Der US-Vermögensverwalter T. Rowe Price ist daran, einige Schlüsselpositionen in der Schweiz zu besetzen. Ausserdem soll der Wholesale-Bereich ausgebaut werden, sagt Länderchef Paolo Corredig.
Der amerikanische Vermögensverwalter T. Rowe Price ist eine langweilige Gesellschaft. Jahr für Jahr legt das Unternehmen solide Resultate hin, und der Aktienkurs steigt – nicht spektakulär, so wie es sich manche Investoren wünschen, dafür stetig (vgl. Grafik).
(T. Rowe Price-Aktie über 20 Jahre)
Das mag mit ein Grund sein, dass der 1937 von Thomas Rowe Price jr. gegründete Vermögensverwalter nicht zuvorderst in den Schlagzeilen steht. Doch gemessen an den wichtigsten Kennzahlen, ist T. Rowe Price eine interessante Gesellschaft.
Mediale Zurückhaltung
Per Ende März 2014 verwaltete das in Baltimore domizilierte Unternehmen insgesamt 711,4 Milliarden Dollar gegenüber 617,4 Milliarden Dollar zwölf Monate zuvor. T. Rowe Price ist profitabel, und die Performance der Fondsmanager ist beachtlich. Knapp 80 Prozent von ihnen schlugen über die vergangenen drei Jahre die Vergleichszahlen von Lipper.
Analog zur generellen medialen Zurückhaltung von T. Rowe Price verhält sich auch die Niederlassung in der Schweiz eher diskret. Seit August 2012 ist der frühere Invesco-Manager Paolo Corredig (Bild) das Gesicht der Firma. Seine Aufgabe ist es, die Beziehungen im Wholesale-Bereich, also im Geschäft mit Banken, Vermögensverwaltern und anderen Finanzintermediären, zu vertiefen. «Das hat oberste Priorität», erklärt er im Gespräch mit finews.ch.
Arbeitsantritt im 4. Quartal
Vor diesem Hintergrund ist er daran, das bestehende Team personell zu erweitern. Der Rekrutierungsprozess für eine weitere Sales-Stelle im Wholesales-Bereich ist bereits weit fortgeschritten. «Wir rechnen mit einem Arbeitsantritt im 4. Quartal 2014. Diese Person wird von Zürich aus arbeiten, aber durchschnittlich zwei bis drei Mal pro Woche in der Westschweiz unterwegs sein, um das Geschäft dort zu intensivieren», sagt Corredig.
Neben dieser Sales-Position für die Romandie ist noch eine weitere Verkaufsstelle im Wholesale-Bereich bewilligt. «Diesen Rekrutierungsprozess werden wir aber erst in Angriff nehmen, wenn der neue Romandie-Verantwortliche gut eingeführt ist», so Corredig weiter.
Vertriebsausbau in Europa
Nach wie vor vakant ist die Stelle des Verantwortlichen für das institutionelle Geschäft in der Schweiz und Liechtenstein, das derzeit Corredig zusätzlich leitet. Wie erinnerlich war Josef Bossi auf diesem Posten, bevor er T. Rowe Price in Richtung Notenstein Privatbank verliess, wie auch finews.ch meldete.
«Im Zuge unseres Vertriebsausbaus in Europa sind wir derzeit auch daran, die Schlüsselpositionen für Deutschland, Italien, Spanien und die Schweiz zu rekrutieren. Wann eine konkrete Besetzung angekündigt werden kann, ist noch nicht abzuschätzen», sagt Corredig im Gespräch mit finews.ch weiter.
Die einst geäusserte Absicht, in Zürich eine Marketing-Position zu besetzen, wurde im Zuge der Gesamtstrategie neu überdacht. «Wir haben uns dafür entschieden, die Marketingkompetenzen in London gebündelt zu stärken und von dort heraus die Länder zu unterstützen», heisst es von Corredig weiter.
Wie Warren Buffett
Die Investment-Spezialisten von T. Rowe Price haben im Schnitt mindestens 18 Jahre Branchenerfahrung und sind für ihren Value-getriebenen Bottom-up-Ansatz bekannt. Mit anderen Worten: Sie suchen – ähnlich wie Warren Buffett – unterbewertete Firmen, in die sie investieren.
In den vergangenen zwei Jahren war dieser Anlagestil etwas weniger en vogue, da die Börse auf breiter Front zulegte, was im Allgemeinen eher so genannte Growth-Titel favorisiert, etwa im Technologie-Sektor.
Anleger schichten um
Mit den inzwischen erreichten Rekordnotierungen sowohl in den USA als auch beispielsweise in Deutschland könnte nun jedoch ein weitreichendes Umdenken bei den Investoren einsetzen, sagt Corredig. Zahlreiche Anleger hätten begonnen, angesichts der stolzen Bewertungen Gewinne mitzunehmen und ihre Portefeuilles umzuschichten – hin zu klassischen Value-Titeln.