Die Bank CIC ist seit 25 Jahren im Tessin tätig. In dieser Zeit hat sich der dortige Finanzplatz radikal verändert. Trotz der massiven Konsolidierung konnte sich das Institut bewähren. «Überhaupt läuft hier aktuell sehr viel, das Tessin lebt», sagt Niederlassungsleiter Philippe Dieffenbacher im Interview mit finews.ch.
Herr Dieffenbacher, wie hat sich der Finanzplatz Lugano in den vergangenen 25 Jahren verändert?
Als die Bank CIC 1997 eine Filiale im Tessin eröffnete, war nicht nur der Finanzplatz Lugano ein anderer, sondern auch der Finanzplatz Schweiz. Die grossen internationalen Krisen wie 9/11 und die Euro-Krise standen erst noch bevor. Als Bank haben wir diese Entwicklungen gut überstanden.
Gleichzeitig nahmen in dieser Zeit die Regulierungen zu, was die Transparenz auf dem Markt und in den Kundenbeziehungen deutlich erhöhte. Ich denke beispielsweise an den Automatischen Informationsaustausch (AIA) oder den Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA).
«Im Tessin fand eine generelle Konsolidierung des Finanzplatzes statt»
Und schliesslich haben sich die internen und externen Bankprozesse aufgrund der Digitalisierung stark verändert. Die Kundenberatung ist viel effizienter geworden, weil wir die Kundinnen und Kunden heute persönlich und digital bedienen können.
Was waren die wichtigsten Wendepunkte, sowohl für den Finanzplatz als auch für die CIC (Svizzera)?
Im Tessin fand eine generelle Konsolidierung des Finanzplatzes statt: Im Jahr 2007 zählte der Kanton 75 Bankhäuser, 2019 waren es noch 39. Während manche Institute fusionierten, zogen sich einige ausländische Banken ganz aus dem lokalen Markt zurück.
Reduziert hat sich folglich auch die Anzahl Angestellter im Finanzsektor. Im Jahr 2001 waren noch mehr als 8'000 Personen in diesem Bereich tätig, 2019 nur noch rund 5'300 Personen.
«Damit konnten wir die Effizienz bei internen Prozessen enorm steigern»
Ein Wendepunkt für die Bank CIC war sicherlich die Konzentration auf nur noch einen Tessiner Standort. Bis 2015 hatten wir neben Lugano auch eine Filiale in Locarno. Seither konzentriert sich die gesamte Administration auf unsere Niederlassung in Lugano.
Damit konnten wir die Effizienz bei internen Prozessen steigern. Gleichzeitig legen wir nach wie vor grossen Wert auf die Nähe zu unserer Kundschaft. Deshalb bieten wir in einem Beratungsbüro in Locarno weiterhin persönliche Beratungsgespräche an.
Welche Dienstleistungen bieten Sie an?
In Lugano (Bild oben) haben wir dasselbe Angebot wie in den anderen Niederlassungen der Bank CIC. Wir sind eine Universalbank für Unternehmen, Unternehmer und Privatpersonen mit komplexen Finanzbedürfnissen. Wir begleiten Firmen zum Beispiel bei Finanzierungsfragen, Übernahme- und Verkaufsprozessen oder bei der Strukturierung von Eigenkapital.
«Wir setzen auf hybride Banking-Angebote»
Wichtig für uns ist, dass die Kundinnen und Kunden möglichst schnell und einfach zur gewünschten Dienstleistung oder Beratung kommen. Deshalb setzen wir auf hybride Banking-Angebote, bei welchen der Kunde seine Geschäfte jederzeit digital über die CIC eLounge erledigen oder ein persönliches Beratungsgespräch anfordern kann.
Das alles im Rahmen unseres «New Swiss Banking», wobei der Kunde selbst entscheiden kann, über welchen Kanal er mit uns kommunizieren möchte.
Wie gross ist Ihr Einzugsgebiet im Tessin – wer sind Ihre Kundinnen und Kunden?
Die Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden stammt aus der Region. Das entspricht unserer Strategie, denn die Nähe zur Kundschaft ist für die Bank CIC trotz unserer digitalen Dienstleistungen sehr wichtig.
Zu ausserkantonalen Kunden pflegen wir ebenfalls Beziehungen. So unterstützen wir beispielsweise Kunden aus der Deutschschweiz, die sich für eine Ferienwohnung im Tessin interessieren, bei der Finanzierung.
Gehört Italien ebenfalls zum Markt, den Sie bearbeiten?
Nein, aktiv betreiben wir den italienischen Markt nicht. Wir sind aber offen für Kundenanfragen aus Italien, wenn die Personen einen Bezug zur Schweiz haben.
«Persönlich sehe ich keine Lösung»
Ich mache ein Beispiel: Sucht ein Kunde Unterstützung bei der Finanzierung seiner Zweitresidenz in der Schweiz oder im Zusammenhang mit lokalen Unternehmensfinanzierungs-Lösungen, betreuen wir ihn auf Anfrage gerne.
Die Schweiz hat bis heute im Banking keinen Marktzugang nach Italien. Ist das ein Problem für Sie – wie gehen Sie damit um?
Für uns und unser Geschäftsmodell stellt das kein Problem dar. Wir konzentrieren uns in erster Linie auf unsere Onshore-Kunden im Tessin.
Rechnen Sie in absehbarer Zeit mit einer Lösung?
Persönlich sehe ich keine Lösung, nein, denn in Italien ist diesbezüglich bislang keinerlei Dringlichkeit zu sehen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass man Italien nicht isoliert betrachten sollte, sondern eine gesamteuropäische Lösung anstreben sollte.
Wo und wie können Sie in den nächsten 25 Jahren weiter wachsen?
Historisch bedingt liegen unsere Wurzeln in Lugano stärker im Private Banking. Im Firmenkundengeschäft haben wir noch Aufholbedarf. Wir arbeiten erst seit einigen Jahren daran, dieses Netz an Kundenbeziehungen aktiv auf- und auszubauen.
«Überhaupt läuft hier aktuell sehr viel, das Tessin lebt»
Das Potenzial ist aber sehr gross, denn es gibt ein riesiges KMU-Ökosystem im Kanton. Überhaupt läuft hier aktuell sehr viel, das Tessin lebt. Und zu diesem aktiven Unternehmertum wollen wir als Bank unseren Beitrag leisten.
Welche Prioritäten setzen Sie in diesem Jahr, das geopolitisch schwierig begonnen hat?
Unser primäres Ziel ist es, unsere Kundinnen und Kunden weiterhin eng zu begleiten. In Krisensituationen ist die Nähe wichtiger denn je. Wir merken, dass unsere Anlagekunden momentan verunsichert sind.
Als Bank haben wir selbstverständlich nicht auf alle Fragen eine Antwort, aber wir können den Kunden beratend zur Seite stehen und gemeinsam nach individuellen Lösungen suchen.
Philippe Dieffenbacher leitet seit gut sieben Jahren die Niederlassung der Bank CIC (Suisse) in Lugano. Zuvor war er fast sechs Jahre für die Waadtländer Privatbank und BVC-Tochter Piguet Galland tätig, zuletzt als Head of Legal & Compliance. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität von Lausanne und bildete sich in der Folge am Swiss Finance Institut (SFI) weiter. Seine berufliche Karriere im Banking startete er in den späten 1980er-Jahren bei der Credit Suisse.