Der Schmiergeld-Skandal um die venezolanische Erdölfirma PDVSA hält den hiesigen Finanzplatz immer noch in Atem. Nun ist es im amerikanischen Miami zu einem wichtigen Schuldbekenntnis gekommen – und die Spuren führen erneut in die Schweiz.

Die Saga um den PDVSA-Schmiergeldskandal ist um ein überraschende Wende reicher. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, die finews.ch vorliegen, hat sich ein argentinische Vermögensverwalter schuldig bekannt, rund einem Dutzend venezolanischen Geschäftsleuten und Politikern beim Waschen von Einkünften aus Korruption behilflich gewesen zu sein.

An die USA ausgeliefert

Dieser Kreis soll Führungskräfte der staatlichen venezolanischen Erdölfirma PDVSA bestochen haben, um so an lukrative Kredite des Staatsunternehmens zu gelangen. Insgesamt sollen sie mit dieser Masche zwischen 2014 und 2018 rund 1,2 Milliarden Dollar verdient haben. Der nun geständige Argentinier transferierte dabei Hunderte Millionen Dollar auf Bankkonten in Europa, aber auch in Miami im US-Bundesstaat Florida sowie anderen Teilen der USA. Selber verdiente er an diesen «Diensten» rund 4 Millionen Dollar.

Der inzwischen über 50-jährige Finanzexperte ist ursprünglich in der Schweiz verhaftet und 2022 an die USA ausgeliefert worden, wie damals auch finews.ch berichtete.

Bis zu sechs Jahren Haft

Wie die örtliche Zeitung «Hastings Tribune» schreibt, die in der Affäre seit Jahren recherchiert, drohen ihm dort bei seinem Prozess im kommenden August bis zu sechs Jahre Gefängnis. Ein weiterer Banker, der von den Amerikanern ebenfalls bezichtigt wird, Erlöse aus der Bestechung von venezolanischen Beamten zu waschen, entging der Auslieferung – dies, weil er Schweizer Bürger ist.

Als Kronzeuge der Behörden kann der geständige Banker in Miami jedoch auf ein milderes Strafmass hoffen, so der Bericht. Sein Anwalt sei dazu mit dem Gericht bereits ein entsprechendes Abkommen eingegangen. Fünf weitere im US-Verfahren angeklagte Personen gelten aus Sicht der Staaten als flüchtig und halten sich in Venezuela, Südamerika und Europa auf.

Mehrere Banken gerügt

In den vergangenen Jahren hatte der Korruptionsfall um den Erdölkonzern PDVSA auch in der Schweiz grosse Wellen geworfen. Im Jahr 2017 hatte die Bundesanwaltschaft in diesem Zusammenhang ein Verfahren gestartet, stellte dieses aber 2020 ein. Derweil untersuchte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) dir Rolle von gegen 30 Schweizer Banken in der Affäre und führte dazu fünf Enforcement-Verfahren durch. Dabei massregelte die Aufsicht die Tessiner Banca Zarattini & Co wie auch die Westschweizer Compagnie Bancaire Helvétique (CBH).

Bei der Zürcher Privatbank Julius Bär stellte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) 2020 fest, dass es dort im Zeitraum von 2009 bis Anfang 2018 zu schweren Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung gekommen sei. Das Enforcement-Verfahren der Schweizer Bankenaufsicht stand dabei auch im Kontext der PDVSA-Affäre. Unter anderem verbot die Finma dem Institut zeitweilig, grössere Übernahmen zu tätigen.

Ex-Bär-Banker klagt

Die Folgen des Affäre haben die «Bären» jüngst wieder eingeholt, wie auch finews.ch berichtete: Matthias Krull, ein einstiger Lateinamerika-Banker von Julius Bär, der sich in die Korruptions-Affäre verwickelt sah und deswegen in den USA eine Haftstrafe verbüsste, hat das Institut wegen ungerechtfertigter Entlassung auf Millionen verklagt.

Das Verfahren läuft noch, Krull ist aber vor Gericht in Venezuela bereits in zweiter Instanz erfolgreich gewesen mit seinen Forderungen.