Thomas Zeltner ist frisch mit der eigenen Vermögensverwaltung Zeltner & Co gestartet – und hat sogleich auf Gebühren verzichtet. Mit finews.ch hat der Sohn des verstorbenen Top-Bankers Jürg Zeltner über hohe Ambitionen und tiefe Fussstapfen gesprochen.

Thomas Zeltner überragt alle im Raum um mindestens einen Kopf, den bekennenden Motorsport-Fan würde man von seiner Erscheinung nach eher an der Rennbahn verorten als im Büro einer Vermögensverwaltung. Dennoch finden sich hier, bei Zeltner & Co im Zürcher Hürlimann-Areal, die Ziele, die ihn derzeit wohl am meisten fordern. Und eine Benchmark, von der er nicht sicher ist, ob er sie erreicht.

Seit vergangenem Oktober arbeitet er mit Co-Gründer Kim Wirth, dem IT-Spezialisten Holger Schultes und einem Team, das sich noch an zwei Händen abzählen lässt, am Aufbau von Zeltner & Co. Wie finews.ch berichtete, ist damit der Name Zeltner zurück am Schweizer Finanzplatz: Thomas ist der Sohn des bekannten einstigen UBS- und Quintet-Managers Jürg Zeltner, der 2020 im Alter von 52 Jahren verstorben ist.

«Das war ziemlich viel auf einmal»

Bei der aufstrebenden Vermögensverwalterin ist er aber weiterhin sehr gegenwärtig. «Der Name im Logo ist seiner», sagt der Sohn. «Ich muss mir diesen erst noch verdienen.»

Der Plan dazu sieht so aus: Als Finma-lizensierte Vermögensverwalterin will Zeltner & Co künftig sowohl ausgesuchte Investment-Projekte in investierbare Produkte umgiessen, aber auch ausgewählten Familien eine klassische und diversifizierte Vermögensverwaltung bieten. Für das Family Office seiner eigenen Familie arbeitet Zeltner bereits seit 2015; nach dem Tod seines Vaters hat er dort auch die Leitung übernommen. «Das war ziemlich viel auf einmal, aber wir konnten den Übergang in der Familie sehr gut lösen», blickt er zurück.

Nicht noch den zigsten Aktienfonds

Das Startkapital der Firma, sagt der junge CEO und Präsident, stamme ausschliesslich von Investmentchef Wirth und ihm, Zeltner, selber. Begonnen hat alles mit einer Idee der beiden Gründer, wie er erzählt. «Kim und ich haben uns beim Studium an der Universität Zürich kennengelernt und festgestellt, dass wir ähnlich über Investments denken – und etwas zusammen aufbauen möchten.» Seine Forderung sei es gewesen, etwas ganz Neues zu wagen, «unique» zu sein, anstatt nur den zigsten Aktienfonds aufzusetzen.

Als Wirth anrief und erklärte, jemanden gefunden zu haben, der Industriemetalle zur Verbriefung in der Schweiz einlagern könne, war klar: «Das machen wir.» Gemeinsam mit zwei Metallexperten lancierten sie im Juli 2021 mit dem Swiss Industrial Metal AMC ein aktiv verwaltetes Zertifikat auf Basiswerte wie Kobalt und Nickel, Indium, Hafnium oder Kupfer.

Verglichen zum Aktienmarkt konnte seit Lancierung eine attraktive Rendite erzielt werden, da sich einzelne Metalle im Wert sogar verdoppelten, sagt Zeltner. Das habe wiederum geholfen, mit neuen Investoren in Kontakt zu treten. «Als ich gesehen habe, wie einfach sich ein gefragtes Finanzprodukt auf die Beine stellen lässt, entschied ich mich, mein eigenes Unternehmen zu gründen.»

Privatvermögen als Pfand

Zeltner & Co dient nun als Basis für diverse weitere in AMC-Strukturen verpackte Ideen des Gründer-Duos. Bereits lanciert haben sie etwa das Crypto Currency Frontier AMC, für dessen Verwaltung Zeltner & Co Demelza Hays gewinnen konnte. Sie ist unter anderem Research-Chefin des Portals «Cointelegraph» und gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Kryto-Währungen. In den rund zwei Monaten, in denen das AMC am Markt ist, hat Hays den Bitcoin-Kurs um über 40 Prozent geschlagen, sagt Zeltner – dies allerdings hauptsächlich in fallenden Märkten.

