Hunderte der Schweizer Finanz-KMU drohen die Lizenzierung bis Ende Jahr zu verpassen. Doch ihre Unabhängigkeit verlieren wollen die Vermögensverwalter genauso wenig, wie sich nun zeigt.
Mittlerweile hat sich die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) vom Flehen aufs Drohen verlegt. Unabhängige Vermögensverwalter, die sich nicht ordnungsgemäss bis Ende Jahr dem Prozess zur Lizenzierung unterstellen, werden angezeigt und kommen auf den Index, warnte die Behörde jüngst.
Ob der ultimative Aufruf die gewünschte Wirkung entfaltet, ist jedoch höchst ungewiss. Nach neuesten Erhebungen der Finma befanden sich von rund 2’500 unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz per Ende vergangenen Juli 1’535 Institute im Bewilligungsprozess oder haben diesen bereits erfolgreich durchlaufen. 661 der Finanz-KMU haben der Aufsicht derweil mitgeteilt, dass sie kein Gesuch um Bewilligung einreichen.
Und von knapp 400 Vermögensverwaltern hat die Finma noch keinerlei Rückmeldung erhalten. Wohlgemerkt: Wer nach Jahresende ohne Finma-Lizenz geschäftet, tut diese illegal und muss mit Geldstrafen und Sanktionen rechnen. Für den Bewilligungsprozess werden im Schnitt sechs Monate veranschlagt.
Verkauf kommt nicht infrage
Das Bild einer festgefahrenen Branche zeichnet nun auch eine Umfrage, welche die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PWC) Schweiz zwischen vergangenem Mai und Juni bei 83 unabhängigen Vermögensverwaltern schweizweit durchführen liess. Von diesem zeigte sich damals zwar der überwiegende Teil willens, sich der Finma zu unterstellen. Von vornherein überhaupt nicht infrage kam jedoch für 82 Prozent der Befragten ein Verkauf (siehe Grafik unten).
Eine rasche Konsolidierung der Vermögensverwaltungs-Branche, mit welche der Regulator wohl ebenfalls gut leben könnte, scheint sich demnach nicht zu materialisieren.
Es mangelt an Zielen
Es ist zwar zu einer Reihen von Deals gekommen, über die auch finews.ch berichtete. PWC Schweiz spricht von bisher acht Transaktionen; bei der Konkurrentin Deloitte kam Partner Jean-François Lagassé vergangenen Juni mit Blick auf die letzten zwölf Monate auf 15 Übernahmen. Öffentlich bekannt wurden seit Jahresbeginn der Verkauf von Diem Client Partner, BHA Partner, Artorius Wealth Switzerland, Pentagram Wealth Management, Octogone und Investarit. Wergen & Partner sowie Fransad wurden an ihr jeweiliges Management veräussert.
Umgekehrt würden die meisten Vermögensverwalter nur zu gerne zukaufen, wie aus der Umfrage der Beratungsfirma weiter hervorgeht. Doch eben: es mangelt an Zielen.
«Hier zeigt sich eine Diskrepanz – fast keine unabhängige Vermögensverwaltung will verkaufen, aber zahlreiche Firmen streben nach einer Partnerschaft, Fusion oder Übernahme », erklärt Christian Bataclan, Director Deals Financial Services bei PWC Schweiz. Dies bedeute, dass ein Käufermarkt mit starkem Wettbewerb und einer Knappheit von potenziellen Zielgesellschaften entstehen werde, was zu hohen Bewertungen führen könnte.
Compliance-Kosten als grösste Hürde gesehen
Dies dürfte eine mögliche Konsolidierung zusätzlich bremsen. «Rien ne va plus» wie beim Roulette heisst es damit wohl mit Blick auf eine potenzielle Übernahmewelle im Metier.
Dies, obschon mit Zusammenschlüssen Skalen gewonnen und Kosten besser verteilt wären. Denn allen ist klar, wo der Schuh künftig am meisten drücken wird: Je rund zwei Drittel der von PWC befragten Akteure sehen die Kosten im Compliance-Bereich und die gestiegenen Reporting-Anforderungen als grösste strategische Herausforderung der Zukunft an.