Der Bank-Analyst der Zürcher Kantonalbank hat sich die Wettbewerber genauer angeschaut. In einer Sektorstudie zu den Kantonalbanken sieht er klare Unterschiede bei den Gewinnaussichten.
Dass die Kantonalbanken mit ihrem starken Fokus auf das Zinsgeschäft 2023 und 2024 Rückenwind durch die höheren Leitzinsen bekommen ist klar und hat sich auch schon in den bisher publizierten Geschäftszahlen niedergeschlagen. Doch laut Ausano Cajrati Crivelli, einem der Bank-Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB), gibt es auch hier grosse Unterschiede bezüglich Zinsmarge, Abhängigkeit vom Hypothekargeschäft, Wachstumsaussichten und Diversifikation.
In einer Sektorstudie wird dabei etwa die Entwicklung des Kreditrisikos im Hypothekarportfolio als sehr relevant für die Kantonalbanken eingeschätzt. Der Analyst sieht kurzfristig jedoch keinen Grund zur Besorgnis.
SGKB als Favorit
Der Favorit des Analysten unter den Kantonalbanken ist die St. Galler Kantonalbank (SGKB) aufgrund ihres attraktiven Wachstums, der Stabilität und der guten Kapitalisierung. Bei einem Anteil von 62 Prozent des Geschäftsertrags im Zinsgeschäft sollte sie wesentlich von den gestiegenen Zinsen profitieren, heisst es. Die Standorte in Zürich, München und Frankfurt würden es der SGKB erlauben auch ausserhalb des Kantons und im Bereich der Vermögensverwaltung zu wachsen. Die Bank sei für verschiedene wirtschaftliche Szenarien gut aufgestellt und sei sozusagen der «Geländewagen» unter den Kantonalbanken.
Positiv für BCGE und LUKB
Positiv wird auch die Banque Cantonale de Genève (BCGE) bewertet. Sie wird mit der Einstufung «Übergewichten» in die Coverage der ZKB neu aufgenommen. Die Aktie biete eine attraktive Ertragsdiversifizierung, gute Wachstumsaussichten und eine günstige Bewertung. Kurzfristig könnte jedoch der geplante Führungswechsel mit dem neuen CEO ab 6. März 2024 zu Reibungen führen. Das bedeute eine gewisse Unsicherheit für Investoren bezüglich der zukünftigen strategischen Positionierung. Zudem könnte die Komplexität des diversifizierten Geschäftsmodells mit einer breiten und internationalen Kundenbasis das Risikomanagement erschweren, wie es weiter heisst.
Bei der Luzerner Kantonalbank (LUKB) sieht der Analyst Potenzial zur Verbesserung der Zinsmarge. Das sollte sich in einer weiteren Steigerung der Ertragskraft niederschlagen.
Diese drei Banken werden von der ZKB mit «Übergewichten» eingestuft. Das bedeutet, dass man für den Aktienkurs ausgehend vom aktuellen Niveau Steigerungspotenzial ausmacht.
GKB und GLKB herabgestuft
Die Graubündner Kantonalbank (GKB) und die Glarner Kantonalbank (GLKB) werden in der Bewertung hingegen auf «Marktgewichten» von «Übergewichten» heruntergenommen. Die GKB sei zwar im Heimmarkt gut positioniert und die Wachstumsaussichten werden als solid angesehen. Jedoch leide der Partizipationsschein unter einer geringen Liquidität.
Bei der GLKB werden grössere Herausforderungen in der Effizienzsteigerung im aktuellen Umfeld ausgemacht. Zudem habe die Bank ein deutlich höheres Hypothekenexposure als andere KBs und sei ungünstiger positioniert als ihre Peers.
BCV und TKB fair bewertet
Die Banque Cantonale Vaudoise (BCV) sei der Vermögensverwalter unter den Kantonalbanken, so der Analyst weiter. Hier wurden die Gewinnerwartungen im Rahmen der Studie nach oben angepasst. Die Bewertung der Aktie sei aber fair und die Einstufung lautet unverändert «Marktgewichten».
Gleiches gilt für die Thurgauer Kantonalbank (TKB), bei der weiterhin ein gutes Wachstum der Hypothekarforderungen erwartet wird. Es gebe aber keine Katalysatoren für ein überdurchschnittliches Wachstum.