Als neugewählter Verbandspräsident der Vermögensverwaltungsbanken in der Schweiz will Giorgio Pradelli vor allem auf die Gemeinsamkeiten setzen und nicht ständig von «Too-big-to-fail» sprechen. Grossen Handlungsbedarf sieht er im Dialog mit der EU.
Als neugewählter Präsident der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV) hatte EFG-International-Chef Giorgio Pradelli am (heutigen) Dienstag seinen ersten offiziellen Auftrag am Private Banking Day in Genf, der zusammen mit der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) organisiert wurde.
Obschon der Anlass grossmehrheitlich den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag und in der Finanzbranche thematisierte, liess es sich Pradelli nicht nehmen, auch ein paar Worte zur allgemeinen Stimmung in seiner Gilde zu äussern.
Insgesamt bullish»
Dabei machte er gleich klar, dass er mehr Opportunitäten als Herausforderungen sehe und für den hiesigen Finanzplatz insgesamt «bullish» sei.
Allen Unkenrufen zum Trotz habe die Bankbranche allein in den vergangenen zwanzig Jahre bewiesen, dass sie diversifiziert, innovationsstark und widerstandsfähig sei. «Unser Ökosystem ist gesund und einzigartig», betonte der gebürtige Italiener aus Turin.
Fehlender Marktzugang
Gleichwohl benannte Pradelli drei Themenfelder, in denen der Schweizer Finanzplatz als Ganzes geeinter agieren müsse. Man spreche zu häufig von Unterschieden anstatt von Gemeinsamkeiten. Nicht alles drehe sich um «Too big to fail», sondern es gehe, erstens, auch um den Wettbewerb mit anderen Finanzplätzen, wo von anderen Zentren ein enormer Druck ausgehe, sagte Pradelli.
Zweitens gehe es um die Beziehungen zur EU. (Aufgrund fehlender Abkommen) bleibe der Marktzugang zur EU vielen Schweizer Finanzinstituten nach wie vor verwehrt, solange sie keine Niederlassung in einem EU-Land hätten, betonte der VAV-Präsident und fügte – bezogen auf die Mitglieder der VAV – an: «Die Hälfte der Kunden können wir nicht besuchen.»
Verhältnismässigkeit wahren
Als drittes Themenfeld erwähnte Pradelli die Nachhaltigkeit (in Finanzanlagen) und betonte, dass die Schweiz diesbezüglich gut positioniert und im internationalen Vergleich sogar eine Trendsetterin sei. Dies gelte es, stärker nach aussen zu tragen.
Abschliessend wünschte sich der EFG-International-CEO, dass die Vermögensverwaltungsbranche das Potenzial der KI mit Bedacht nutze, gleichzeitig aber auch die Verhältnismässigkeit bei den anstehenden Regulierungsvorhaben gewahrt werde. «Es ist entscheidend, dass sich unsere Branche für optimale Rahmenbedingungen einsetzt, damit sie sich in diesem anspruchsvollen Umfeld erfolgreich weiterentwickeln kann.»