Der Präsident der Credit Suisse ist vom britischen Königshaus für seine Verdienste um die britische Wirtschaft und für die Förderung der psychischen Gesundheit geehrt worden.
Queen Elizabeth hat António Horta-Osório am (gestrigen) Samstag zum Ritter geschlagen. Der Credit-Suisse-Präsident, der seinem Namen nun ein «Sir» voranstellen darf, wurde für seine «Verdienste in der Finanzbranche sowie für sein Engagement zugunsten der psychischen Gesundheit und für Kultur» geehrt.
Für den 57-jährigen portugiesisch-britischen Banker dürfte der Ritterschlag eine höchst willkommene Anerkennung sein, zumal er sich beruflich mit der Credit Suisse (CS) in einem Strudel von Problemen befindet, seit er vor sechs Wochen sein neues Amt in der Schweiz übernommen hat. Wie erinnerlich erlitt die CS mit den Lieferketten-Fonds der Firma Greensill Capital einen Ausfall von mehr als 10 Milliarden Dollar; hinzu gesellte sich ein Verlust von rund 5 Milliarden Franken mit dem US-Hedgefonds Archegos.
Hart getroffen
Seinen Ritterorden erhielt Horta-Osório allerdings für seine Verdienste im Rahmen der rund zehnjährigen Sanierung der britischen Bank Lloyds. Er sagte am Samstag, er fühle sich durch den Ritterschlag zutiefst geehrt und glaube, dass die Auszeichnung die Arbeit seiner Lloyds-Kollegen reflektiere, «die während meiner Zeit dort unermüdlich im Dienst der Kunden und der britischen Steuerzahler standen».
Die in London ansässige Bank wurde von der Finanzkrise 2008/09 dermassen hart getroffen, dass sie sich unter staatliche Obhut begeben musste. Erst 2017 kehrte sie nach mehreren strategischen Überprüfungen sowie einer ausserordentlich kostspieligen Rückzahlung für falsch verkaufte Versicherungen vollständig in privaten Besitz zurück.
Superman-Persönlichkeit gezähmt
Zum Verfechter psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz wurde Horta-Osório, nachdem er 2011 den Top-Job bei Lloyd's übernommen hatte und bald darauf ein Burnout erlitt und eine mehrmonatige Auszeit nehmen musste. Dank psychiatrischer Betreuung zähmte Horta-Osório seine «Superman»-Persönlichkeit, wie er später in einem Interview gestand. Seither liest er beispielsweise zwischen 19 Uhr und 7 Uhr keine E-Mails mehr und nimmt auch keine Anrufe entgegen. Kürzlich sagte er zudem, seine Angst vor dem Scheitern von Lloyds sei ein wesentlicher Grund für sein Burnout gewesen.
Horta-Osórios Amtszeit bei Lloyds wurde von einigen Schönheitsfehlern getrübt: So war er der höchstbezahlte CEO eines FTSE-kotierten Unternehmens, als die Bank gleichzeitig Arbeitsplätze abbaute und Filialen schloss. Vor vier Jahren entschuldigte er sich ausserdem bei seinen Mitarbeitern wegen einer ausserehelichen Affäre. Er wurde auch wiederholt für Lloyds' Umgang mit einem Grossbetrug in der HBOS-Filiale in Reading im Vorfeld der Finanzkrise kritisiert.
Ausgerechnet Lex Greensill
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Queen vor vier Jahren einen der grössten Problemverursacher der CS zum CBE (Commander of the British Empire) ernannte: Lex Greensill, dessen Firma Greensill Capital, die CS in eine der grössten Krisen in ihrer Geschichte stürzte. Horta-Osório bezeichnete die von Greensill wie auch von Archegos ausgelösten Probleme als die schlimmsten, die er je erlebt habe.
Horta-Osorio, der im vergangenen Monat für 1,2 Millionen Dollar Aktien der Credit Suisse kaufte, lässt derzeit Strategie und Kultur der Schweizer Grossbank überprüfen.