Die Schweizer Banque Heritage will im laufenden Jahr das Geschäft im deutschsprachigen Raum forcieren und zieht dabei auch weitere Akquisitionen in Betracht, wie Private-Banking-Chef Michael Welti im Interview mit finews.tv erklärt.
Mit einem besseren Timing, raschem Liquiditätsaufbau und wenigen hauseigenen Produkten habe die Schweizer Banque Heritage das vergangene Jahr relativ gut überstanden, sagt Michael Welti im Interview mit finews.tv.
«Natürlich hat es weh getan – bei der Performance», räumt er ein, betont aber auch, dass man mit den Kundinnen und Kunden das ganze Jahr über einen aktiven Dialog geführt habe. «Es war also nicht so, dass der Kontoauszug am Jahresende wie eine Riesenüberraschung kam», erklärt der Private-Banking-Chef der Banque Heritage.
Gezielte Zukäufe
«Mitten in der Krise sieht man das Ende zumeist nicht. Doch man muss weiterschauen und sich fragen, was kommt danach», erklärt Welti. Unter diesen Prämissen tätigt die Banque Heritage nun gezielte Zukäufe. «Was spricht dagegen, Aktien zu kaufen, die zuvor 50 Prozent an Wert eingebüsst haben?», sagt er im Interview. Viele Kundinnen und Kunden würden allerdings noch immer an der Seitenlinie verharren, zumal man jetzt für seine Liquidität wieder mit einem Zins vergütet werde, erklärt der Private Banker.
Für 2023 hat sich die in Genf ansässige Banque Heritage einiges vorgenommen. «Der Folus liegt in diesem Jahr ganz klar auf Zürich, nachdem wir 2022 den Standort Basel ausgebaut haben», sagt Welti. Dabei will die Bank nicht nur ihre Geschäftsbemühungen intensivieren und weiteres Personal engagieren, sondern sie plant auch Akquisitionen.
Volle Kriegskassen
«Wir sind auf der Seite der Konsolidierer in der Branche, und unsere Kriegskassen sind voll», betont Welti. Opportunitäten für Übernahmen sieht er vor allem bei den Auslandsbanken in der Schweiz, die ihr Geschäftsmodell überdenken und sich aus der Schweiz zurückziehen wollen. Allerdings müsse bei einem Zusammenschluss die Kultur der beiden Institute zusammenpassen, wie dies beim Schulterschluss der Banque Heritage mit der Basler Sallfort Privatbank 2019 der Fall gewesen war.
Heute verwaltet die von den beiden Schweizer Familien Esteve und Barth kontrollierte Banque Heritage 4,5 Milliarden Franken an Kundengeldern; die Vermögen stammen mehrheitlich aus der DACH-Region sowie aus anderen europäischen Ländern, wie Spanien, Portugal oder Grossbritannien. Ausserhalb Europas liegen die Schwerpunkte auf den Märkten des Nahen Ostens und Lateinamerikas, wie Welti weiter erklärt. «In diesen beiden Wachstumsmärkten liegt in diesem Jahr ein weiterer Fokus», sagt der Private-Banking-Chef von Heritage.
Im Ausland belächelt
Neben den Standorten in der Schweiz, zu denen neben Genf, Zürich und Basel auch Sitten gehört, verfügt das Unternehmen auch über eine Bank in Uruguay. Auf seinen Auslandsreisen gewinnt Welti regelmässig neue Einsichten und Erfahrungen. Als die Schweiz im vergangenen Jahr die EU- und US-Sanktionen gegen Russland übernahm, sei dies zunächst doch eine gewisse Herausforderung gewesen.
«Man wurde im Ausland belächelt, dass wir nun nicht mehr neutral seien», sagt Welti, «aber gibt es denn eine bessere Alternative zur Schweiz?», gibt er sogleich zu bedenken.
Private Banker mit Leidenschaft
Die meisten ausländischen Bankkundinnen und -kunden hätten grosses Verständnis für die doch strengen Regulatorien in der Schweiz, stellt Welti fest. Sie seien durchaus bereit, sich diesen Anforderungen zu stellen. «Denn wer diese Hürde einmal genommen hat, geht nicht mehr weg», sagt er und verweist dabei auch auf die im internationalen Vergleich nach wie vor hohe Expertise im Swiss Banking.
«Jeder oder jede, die in unserem Metier tätig ist, muss Leidenschaft mitbringen. Ein Private Banker, der nicht stolz auf seinen Job ist, soll die Branche verlassen», erklärt Welti unmissverständlich.
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