Am nächsten Montag beginnt in London der Prozess gegen den früheren UBS-Händler Kweku Adoboli. Bei der Schweizer Grossbank liegen die Nerven blank.
Das Verfahren gegen Kweku Adoboli (Bild unten) ist unangenehm für die Schweizer Grossbank UBS – und zwar aus verschiedenen Gründen.
1. Obschon es um den Angeklagten Kweku Adoboli geht und die UBS keine Partei in diesem Gerichtsverfahren ist, setzt das englische Recht enge Grenzen, was Stellungnahmen zum laufenden Verfahren betrifft. Mit anderen Worten: Die UBS wird nur sehr eingeschränkt kommunizieren können.
2. Unter diesen Prämissen sind der UBS die Hände gebunden, vor allem dann, wenn im Prozessverlauf «auch die Kultur und die Praktiken» der Grossbank zur Sprache kommen werden, wie UBS-CEO Sergio Ermotti in einem internen Memo diese Woche schrieb.
3. Bereits sind auch alle Mitarbeiter der Bank angewiesen worden, sachlich und mit Bezug auf die zur Verfügung stehenden Dokumente zu argumentieren, wenn sie mit ihren «Kunden, Familien und Freunden» diskutieren werden. Auch dies zeigt, mit welcher Nervosität die UBS dem anstehenden Prozess begegnet.
4. Die UBS hat zudem eine eigene, mehrsprachige Website eingerichtet, die laufenden über die Entwicklungen im Gerichtsverfahren informieren wird.
5. Einen Hinweis auf die bis zum Vorfall problematischen Strukturen innerhalb der Bank lieferte UBS-CEO ebenfalls in seinem Mail an die Mitarbeiter. Er schreibt darin, welche Folgen es haben könne, wenn wir (die Mitarbeiter) Fehlverhalten zuliessen, oder wenn einzelne Personen ihre Verantwortung nicht erst nähmen. Und Fehlverhalten beinhalte auch Wegschauen, wenn bei Anzeichen von Unregelmässigkeiten nicht sofort energisch interveniert und eskaliert werde.
6. Der Prozess beginnt am 10. September, und die geplante Dauer beträgt acht Wochen, eventuell wird er auch länger dauern.
7. Das Urteil werden zwölf Geschworene («von der Strasse») fällen, während das Strafmass vom Richter dann festgesetzt wird.
8. Gerade weil es sich bei den zwölf Geschworenen um Laien handelt, darf im Verlauf des Prozesses die emotionale Kompetente nicht unterschätzt werden. Das Image der Banken ist derzeit alles andere als gut, und wenn dabei die früheren Machenschaften der UBS respektive von Kweku Adoboli neu aufgerollt werden, wird dies zweifelsohne einen erheblichen Einfluss auf die Geschworenen haben.
9. Einiges deutet darauf hin, dass der Angeklagte Kweku Adoboli eine Verteidigungsstrategie fahren wird, bei der sich zeigen soll, dass seine Vorgesetzten von seinen Machenschaften wussten respektive nicht eingeschritten sind beziehungsweise weggeschaut haben. Dieses deutete bereits auch UBS-CEO Sergio Ermotti in seinem Schreiben an die Mitareiter an.
10. Nach den einzelnen Verfahrensschritten (Auswahl der Jury, Eröffnungsplädoyer, Zeugenbefragungen, erste Stellungnahme der Verteidigung, etwa mit Antrag auf Klageabweisung, weitere Zeugenbefragungen und Schlussplädoyers) wird sich die Jury (12 Geschworene) zur Urteilsfindung zurückziehen. Dies kann Stunden, Tage oder gar Wochen dauern. Lautet das Urteil auf schuldig, vertagt sich das Gericht kurzzeitig, bevor es das Strafmass verkündet.
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