Das Banken bei der Beratung von Kunden und Unternehmen mehr leisten müssen als nur Finanzexpertise, war schon immer so. Die US-Grossbank Goldman Sachs macht daraus nun ein separates Angebot – und kann auf hochkarätige Vernetzung in der Politik zählen.
Goldman Sachs hat nun ein eigenes Institut zur Analyse von Geopolitik und Technologie gegründet. Damit reagiere man auf die Nachfrage von Kundinnen und Kunden sowie Unternehmen nach Ratschlägen, wie sie sich in einer unruhigen Welt orientieren und positionieren können.
Das «Goldman Sachs Global Institute» soll sich zunächst auf geopolitische Spannungen und Störungen durch den Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (KI) konzentrieren. Es wird von den Goldman-Partnern George Lee und Jared Cohen geleitet, die bereits das «Office of Applied Innovation» der amerikanischen Investmentbank führen.
Im Stab von Hillary Clinton
«Es ist nicht unsere Absicht, eine weitere Denkfabrik zu gründen», sagte Cohen gegenüber der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). Vielmehr wolle man eine Struktur schaffen, bei der das interne Fachwissen des Unternehmens mit externer Expertise kombiniert wird, um für Kunden nützliche und kommerziell nutzbare Erkenntnisse zu liefern.
«Die Kunden stellen alle genau die gleichen Fragen, und diese Fragen sind hartnäckig», sagte Cohen weiter. «Das zeigt mir, dass sie nicht die Antworten bekommen, die sie sich wünschen und die ihnen helfen, sich wirtschaftlich zu orientieren.»
Cohen hat ausgewiesene Politik-Expertise. Vor rund einem Jahr wechselte er von der Google-Muttergesellschaft Alphabet zu Goldman Sachs. Dort hatte er deren Forschungs- und Entwicklungseinheit Jigsaw geleitet. Davor war er Mitglied des politischen Planungsstabs des US-Aussenministeriums unter Condoleezza Rice und Hillary Clinton.
Instabile geopolitische Weltlage
In den vergangenen Jahren haben viele Firmen begonnen, sich mit der instabileren geopolitischen Weltlage und möglichen Folgen von Schocks auf ihr Geschäft auseinanderzusetzen. Dabei seien Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, Ukrainekrieg und Russlandsanktionen oder der Handelsstreit zwischen China und den USA nur als Stichpunkte genannt.
Das Geschäftsfeld der geopolitischen Berater für Unternehmen ist bereits gut besetzt. Und dabei spielen nicht nur Polit-Thinktanks eine Rolle. So hat etwa Lazard hat im vergangenen Jahr einen eigenen Bereich gegründet, die Unternehmen zu geopolitischen Risiken beraten soll. Auch Beratungsunternehmen sind hier aktiv, wie etwa das McKinsey Global Institute.
Goldman Sachs will die Dienste des Instituts kostenfrei zur Verfügung stellen. Dazu gehören vor allem Studien und Veranstaltungen.
«Goverment Sachs»
Die zahlreichen personellen Verbindungen zu führenden Politikern haben der US-Bank bereits den Spitznamen «Goverment Sachs» eingebracht. So waren etwa der britische Premier Rishi Sunak, der ex-US-Finanzminister Hank Paulson oder der frühere australische Premier Malcolm Turnbull früher «Goldmänner».