Seit einem Jahr ist das von der Credit Suisse abgeworbene Indexteam für Swiss Life Asset Managers tätig. Es profitiert vom allgemeinen Boom von passiven Anlagen und davon, dass die Investoren vertraute Gesichter als Ansprechpartner haben. Indexiert Anlegen bedeutet dabei, hie und da bewusst von den Regeln abzuweichen, um einige Basispunkte Extrarendite herauszuholen.
Seit knapp einem Jahr ist es für die neue Arbeitgeberin am Werk: das Indexteam um Stephan Elmenhorst, das im Januar 2024 von der damaligen Credit Suisse (CS) zu Swiss Life Asset Managers gewechselt hat.
Der heutige Leiter Index Solutions bei Swiss Life Asset Managers war über 21 Jahre im Asset Management der Grossbank für das Indexgeschäft und quantitative Strategien zuständig. Zusammen mit seinen sieben Portfoliomanagern und dem eigenen, für die möglichst effiziente Ausführung der Transaktionen am Markt verantwortlichen Execution Desk kommen viele Jahrzehnte Expertise im passiven Anlegen zusammen.
Corporate Actions genau analysieren
«Den Begriff ‹passiv› mag ich nicht, denn wir sind eigentlich extrem aktiv», hält Elmenhorst gleich zu Beginn des Gesprächs mit finews.ch fest. Gleichwohl geht es darum, Mittel von Pensionskassen und Versicherungen so anzulegen, dass die Abweichung (Tracking Error) zur gewählten Benchmark möglichst gering ausfällt.
«Vor allem bei den breiteren Aktienindizes wie dem Swiss Performance Index kommt es zu sehr vielen Corporate Actions. Wir schauen jede einzelne Unternehmensmeldung an und entscheiden dann, ob wir uns streng an die Indexmethodologie halten oder eine vorteilhaftere Umsetzung nutzen», klärt Elmenhorst auf.
«Hie und da risikoarm schlauer als der Index»
So gibt es beispielsweise Unternehmen, bei denen man die Form der Dividende, in bar oder in Aktien, wählen kann. Und bei einem Börsengang kann das Indexteam entscheiden, Aktien bereits aus der Emission anstatt – wie es das SPI-Regelwerk eigentlich vorsieht – erst zum Schlusskurs des ersten Handelstags zu erwerben. In diesem Jahr waren hierzulande Börsengänge allerdings Mangelware; der bedeutendste war derjenige der auf Dermatologieprodukte spezialisierten Galderma.
Elmenhorst geht also kontrollierte Risiken ein, um einige Basispunkte Rendite herauszuholen. «Wir wollen hie und da möglichst risikoarm etwas schlauer umsetzen, als dies der Index vorgibt.» Angesichts der Summen, die indexiert angelegt werden, läppert sich dabei durchaus etwas zusammen. Anfang Jahr ist das Team mit vier Fonds auf den SPI, den SPI 20, den SPI Extra und den breiten Obligationenindex SBI gestartet, heute verwaltet es bereits über 2 Milliarden Franken in 17 Fonds.
Zusagen über 10 Milliarden Franken
Und das Wachstum hält an. «Wir haben derzeit Zusagen über insgesamt rund 10 Milliarden Franken, aber die Übertragung von Portfolios braucht Zeit.» Dem neuen Anbieter mit dem in der Szene altbekannten Team spielen dabei verschiedene Entwicklungen in die Hände.
Erstens legen institutionelle Anleger immer mehr Gelder indexiert an, es handelt sich also um einen Markt, der weltweit strukturell wächst.
Lücke nach dem Wegfall der CS
Zweitens ist nach dem Wegfall der CS eine Lücke entstanden; viele Investoren hatten bereits Kundenbeziehungen mit und dadurch ein Exposure gegenüber der UBS und wollten dieses nicht einfach erhöhen. Da kommt ein neuer, aber bekannter Schweizer Akteur wie Swiss Life Asset Managers (die sich bisher mehr im Bereich des aktiven Anlegens einen Namen gemacht hat) gerade recht.
Und drittens senkt die Tatsache, dass man es auf der Gegenseite mit vertrauten Gesichtern zu tun hat, die Hemmschwelle für einen Wechsel.
Einfaches Credo einer «hochkomplexen Wissenschaft»
Elmenhorsts inneres Feuer für das Indexgeschäft ist auch nach so vielen Jahren nicht erloschen. «Es ist eine hochkomplexe Wissenschaft. Man muss zum einen die ganze Indexwelt mit den verschiedenen Anbietern, ihren Regeln, Gebühren und Methodologien kennen. Zum anderen braucht es ausgefeilte Prozesse, erfahrene Personen und eine robuste Infrastruktur.»
Und auch wenn er den Begriff «passiv» nicht mag, teilt er durchaus das fundamentale Credo dieses Anlagestils: «Diversifikation ist die Mutter aller Investments. Es ist schwierig, den Markt zu schlagen. Kostengünstige Indexlösungen gehören heute in ein ausgewogenes Portfolio.»