Klimaaktivisten erkennen in der entstehenden UBS/CS schon einen Finanzriesen für fossile Brennstoffe. Fakt ist: Mit ihrer schlechteren Klimabilanz wird die Credit Suisse die Bewertung der UBS nach unten ziehen.
Die Kritik ist nicht neu: Schweizer Finanzinstitute finanzieren und unterstützen weiterhin Unternehmen, die neue Kohle- und Ölvorkommen ausbeuten und so zum steigenden Ausstoss von Treibhausgasen beitragen. Auch im vergangenen Jahr war aus der Sicht der Klimaaktivisten keine Trendwende auszumachen. Und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS werde die Lage nicht verbessern.
So werfen die NGO der Klima-Allianz den Schweizer Finanzinstituten ein Versagen in Bezug auf die Finanzierung von Unternehmen im Bereich Kohle und Ölindustrie vor.
Laut den Daten des jüngsten Berichts zum Engagement in diesem Bereich hätten die Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS zwischen April 2021 und August 2022 mindestens 8 Milliarden Dollar in Form von Krediten und Underwriting für Unternehmen bereitgestellt, die neue Kohle-, Öl- , Gas- oder Midstream-Projekte entwickeln.
Finanzriese für fossile Brennstoffe
Mit der Übernahme der CS durch die UBS entstehe ein neuer europäischer Finanzriese für fossile Brennstoffe. Per September 2022 hätten die Investitionen der beiden Banken in Unternehmen, die Projekte zu fossiler Energie vorantreiben, zusammengerechnet mindestens 19 Milliarden Dollar betragen, wie es weiter heisst.
Die UBS übernehme mit der CS rund 6 Milliarden Dollar aus entsprechenden Bankgeschäften, darunter solche mit den Energiemultis Qatar Energy oder Conocophilips. Die Vermögensverwaltung der CS eingerechnet werde das Engagement der UBS bei fossilen Entwicklern um mehr als 8 Milliarden Dollar steigen.
Systemrelevant auch für das Klima?
«Mit der Credit Suisse übernimmt die UBS auch die Verantwortung für die Finanzierung von Unternehmen, die das Klima schädigen,», sagt Niki Vischer von Greenpeace Schweiz. «Diese UBS wird damit zu einer systemrelevanten Bank für das Klima.»
Demgegenüber sehen sich die beiden Banken bei ihren Klimazielen auf Kurs. Die UBS betont in einer Stellungnahme, man wende strikte Nachhaltigkeits- und Klimarichtlinien an. «Im Einklang mit ihrer Netto-Null-Verpflichtung will UBS bis 2030 die absoluten Emissionen aus Krediten an Unternehmen im Sektor der fossilen Brennstoffe gegenüber 2020 um 71 Prozent reduzieren und ist auf dem besten Weg, dieses Ziel zu erreichen», heisst es.
Ein Sprecher der CS stellt heraus, dass man bei den Unternehmenskrediten für den Öl-, Gas- und Kohlesektor bis Ende 2022 laut vorläufigen Schätzungen die finanzierten Emissionen, verglichen mit dem Basisjahr 2020, um 64 Prozent reduziert hat. Damit liege man vor dem eigenen Zwischenziel für 2030 von 49 Prozent.
Neben den Grossbanken werden in dem Bericht der Klima-Allianz auch die Engagements von Swiss Life Asset Management, Zurich und Pictet beleuchtet. Auch hier werden Diskrepanzen zwischen den kommunizierten Zielen der Netto-Null-Strategie der Unternehmen und den Finanzierungsaktivitäten beklagt. Zudem würden oft die Abstimmungsverhalten an den Generalversammlungen der Bergbau- und Mineralölunternehmen im Widerspruch zu den geschäftlichen Aktivitäten stehen.
Schlechtere Noten
Auch die Nachrichtenagentur «Bloomberg» hat jüngst den Klimaaspekt bei der Übernahme der CS durch die UBS beleuchtet. Den dabei zusammengestellten Daten zufolge hat die UBS ein deutlich besseres Klimaprofil. So werde die UBS vom Carbon Disclosure Project (CDP) mit «A» bewertet, während die Note für die CS auf «C» gesenkt wurde.
Als Grund wird auf das Investmentbanking der CS verwiesen. Die UBS habe diesen Bereich zurückgefahren und sei entsprechend geringer bei der Unternehmensfinanzierung involviert.
Seit der Ankündigung des Pariser Abkommens Ende 2015 hat die CS Kredite in Höhe von 21,7 Milliarden Dollar an Unternehmen vergeben, die fossile Brennstoffe nutzen. Die UBS habe im selben Zeitraum nur 6,4 Milliarden Dollar an entsprechenden Krediten vermittelt.
Massiv mehr Emissionen
Dies zu konsolidieren, hänge vor allem davon ab, welche Geschäfte bei dem Banken-Zusammenschluss übernommen würden und welche abgewickelt werden. «Die UBS ist in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimarisiko in einer viel besseren Verfassung, so dass die Übernahme der CS sicherlich eine Belastung darstellen wird», sagt Christoph Klein, vom Frankfurter Asset Manager ESG Portfolio Management. «Sie können die ESG- und Klimapolitik recht einfach harmonisieren, aber die Verbesserung des Emissionsprofils der erworbenen Kredite und Anlageportfolios könnte kostspielig sein und Zeit in Anspruch nehmen."
Auch bei den eigenen Emissionen stehe die UBS besser da. So entsprach hier der Ausstoss nach Scope 1 und 2 (gemeint sind Emissionen, welche das Unternehmen selber kontrolliert) im Jahr 2022 insgesamt 12’400 Tonnen CO2. Bei der CS waren es hingegen 19’971 Tonnen, wie es weiter heisst.
Meldung um Reaktionen der UBS und der CS ergänzt.