Die deutsch-französische Bankengruppe Oddo BHF schaut sich hierzulande nach weiteren Übernahmeobjekten um. Ihr Statthalter, der zuvor bei Edmond de Rothschild war, hat diesebezüglich klare Vorstellungen. Er will etwas bewegen. Ungeduld macht sich breit.

«Wir werden in der Schweiz immer noch unterschätzt», sagt Martin Liebi, Schweiz-Chef von Oddo BHF, im Gespräch mit finews.ch. «Dies mag vielleicht daran liegen, dass die deutsch-französische Bankengruppe ein sanfteres Auftreten pflegt als andere Finanzhäuser.»

Mit 140 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen ist das Unternehmen allerdings längst kein unscheinbarer Player. Und in der hiesigen Finanzbranche setzte das Institut mit der Übernahme der Bank Landolt sogar ein Ausrufezeichen.

Längst integriert

Das war 2021. Seither ist die älteste Bank der Romandie in die Oddo BHF integriert. Für Liebi höchste Zeit, nach weiteren Übernahmezielen Ausschau zu halten. «Akquisitionen in der Schweiz sind ein wichtiges strategisches Ziel der Gruppe. Wir schauen uns deshalb den Markt sehr genau an», betont er.

Liebi leitet seit Januar 2022 die Geschicke in der Schweiz. Davor war er für diverse Privatbanken in der Schweiz tätig, unter anderen als stellvertretender Geschäftsführer der Banque Edmond de Rothschild in Genf.

Oddos Loblieb auf die Schweiz

Oddo BHF und die Schweiz – das ist eine spezielle Beziehung, wie in der Branche oft zu vernehmen ist. Dies hängt nicht zuletzt mit den Vorlieben von Firmenpatron Philippe Oddo zusammen: «Die Schweiz hat keine spezifischen natürlichen Ressourcen, aber sie hat es geschafft, diese Harmonie zu schaffen, die ein Garant für Wohlstand ist. Ich bewundere die Fähigkeit der Schweizerinnen und Schweizer sehr, so gut zusammenzuleben. Alles, was sie tun, tun sie gut», ergänzt er im Gespräch.

In die Schweiz setzt die deutsch-französische Bank ihren Fokus klar auf das Vermögensverwaltungsgeschäft (Wealth Management). Liebi sieht in dieser Sparte durchaus noch Möglichkeiten, insbesondere im Geschäft mit Kundinnen und Kunden aus dem nördlichen Nachbarland. «Es gibt viele Kunden aus Deutschland, die diversifizieren wollen. Deshalb kommen sie in die Schweiz», erklärt er.

Übernahmen im Visier

Liebi möchte hierzulande aber auch im Bereich Corporate Finance wachsen, also im Geschäft mit Firmenkunden. «Ich sehe für unser Haus noch einige Opportunitäten», betont der Berner. Vor diesem Hintergrund sind auch die erwähnten Übernahmepläne zu deuten. In Frage kommen unter anderem unabhängige Vermögensverwalter, Banken hingegen weniger.

Sein behäbiger Berner Dialekt mag täuschen, doch Liebi drängt. Er will in der Schweiz etwas bewegen – aber mit Bedacht. «Wir kaufen nicht des Kaufens willen. Wenn wir etwas übernehmen, dann muss es zu uns passen», unterstreicht er.