Die Credit Suisse hat in ihrer Investmentbank einen Verlust von 5 Milliarden Franken eingefahren. Sie musste 2 Milliarden bei Aktionären aufnehmen. CEO Thomas Gottstein will einen Teil davon als Boni verteilen.
«Wir müssen für gute Leistungen bezahlen», sagte Thomas Gottstein, der CEO der Credit Suisse, am (gestrigen) Donnerstag gegenüber Analysten. Die Bank habe angesichts des erlittenen Verlustes im ersten Quartal 2021 die variablen Kompensationen genau angeschaut. Sie müsse bezüglich Boni die richtige Balance finden.
Mit dem Zugeständnis macht Gottstein nun einen Rückzieher. Vor zehn Tagen hatten Gerüchte die Runde gemacht, die CS würde angesichts der anfallenden Verluste mit Archegos Capital und mit den geschlossenen Greensill-Fonds die Boni für Kaderleute massiv reduzieren.
Kleinere Zuteilung im ersten Quartal
Tatsächlich hat die CS im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr rund 100 Millionen Franken weniger für Boni zurückgelegt, wie sich anhand der Angaben zu den Ausgaben der Bank herauslesen lässt.
Das blieb nicht ohne Reaktionen in der CS-Belegschaft. Medien berichteten von aufgebrachten Managing Directors der Grossbank, die sich gegen die Massnahme aufgelehnt hätten.
Nun ist CEO Gottstein wieder zu Zugeständnissen an die Investmentbanker bereit – «viele Geschäftsbereiche haben schliesslich extrem gut performt», so der CS-CEO.
Hervorragende Leistung – bis auf die bedauerlichen Ausrutscher
Gottstein sagte dies, kurz nachdem die CS ihre Verlustrechnung mit Archegos Capital auf 5 Milliarden Franken erhöht hatte und infolgedessen 2 Milliarden Franken frisches Kapital bei Aktionären einsammeln musste.
Im Übrigen betonte CEO der in eine arge Krise geratenen Schweizer Bank am immer wieder die hervorragenden Leistungen der CS im ersten Quartal – mit Archegos und Greensill als bedauerlichen Ausrutschern.
Die Devise war: Gas geben
Die von der CS offengelegten Zahlen zu den eingegangenen Risiken in der Investmentbank lassen diese «Ausrutscher» in einem anderen Licht erscheinen, wie finews.ch bereits aufgezeigt hat. Die Ertragsschwemme in der Investmentbank ging einher mit einem massiven Anstieg der risikogewichteten Aktien (RWA). Diese müsse die CS nun wieder um 35 Milliarden Dollar abbauen, hiess es im Quartalsbericht.
Es ist offensichtlich: Gottstein hatte angesichts seiner Wachstumsversprechen seinen Investmentbankern zu Jahresbeginn die Devise erteilt, Gas zu geben und mehr Risiken zu nehmen.
Das Aktionärsgeld wandert in die Banker-Taschen
Das ging gründlich schief, wie der 5-Milliarden-Verlust mit einem einzigen Kunden zeigt. Während die CS bei den Aktionären zu wiederholten Mal die hohle Hand aufmacht, will Gottstein die Investmentbanker für ihren Risikohunger wieder belohnen.
Vergangenes Jahr verteilte die CS rund 1 Milliarde Franken Boni in ihrer Investmentbank. Und wenn es 2021 etwas weniger würde: Von den 2 Milliarden Franken an frischem Kapital, welche die CS eigentlich nötig hätte, um ihr Geschäft aufrecht zu erhalten und um die regulatorischen Anforderungen einzuhalten, wandert knapp die Hälfte als Bonus in die Taschen der Investmentbanker.