Seit Anfang Jahr ist Anton Stadelmann CEO der Radicant Bank. Er hat in dieser Zeit den Personalbestand reduziert und das Produkteangebot verbessert. Letzteres scheint sich positiv bei den Kundengeldern niederzuschlagen. Genügt dies, um das Start-up auf die Erfolgsspur zu führen?

Von Anspannung ist bei Anton Stadelmann keine Spur. Der Chef der Radicant Bank sitzt beim Termin mit finews.ch gelassen am Tisch und sagt: «Wir haben in den vergangenen Monaten gute Arbeit geleistet und einiges erreicht.»

Stadelmann ist seit gut fünf Monaten bei der Radicant Bank an Board. Die Tochtergesellschaft der Basellandschaftlichen Kanton (BLKB) ist seit bald einem Jahr am Markt – und musste in dieser Zeit viel Kritik einstecken – vor allem von politischer Seite. Ins Feld führten Kritiker den Millionenabschreiber, aber auch das Geschäftsfeld an sich. Die Digitalbank hat sich auf «Nachhaltigkeit» spezialisiert.

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Anton Stadelmann (Bild: zVg)

Das politische Gewitter beunruhigt Stadelmann nicht. «Eine solche Diskussion ist legitim», findet er, um hinzuzufügen: «Ich wünsche mir aber, dass man uns in Zukunft mehr an unseren Produkten und Dienstleistungen misst.»

Weniger Stellen, mehr Flexibilität

Geschehen ist seit Anfang Jahr Einiges. Der neue CEO hat das Unternehmen auf Vordermann gebracht, die Geschäftsleitung verkleinert und Prozesse vereinfacht. Rund ein Fünftel der Stellen wurden in der Folge gestrichen; betroffen waren vor allem ausgelagerte Stellen. Ein solches Vorgehen ist bei Start-ups nicht ungewöhnlich. Dies um nach dem Markteintritt effizienter zu werden und letztlich einen grösseren finanziellen Spielraum zu erhalten.

Daneben wurde auch die Strategie geschärft. Radicant definiert sich nicht mehr ausschliesslich über das Thema Nachhaltigkeit. In der neuen Werbekampagne kommt das Wort nicht mehr vor. Die Rede ist von Investments in Lösungen statt Problemen. «Unsere Produkte müssen besser sein und sie müssen unseren Kunden schneller zu Verfügung stehen», gibt der Chef vor.

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Die neue Werbekampagne von Radicant (Bild: zVg)

Banklizenz erweist sich als Vorteil

Um besser und schneller als die anderen zu sein, wurde so innerhalb weniger Wochen ein Banking-Angebot lanciert mit «attraktiven Zinsen und Null-Kosten bei Karten-Transaktionen im Ausland», wie die Bank betont. Dies ist vor allem deshalb möglich, weil das Fintech über eine eigene Banklizenz verfügt und mit dem Zinsgeschäft gutes Geld verdient.

Und bei der Vermögensverwaltung hat Radicant Bank einen telefonischen Kundendienst eingeführt, um mehr Vertrauen schaffen zu können.

Wende bei den Kundengeldern

Stadelmann kennt solche rasche Anpassungen der Strategie und des Angebots von seiner Zeit als Vize-Chef bei Twint. Auch dort wurde der anfänglich eingeschlagene Kurs angepasst, die Produkte erhielten einen besseren Auftritt. Erst danach stellte sich der Erfolg ein.

Dies scheint sich nun bei Radicant zu wiederholen. Die Kundengelder hätten sich seit Anfang Jahr vervielfacht, so die Bank. Genaue Zahlen werden nicht bekannt geben, weil das Mutterhaus, die Basellandschaftliche Kantonalbank, börsenkotiert ist. Finanzkennzahlen, auch der Konzerntöchter, werden jeweils zum abgeschlossenen Geschäftsjahr und zum Halbjahr kommuniziert. Die nächste Halbjahresberichterstattung erfolgt am 18. Juli.

Zinskonditionen geben zu reden

Auch das Mutterhaus zeigt sich mit der jüngsten Entwicklung zufrieden. «Die BLKB bewertet die Entwicklung der Radicant Bank seit Anfang Jahr als positiv, sowohl bezüglich Kundengeldern als auch strategischen und operativen Anpassungen», schreibt sie auf eine entsprechende Anfrage von finews.ch.

Stadelmann scheint es also gelungen zu sein, Radicant auf Kurs zu bringen. Zeit, um die frühsommerliche Sonne zu geniessen, hat er keine. Politisch steht ihm ein Gewitter bevor. Am 13. Juni wird sich der Landrat von Baselland gleich in mehreren Traktanden mit der Radicant Bank befassen. Zu reden gibt unter anderem die Frage, weshalb die Tochtergesellschaft bessere Zinskonditionen bieten kann als das Mutterhaus.

«Das wird kein Selbstläufer»

Andreas Dietrich vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern verfolgt die Entwicklung der Radicant Bank seit Beginn. Er sagt gegenüber finews.ch: «Ich finde, dass die Lösung von Radicant an sich gut ist. Es ist aber ein sehr harter Markt, in welchem die Bank sich bewegt. Insofern war für mich immer klar, dass es kein Selbstläufer sein wird.»

Man könne jedoch von einem Start-up auch nicht erwarten, dass es nach zwei Jahren schon profitabel sei, sagt er. Es brauche Zeit, um ein Geschäftsmodell erfolgreich zu positionieren.

Break Even in fünf Jahren erwartet

Doch wieviel Zeit gibt ihr die BKLB? «Die Radicant Bank hat im August 2023 den breiten Markteintritt vollzogen. «Break Even» wird fünf Jahre danach erwartet, also 2027/2028», schreibt sie.