Die Banker an der Wall Street erhalten so hohe Boni wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Der Vorlage aus USA können sich die grossen Schweizer Finanzhäuser nicht entziehen.
In der ersten Phase der Pandemie herrschte in der Finanzbranche Einigkeit, dass wegen der unsicheren Aussichten und dem durch die Regierung finanzierten Stimulus die Bonuszahlungen zurückgefahren werden mussten. Heute zeigt sich, dass die Boni für letztes Jahr so hoch ausfallen wie schon lange nicht mehr, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Mittwoch berichtete (Artikel bezahlpflichtig).
Sie zitierte dabei Industrieexperten, welche die heutigen Zahlungen mit denjenigen im Jahr 2009 vergleichen. Die Investmentbanker der grossen Häuser an der Wall Street erhalten Erhöhungen ihrer variablen Vergütung von 25 bis 50 Prozent, so der Bericht.
Billiges Geld macht Investmentbanker reich
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihren Angestellten im letzten Jahr im Schnitt 23 Prozent mehr Salär gezahlt als ein Jahr zuvor, was dem grössten Anstieg seit mehr als zehn Jahren gleichkommt. Der CEO, David Solomon, erhielt 35 Millionen Dollar für seine Mühen im 2021.
Die massiven Bonuszahlungen haben indirekt auch mit der Pandemie zu tun, weil die Notenbanken gerade in den reichen Ländern ihre Schleusen öffneten, um die Wirtschaft vor einem Kollaps zu bewahren. Das viele billige Geld führte unter anderem zu einen Anstieg von Firmen-Fusionen und -Übernahmen und im Trading, wovon mit etwas Verzug nun die Investmentbanker ihren Anteil kassieren.
Boni drücken auf UBS-Ertrag
Auch die Schweizer Banken ziehen mit, wobei die zwei Grossbanken sehr unterschiedlich reagieren (können). Indem die UBS 2021 knapp 7,5 Milliarden Dollar verdiente und damit so viel wie seit 2006 nicht mehr, konnte sie auch die Vergütungspolitik nach oben anpassen, wie auch finews.ch feststellte.
Gerade im Kerngeschäft des Global Wealth Management (GWM) erhöhte sich im vierten Quartal der Geschäftsaufwand um fast das Doppelte im Vergleich zum Ertrag, was vor allem mit den Boni für die Private Banker in den USA zurückzuführen ist.
Neue Spielregeln bei der Credit Suisse
Die Credit Suisse (CS) muss hingegen schauen, wo sie bleibt. Einerseits haben ihr die Finanzdebakel Greensill und Archegos 2021 arg zugesetzt und anderseits musste die Bank schon eine Gewinnwarnung für das vierte Quartal vorausschicken. Unter diesen Voraussetzungen wäre ein ähnlich warmer Bonusregen wie bei der Konkurrenz den gebeutelten Aktionären nicht zu verkaufen.
Um Kader beim Institut zu halten, wird die CS nun vermehrt Barauszahlungen vornehmen und dafür die aufgeschobenen Bonusbestandteile zurückfahren, wie finews.ch berichtet hat.