Nach dem Kurseinbruch vom Donnerstag zeigt sich der Aktienkurs der Credit Suisse zum Wochenausklang leicht erholt. Doch in Branchenkreisen macht sich die Einsicht breit, dass bloss noch eine positive Überraschung die CS-Valoren vor weiteren Einbussen bewahren kann.
Das neue Allzeittief der Credit Suisse Aktie liegt unterdessen bei 2.497 Franken. An der Börse betrug der Tagesverlust am Donnerstag zeitweise 10 Prozent. Neben dem Aktienkurs zeigten jüngst auch wieder die hochvolatilen Kreditausfallversicherungen (CDS) starke Ausschläge.
Am (heutigen) Freitag (Stand: 10.30 Uhr) konnten die CS-Valoren um 3,1 Prozent auf 2.649 Franken zulegen. Damit wird aber nur ein Teil der gestrigen Verlusste wettgemacht, und die Erholung lässt sich als eine klassische Gegenbewegung nach einem Kurseinbruch interpretieren.
Sorgen im Wealth Management
Was genau den erneuten kräftigen Kursrutsch vom Vortag ausgelöst hat, ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Nachdem bereits am vergangenen Dienstag der Finma-Bericht zum Greensill-Debakel den Kurs gedrückt hatte, belasteten am Donnerstag diverse Berichte aus angelsächsischen Medien das «Sentiment».
Dazu zählen die immer häufigeren Berichte zu personellen Abgängen in Schlüsselfunktionen. Verbunden damit ist insbesondere im Wealth Management die Sorge, dass scheidende Kundenberaterinnen und -berater auch über kurz oder lang auch ihre Kunden-Accounts zu neuen Arbeitsstellen mitnehmen könnten.
Teuer erkaufte Kundengelder
Auch die Meldung, wonach sich die Grossbank mit hohen Einlagenzinsen gegen den Abfluss von Geldern stemmt und damit Neugeld anziehen will, sorgt nicht gerade für Optimismus in Anlegekreisen.
Das Ganze weckt die Sorge, dass die so dringend nötige Stabilisierung bei den verwalteten Vermögen teuer erkauft wird. Das dürfte in einer tieferen Marge münden und etwaige positive Effekte aus dem besseren Umfeld im Zinsgeschäft verwässern.
Gefahren für Restrukturierung
Analysten sehen in einer tiefen Bewertung noch weitere Gefahren: Sie kann auch einen negativen Einfluss auf die laufende Restrukturierung haben und den Finanzierungsbedarf weiter erhöhen. Steigende Finanzierungskosten dürften den erhofften Turnaround jedoch zeitlich weiter nach hinten schieben.
Die tieferen Kurse und die damit geringere Marktkapitalisierung lassen auch immer wieder Spekulationen über eine mögliche Übernahme oder eine Aufspaltung aufkommen. Nachdem die Weichen für die Investmentbank mit der Ausgliederung in CS First Boston bereits gestellt sind, würden sich die Augen hier auf das Asset Management oder die Schweizer Einheit richten.
Neue Ergebnisse erst gegen Ende April
Damit sich der Aktienkurs wieder nachhaltig stabilisiert, braucht es bessere Fundamentaldaten oder eine positive Überraschung. Aber der Ausblick, den das Management zumindest für das erste Quartal 2023 gegeben hat, lässt hier nicht viel erwarten.
In der Vermögensverwaltung ist für die ersten drei Monate des laufenden Jahres mit einem Verlust zu rechnen. Doch bis Ergebnisse vorliegen, wird es noch etwas dauern. Die CS wird ihre Q1-Zahlen erst am 27. April 2023 vorlegen. Bis dahin ist noch einiges möglich.