Bei der UBS soll es Medienberichten zufolge bereits im Juni zu Entlassungen kommen. Auf diesen Zeitpunkt hin könnten aber auch zahlreiche Kundenberater der Grossbank in der Schweiz freiwillig den Rücken kehren, wie Recherchen zeigen.
Fünf Entlassungswellen bis Ende Jahr, mit einem Schwergewicht auf Angestellte der Credit Suisse (CS): Das ist die Quintessenz eines Medienberichts, der seit dem Wochende für einiges Aufsehen rund um die UBS gesorgt hat.
Konkrete Zahlen wurden keine genannt – und die Grossbank hat seither insbesondere den kolportierten Abbau von Ex-CS-Kräften klar zurückgewiesen. Die Geschichte zeigt aber, dass die Nervosität um die erwarteten Abbaupläne des Bankenkonzerns zunimmt; Analysten schätzen, dass der Zwangszusammenschluss der beiden grössten Schweizer Banken insgesamt bis zu 35’000 Stellen kosten könnte.
Nicht auf die Axt warten
Für die Schweiz hat die UBS bereits rund 3’000 Entlassungen angemeldet, davon etwa 1’000 als Resultat der Integration des Schweizer Geschäfts der CS in UBS. Die Entlassungen sollen sich über mehrere Jahre erstrecken, wobei primär die Kosten und nicht die Mitarbeiterzahl im Fokus stehen, heisst es bei der Bank.
Nicht alle Mitarbeitenden werden zuwarten wollen, bis die Axt fällt. Recherchen zufolge könnte nun im Juni nochmals zahlreiche Kundenberaterinnen und -berater der früheren CS Schweiz der kombinierten Grossbank den Rücken kehren.
Dies, nachdem es hierzulande schon in vergangenen Monaten zu vielen Abgängen bei der Krisenbank gekommen ist. Besonders im Schweizer Private Banking ergaben sich teils Schlagzeilen-trächtige Wechsel; als Profiteure erweisen sich Privatbanken wie etwa Lombard Odier, EFG International, Julius Bär und Vontobel.
Zweischneidiges Schwert
Die Fluktuation erweist sich für die UBS als zweischneidiges Schwert. Einerseits federn die freiwilligen Abgänge die harten Entlassungsmassnahmen ab. Nach Angaben der Bank hatten schon Mitte 2023 rund 8’000 CS-Mitarbeitende dem Integrationsprojekt den Rücken gekehrt – seither hofft die Führung, einen wesentlichen Teil des Abbaus über die Fluktuation regeln zu können.
Anderseits sind die freiwilligen Abgänge als «Instrument» schwierig zu kontrollieren. Denn oft genug waren es gut vernetzte Veteranen und ganze Teams, die in der Schweiz ihren Abschied genommen haben. Prominente Beispiele sind die Wechsel von CS-Kundenberatern in den Nobel-Skiorten St. Moritz und Gstaad. Und wo Berater wechseln, steht stets auch der Verlust von Kunden und Vermögen zu befürchten.
Sperrfrist endet
Wie finews.ch bereits berichtete, versucht die UBS hier gegenzusteuern – dies unter anderem mit einer Prämie, die sie an Dutzende Private Banker der CS ausrichtete. Recherchen zufolge waren dies im Schnitt 50’000 Franken in bar, welche die Bank «upfront» an erfahrene CS-Kräfte in der Schweiz überwies. Derselbe Betrag wurde diesen in gesperrten UBS-Aktien zugesichert.
Dem Vernehmen nach fällt diese Sperrfrist nun just im Juni. Also in jenem Monat, in dem die erste Entlassungswelle durch den Konzern rollen soll.
Gute Kenner der Bank rechnen daher damit, dass nach dem Ende der Sperre nochmals Ex-CS-Veteranen abspringen. Die UBS wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren. Der Effekt wird wohl erst in einigen Monaten greifbar werden, wenn allfällige neue Arbeitgeber die Personalien bekanntgeben. Vorerst beobachtet man im Umfeld der Bank keine Korrelation.
Noch mehr Leistung
Derweil steht die Frage im Raum, ob die Fluktuation auch auf die bisherige UBS-Mannschaft übergreift. So ist es etwa bei der Grossbank in Bern jüngst zu mehreren Wechseln in der UBS-Vermögensverwaltung gekommen. Dabei könnte es sich um ein Phänomen handeln, das regionalen Eigenheiten geschuldet ist. Hingegen ist aus dem Schweizer Wealth Management der UBS zu hören, dass dort nun in «Sales Calls» strikte Leistungsvorgaben gesteckt werden, welche die Führung auch kontrolliert. Die neue Gangart dürfte nicht überall auf Gegenliebe stossen.
Klar ist, dass das Schweizer Geschäft der UBS, das so genannte Personal & Corporate Banking, noch effizienter werden muss. So strebt die Sparte ein Aufwand-Ertrags-Verhältnis (CIR) von unter 50 Prozent bis zum Jahresende 2026 an. Ende 2023 lag die Kennzahl noch bei (schlechteren) 58 Prozent.
Ins Ziel gelangt die Division, indem sie mehr Erträge erzielt – oder aber die Kosten deutlich senkt.