Gegenläufige Spekulationen über die nächsten Ankündigungen der beiden Schweizer Grossbanken haben das Wochenende dominiert. Was ist zu erwarten?

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1. Stellenabbau

In den letzten Wochen haben sich Meldungen über einen Stellenabbau bei der UBS und der Credit Suisse (CS) geradezu inflationär verbreitet. Wenn die CS am kommenden Donnerstag ihre Zahlen zum 3. Quartal 2012 ankündigt, wird es allerdings kaum zu einem weiteren, grossen Stellenabbau kommen. Denn die Bank ist noch immer daran, die bereits eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen umzusetzen. Verschiedentlich hat Private-Banking-Chef Hans-Ulrich-Meister auch erklärt, dass die Wirkung der laufenden Sparprogramme sich erst im 4. Quartal niederschlagen werde. Anders bei der UBS, die am 30. Oktober 2012 ihre Zahlen präsentieren wird. Da ist mit einem Jobabbau zu rechnen.

2. Margen

Schrumpfen werden erneut die Margen. Das Vermögensverwaltungsgeschäft wie es die Banken in den letzten Jahren betrieben haben, gehört der Vergangenheit an. Hohe Kommissionen lassen sich kaum mehr verrechnen. Laufend steigende Kosten für Compliance und Regulation, verbunden mit der Zurückhaltung der Kunden, werden entsprechend die Margen weiter verengen. Das führt unter dem Strich vorerst einmal zu weniger Gewinn, denn die Banken haben sich noch nicht vollständig an diese neuen Rahmenbedingungen angepasst.

3. Investmentbanking

Die grösste Überraschung bei den Quartalszahlen dürfte das Investmentbanking bescheren, denn es wird nach der eher enttäuschenden Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf überraschend gut ausfallen, wie die Ergebnisse der amerikanischen Finanzhäuser in einzelnen Teilbereichen gezeigt haben. Vor diesem Hintergrund wird die Diskussion über den Stellenwert des Investmentbanking bei den Schweizer Grossbanken eine neue Wendung erhalten.

4. Private Banking

Entgegen den landläufig verbreiteten «Abfluss-Szenarien» werden die beiden Schweizer Grossbanken im Private Banking ihre Position durchaus behaupten können. Zwar steht das Europa-Geschäft unter Druck. Doch die Kompetenz und der Service der Schweizer Geldhäuser sind international nach wie vor führend und entsprechend auch gefragt. Insbesondere in Asien sowie in Russland. Angesichts der anhaltend konfusen Lage im Euro-Raum, haben zusätzlich viele Leute Geld in die Schweiz geschafft – beide Grossbanken werden in den nächsten zehn Tagen einen erfreulichen Neugeld-Zufluss ausweisen.

5. Reorganisationen

Das einzig Stetige ist der Wandel. Das gilt auch für die Schweizer Grossbanken. Neben den verschiedenen Sparbemühungen werden beide Institute ihre Organisation weiter verändern und umbauen. Die Diskussion über die Integration des Asset Management ins Private Banking bei der Credit Suisse ist ein solches Beispiel der Veränderung; ebenso die vergangene Woche bekanntgegebenen Restrukturierung im Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern, wie finews.ch berichtete. Denkbar ist bei der CS offenbar auch der Verkauf der ETF-Sparte.

6. Globallösung

Vorläufig sind die Schweizer Banken noch weit entfernt von einer Globallösung mit den USA, zumal jenseits des Atlantiks in den nächsten zwei Wochen die Präsidentschaftswahlen die Agenda voll dominieren werden. Während die UBS von der (Steuer-)Problematik nicht (mehr) tangiert ist, ist das Thema für die CS nach wie vor eine Hypothek. Die Nachricht, wonach der frühere UBS- und CS-Banker Christos Bagios nun mit den US-Behörden kooperiert, könnte nach Einschätzung von Experten die Entwicklung zu einer Globallösung beschleunigen; wenn auch nicht unbedingt im Sinne der Schweiz.

7. Personalwechsel

Während in der ersten Jahreshälfte der Ruf nach personellen Veränderungen an der Spitze der CS immer lauter wurde, hat sich diese Forderungen inzwischen verflüchtigt. Seit es der Bank unter der Ägide von Brady Dougan gelungen ist, sich zu rekapitalisieren und so die Eigenmitteldecke deutlich zu verstärken, scheint sich der Amerikaner aus der Schusslinie seiner Kritiker befreit zu haben. Im Gegensatz dazu scheint bei der UBS nun ein Machtkampf auf der Chefetage von Sergio Ermotti zu toben. Doch allfällige Konsequenzen dürften sich erst im nächsten Jahr bemerkbar machen.

8. Aktienkurs

Über die letzten Monate hat sich der Aktienkurs der beiden Schweizer Grossbanken erstaunlich gegenläufig entwickelt. Während die Papiere der UBS im Verlauf der letzten zwölf Monate um 9,43 Prozent zulegten, verloren die Titel der CS 11,16 Prozent. Dies zeigt offenbar, dass die Positionierung der UBS als globale Vermögensverwalterin den Investoren glaubwürdiger erscheint, als die Ausrichtung der Credit Suisse, die nach wie vor ein breit ausgebautes Investmentbanking unterhält. Doch vielleicht wird sich das bald ändern.

9. Re-Positionierung

In Finanzkreisen ist man sich einig, dass die beiden Schweizer Grossbanken ihren Aktienkurs erst wieder nachhaltig werden steigern können, wenn sie sich in grossem Stil von ihrem Investmentbanking trennen oder dieses zumindest abspalten, so dass sie gewisse Dienstleistungen nach wie vor ihren Kunden rasch und effizient anbieten können. Allerdings will keine Bank den ersten Schritt machen, sondern wartet ab, was die Konkurrenz – weltweit – unternimmt. Sobald aber eine internationale Bank diesen Schritt macht, werden die anderen folgen. Das wäre dann auch der Startschuss für eine signifikante Erholung des Aktienkurses bei beiden Schweizer Grossbanken.

10. Verwaltungsrat

In den letzten zwei Jahren sind verschiedene neue Fachleute in die Aufsichtsgremien der beiden Schweizer Grossbanken (UBS und Credit Suisse) gewählt worden. Damit liess sich die Kompetenz in den Banken zweifelsohne steigern. Allerdings hat sich dies in der Strategie noch kaum niedergeschlagen. Entsprechend sind die Verwaltungsräte gefordert. Mit oder unmittelbar nach der Präsentation der Zahlen für das 3. Quartal 2012 müssen wichtige strategische Entscheide gefällt werden.