Die Zürcher Kantonalbank soll Übernahmegespräche mit dem krisengeschüttelten Vermögensverwalter geführt haben. Auch eine New Yorker Investmentgesellschaft soll an einer Übernahme interessiert sein. Als Favorit profiliert sich nun aber der britische Asset Manager Liontrust.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat in den vergangenen Monaten Übernahmegespräche mit dem angeschlagenen Vermögensverwalter GAM geführt.
Auch die New Yorker Investmentgesellschaft Z Capital Group ist an dem Schweizer Vermögensverwalter interessiert, wie die «Financial Times» (kostenpflichtiger Artikel) am vergangenen Samstag berichtete.
Publikation des Jahresberichts verschoben
Die ZKB erklärte gegenüber der «FT», sie prüfe «laufend Möglichkeiten im Rahmen ihrer Geschäftsentwicklungsstrategie», wollte aber keine «Gerüchte» kommentieren. Die Z Capital Group lehnte eine Stellungnahme ab.
Um die geschäftsrelevanten Aspekte im Rahmen der strategischen Überprüfung zielführend abzuschliessen und die Erstellung des Jahresberichts zu finalisieren, gab GAM am Montag bekannt, die Veröffentlichung des Jahresberichts 2022 kurzfristig auf den 4. Mai 2023 zu verschieben.
Liontrust im Rennen
Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass GAM Gespräche mit britischen Vermögensverwaltern führt. Unter anderem hat Liontrust Asset Management Interesse an einer Übernahme des Fondshauses bekundet.
Zusammen würden die beiden Finanzhäuser rund 100 Milliarden Pfund an Kundengeldern verwalten. Gemessen an der Börsenkapitalisierung ist Liontrust mit umgerechnet 685 Millionen Franken deutlich grösser als GAM. Das Schweizer Unternehmen will am 4. Mai 2023 über einen allfälligen Zusammenschluss informieren, wie das Institut am Montag mitteilte.
Nie mehr erholt
Um die in Zürich domizilierte GAM hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Übernahmegerüchte gegeben. Nachdem 2018 ein prominenter Fondsmanager wegen schwerer Verfehlungen suspendiert worden war, blieb das Unternehmen angeschlagen. GAM war auch in den Zusammenbruch der Supply-Chain-Finance-Gruppe Greensill Capital verwickelt. Seitdem hat sich das Unternehmen nicht mehr erholt.
Im Februar verschob GAM die Veröffentlichung der Jahresergebnisse, um mehr Zeit für einen Verkauf zu haben.