Ende August soll nun das Private Lending AMC «live» gehen. «Wir nutzen unsere Kontakte zu vermögenden Kunden und zu kleineren Banken, um diesen mit Krediten auszuhelfen», erklärt Zeltner. das Prinzip: Man springe dort ein, wo die Banken kein Geld sprechen wollten. Das Risiko für die Firma sei dabei überschaubar. Die Schuldner hafteten, ähnlich wie bei Lombardkrediten, gegenüber dem Zertifikat mit ihrem beträchtlichen Privatvermögen.

«Das können auch wir nicht künstlich sexy machen»

Gegenüber solchen Produkten erscheint das Basisgeschäft von Zeltner & Co, die Vermögensverwaltung, weniger aufregend, wie auch der Firmengründer findet. Aber für eine vermögende Familie sei eine diversifizierte Vermögensverwaltung eben das Vernünftigste, konzediert der Jungunternehmer. «Das können auch wir nicht künstlich sexy machen.»

Ein Alleinstellungsmerkmal verschafft sich Zeltner & Co, indem gegenüber Kunden auf sämtliche Verwaltungsgebühren verzichtet wird. Das Investment-Team, sagt Zeltner, erstelle sowieso die zentrale Allokation für das eigene Family Office. «Mir leuchtet nicht ein, warum ich für diesen Prozess nochmals sämtliche Kunden zur Kassen bitten sollte.» Der Clou dabei: Der Gebührenverzicht verschafft den Kunden automatisch einen Performance-Vorsprung. Im Gegenzug verpflichten sich diese aber, zu einem vorher festgelegten Teil in firmeneigene Produkte wie die AMC zu investieren, erklärt Zeltner den Mechanismus.

Familie Zeltner ist der grösste Investor

Das kommt offenbar an. Ihm zufolge sind gegen zehn Privatkunden sowie andere Vermögensverwaltungen und Investmentgesellschaften direkt in die AMC oder indirekt über die Vermögensverwaltung in das Offering investiert. Nach wie vor sei die Familie Zeltner aber bei jedem Produkt der grösste Investor.

Den Alleingang zu wagen, darauf musste Zeltner erst kommen. «Ich hatte immer den Drang, mit meinen Vater zusammenzuarbeiten. Doch zuerst war ich zu jung, und nachher wurde er mir genommen.» In der Folge hat er bei den Weggefährten seines Vaters gelernt, unter anderem bei der inzwischen liquidierten Quintet-Tochter in der Schweiz. Schliesslich gelangte er zur Überzeugung, dass er etwas eigenes aufziehen müsse.

Die Banken verlieren bei Next-Gens an Verhandlungsmacht

Als Next-Gen, weiss Zeltner, könne man sowieso nur zwei Dinge tun. Entweder sich einreden, dass der Erfolg der vorherigen Generation sowieso unerreichbar sei, und das Leben geniessen. Oder: richtig Gas geben, um selber etwas der Elterngeneration Ebenbürtiges aufzubauen. «Allerdings ist zu sagen», sagt Zeltner über seinen Vater, «dass er die Benchmark für mich sehr hoch gelegt hat. Aber ich bin Sportler, ich arbeite jeden Tag daran, diese Benchmark einzuholen.»

Dabei hat der Sohn Zeltner durchaus andere Ansichten, was Vermögensverwaltung heute leisten muss. «Die Next-Gens sind in der Regel sehr gut ausgebildet in Wirtschaft und Recht und haben ein hohes Grundwissen zu Finanzanlagen», weiss er zu berichten. Viele trauten es sich selber zu, ein breit diversifiziertes Portfolio aufzustellen. Die Banken, folgert er, verlören so an Verhandlungsmacht.

Für Zeltner & Co biete das aber die Chance, in Bereiche vorzustossen, welche die Next-Gen selber noch nicht kennen oder umsetzen können – «und wo wir unique sind», sagt der Gründer.