblich, eine alte Tradition der sicheren Verwahrung von Werten fortzuführen.
Warum kommen so viele Banken zu Ihnen?
Wir haben unsere Dienstleistung SecureSafe von Beginn an als digitales Bankschliessfach konzipiert und so einen Service modernisiert, den die Banken mit Schliessfächern bereits seit Urzeiten offerieren.
Wir bieten damit eine ideale Ergänzung zu den Dienstleistungen einer modernen Bank, die ihre Kunden zunehmend elektronisch bedient. Denn die Kunden möchten Bankbelege, Verträge oder andere persönliche Dokumente, genauso sicher geschützt wissen, wie ihre Wertpapiere und Juwelen im traditionellen Safe.
«Mit der ZKB kooperieren wir schon Jahre»
Neben der vertraulichen Speicherung von Daten, bieten wir den Banken aber auch die Möglichkeit, ihren Kunden Dokumente ohne Sicherheitsrisiken zuzustellen oder Partnern, wie externen Asset Managern, wichtige Daten zugänglich zu machen.
Mit welchen Finanzinstituten arbeiten Sie bereits zusammen?
Im Retailbanking kooperieren wir schon seit Jahren mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB), die ihren Kunden ermöglicht, Bankbelege automatisiert in ihren SecureSafe einzuliefern.
Im Bereich Private Banking bietet die italienische UniCredit ihren Topkunden einen ganz besonderen Service – ein gemanagtes Smartphone, das den Kontakt zum Bankberater per Video-Chat ermöglicht. Dabei sind verschiedene Apps installiert, unter anderem auch unsere SecureSafe-App.
«Es gibt klare Kostenvorteile für die Banken»
Neben Versicherungsgesellschaften wie der Axa Winterthur und der Allianz arbeiten wir noch mit vielen anderen Schweizer und internationalen Banken zusammen, die wir aber namentlich nicht nennen dürfen.
Die ZKB zählt auch zu Ihren wichtigsten Aktionären. Wie kam es dazu?
Als Kundin haben wir die ZKB seit 2012. Die Zusammenarbeit begann aber schon früher. Der damalige Leiter der eChannel-Projekte erkannte schon früh den Wert des digitalen Schliessfachs und entwickelte eine Strategie, bei der das Schliessfach eng ins eBanking integriert ist. Denn die ausgelagerte PDF-Speicherung hat auch Kostenvorteile für die Bank.
«Wir begeistern auch schon deutsche Banken»
Die Investition ist völlig unabhängig von diesem Projekt. Die ZKB ist seit der ersten Stunde bei uns investiert und ermöglichte mit Risikokapital den Aufbau von SecureSafe. Bis heute unterstützt sie uns als Investorin beim Ausbau und der Internationalisierung unserer Dienstleistung.
Sind weitere Kooperationen mit Banken geplant?
Ja, mehr und mehr Institute sehen in digitalen Safes eine ideale Ergänzung zu ihren Dienstleistungen. Aktuell treiben wir den Ausbau in Deutschland voran, wo wir bereits einige Banken für unsere Dienstleistungen begeistern konnten.
Ihr Angebot muss sich – analog zur Technologie – laufend weiterentwickeln. Was sind nächste Innovationsschritte?
Kürzlich haben wir das Login per Fingerabdruck auf unserer iOS App eingeführt. Nach 18 Monaten Entwicklungszeit stehen wir aktuell auch kurz vor der Veröffentlichung unseres Sync-Clients, der die sichere Datensynchronisierung mit dem PC/Mac ermöglicht.
«Die Datenmenge nimmt kontinuierlich zu»
Das ist ein grosser Schritt für uns und ermöglicht den Nutzern, ihre Daten einfacher im SecureSafe zu speichern. Denn die Datenmenge, die die Nutzer schützen möchten, nimmt kontinuierlich zu.
Was speichern denn Ihre Kunden in ihren Online-Schliessfächern?
Bei SecureSafe lassen sich Daten jeglicher Art einlagern, inklusive die Speicherung von Passwörtern in einem integrierten Passwortsafe. Das System ist so konzipiert, dass niemand ausser dem Kunden selbst in den Safe Einblick hat. Auch unser eigenes Team nicht.
«Wir haben mehr als 600'00 Nutzer weltweit»
Nur so können wir die Sicherheit der Daten garantieren. Mittlerweile speichern viele Kunden auch Fotos mit einem hohen emotionalen Wert. Diese Bilder wollen sie schützen.
Kann auch eine Einzelperson einen virtuellen Safe bei Ihnen mieten?
Natürlich. Wir haben über 600'000 Nutzer auf der ganzen Welt, davon stammen 10 bis 20 Prozent aus der Schweiz.
Tobias Christen ist der CEO der 2006 gegründeten Firma SecureSafe in Zürich. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Software-Entwicklung. Vor der Gründung von SecureSafe war er für die Entwicklung der Sicherheitsarchitektur einer grossen internationalen Versicherungsgesellschaft verantwortlich und war technologischer Leiter eines Unternehmens für IT-Sicherheitsprodukte.