Das Schweizer Geschäft der Credit Suisse erwies sich in den vergangenen Krisenmonaten als Anker, welcher der Gruppe Halt gab. Doch auch hier gab es nun kräftige Mittelabflüsse und das Ergebnis ging im ersten Quartal merklich zurück.
Wie die Zukunft der Credit Suisse (CS) unter dem Dach der UBS aussehen wird, ist noch vage. In der Öffentlichkeit und in der Politik bewegt dabei das Schweizer Geschäft der Grossbank besonders: Verschwindet die Marke aus der Schweiz – oder bleibt die Bank als Tochter bestehen? Kommt es zu einer Abspaltung als eigenständige Einheit, möglicherweise sogar als börsenkotiertes Unternehmen? Das sind nur einige der Fragen, welche derzeit zu reden geben.
Abflüsse bei Retailkunden
Die am Montag veröffentlichen Geschäftszahlen zum ersten Quartal belegen nun, dass die Turbulenzen um die Notrettung auch bei der Sparte Swiss Bank Spuren hinterlassen haben. Bei den Netto-Neugeldern verbuchte die Einheit einen Abfluss von 6,9 Milliarden Franken. Das sei hauptsächlich auf Abflüssen im Privatkundengeschäft zurückzuführen, wie die Bank am Montag schreibt.
Zwar wuchs das verwaltete Vermögen per Ende März verglichen zu Ende 2022 geringfügig um 0,2 Prozent auf 526,6 Milliarden Franken, angesichts der positiven Marktentwicklung ist das jedoch ein schwacher Wert. Verglichen zum Vorjahr resultierte ein Minus von 9,6 Prozent.
Superreiche Schweizer anderswo gebucht
Die Abflüsse von rund 1 Prozent bei der Swiss Bank sind verglichen mit den Bereichen Wealth Management (-9 Prozent) und Asset Management (-3 Prozent) vergleichsweise gering. Die Zahl ist jedoch aufgrund einer Besonderheit weniger aussagekräftig: Bei der CS werden die reichen Schweizer Kunden der Vermögensverwaltung zugerechnet, und nicht der Sparte Swiss Bank.
Beim Nettoertrag verbuchte CS Swiss Bank gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 15 Prozent auf 973 Millionen Franken. Das Vorsteuerergebnis ging um 40 Prozent auf 287 Millionen Franken zurück. Der um Immobilienbewertungen und andere Faktoren bereinigte Wert betrug hier 313 Millionen Franken, ein Minus von 20 Prozent.
Geringere Kundenaktivität
Der Zinserfolg ging um 11 Prozent zum Vorjahr zurück und die Kommissions- und Gebührenerträge um 8 Prozent. Der höhere Ertrag aus Kundeneinlagen wurde durch den verringerten Ertrag aus Ausleihungen geschmälert sowie durch fehlende Vorteile aus dem Freibetrag bei der Nationalbank, welche die CS in der Negativzins-Ära noch genossen hatte.
Zudem verweist die CS auf eine verringerte Kundenaktivität und niedrigere Erträge aus dem Schweizer Investmentbanking-Geschäft. Das habe die transaktionsabhängigen Erträge um 12 Prozent schrumpfen lassen.
Der bereinigte Geschäftsaufwand sank gegenüber dem ersten Quartal 2022 um 3 Prozent. Dabei verweist die Bank auf einen geringeren Aufwand für «ermessensabhängige Vergütung», sprich Boni, sowie geringere gruppenweite Betriebskosten. Die CS hat auch nach der Ankündigung der Übernahme durch die UBS die bereits im vergangenen Herbst begonnene Restrukturierung fortgesetzt. Genaue Angaben zur Personalentwicklung insgesamt oder in Bezug auf die Schweizer Einheit macht die Bank auf Anfrage von finews.ch keine.
Antworten müssen her
Jetzt richten sich alle Augen auf die Medienkonferenz der UBS am (morgigen) Dienstag. Ob der neue CEO Sergio Ermotti hier einen detaillierteren Plan zur Richtung und zeitlichen Abfolge der CS-Übernahme präsentieren kann, bleibt abzuwarten. Vor allem mit Blick auf die Zukunft der CS-Beschäftigten wäre jedoch zu hoffen, dass es hier bald Klarheit geben wird.