Was macht Qualität bei Investitionen aus? Nicht unbedingt die bekannten Unternehmenskennzahlen. Wichtiger sind Faktoren, die zum Ausdruck bringen, wo genau der langfristige Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens liegt. Wer solche Titel in seinem Portfolio hat, fährt auch in Krisensituationen besser. Qualität lohnt sich also.

Als der Wolf auftauchte, waren die beiden kleinen Schweinchen, deren Häuser aus Stroh und Holz bestanden, sehr dankbar für die Zeit und Mühe, die das dritte Schweinchen investiert hatte, um sein Haus aus Ziegeln zu bauen.1

Beim Investieren verhält es sich ähnlich: Um den Naturgewalten zu trotzen, braucht man ein stabiles Fundament – genauso wie kluges Investieren notwendig ist, um zu verhindern, dass die Inflation das eigene Vermögen schleichend aufzehrt. Die Tatsache, dass ein «Wolf» existiert, stellt dabei eine zusätzliche Herausforderung dar – vor allem, weil niemand weiss, wann er auftaucht. Deshalb: Bauen Sie Ihr Haus gut, sprich, investieren Sie in Qualität.

Was macht Qualität bei Investitionen aus?

Qualität bei Investitionen wird oft durch Kennzahlen wie geringe Verschuldung, konstante Erträge und hohe Rentabilität definiert. Diese Zahlen sind wertvolle Indikatoren, aber sie zeigen lediglich Ergebnisse, nicht deren Ursache. Die wahre Stärke eines Unternehmens liegt in seinem Wettbewerbsvorteil – dem «wirtschaftlichen Graben», wie Warren Buffett es beschreibt. Daher suchen wir nach Unternehmen, die durch bestimmte Merkmale einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil nachweisen, darunter:

1. Geistiges Eigentum

Produkte oder Dienstleistungen, die schwer zu imitieren sind und durch Patente geschützt werden, wodurch Wettbewerbern der Markteintritt erschwert wird.

2. Starke Marke/Franchise

Unternehmen mit einer geringen Preiselastizität der Nachfrage – das heisst, Preisänderungen wirken sich kaum auf die Nachfrage aus – profitieren von hoher Kundentreue.

3. «Auftragskritische» Angebote

Produkte oder Dienstleistungen, die tief in die Geschäftsprozesse des Kunden integriert sind und deren Wegfall erhebliche Störungen verursachen würde. Wir bevorzugen Angebote, deren Kosten im Verhältnis zur Gesamtkostenbasis gering sind, oder solche, die auf einem Abonnementmodell basieren.

4. Netzwerkeffekte

Situationen, in denen ein Teil des Unternehmens die Möglichkeiten für andere verbessert oder neue schafft – ein Phänomen, das oft bei datenzentrierten Geschäftsmodellen zu beobachten ist. Diese Merkmale finden sich typischerweise bei Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen mehr sind als austauschbare Massenware.

Sie besitzen Wettbewerbsvorteile, die weit über den Preis hinausgehen. Solche Unternehmen erzielen aussergewöhnliche Rentabilität - ihre Rendite auf das investierte Kapital (ROIC)2 übersteigt deutlich die gewichteten Kapitalkosten (WACC).3

Der Schwungrad- Effekt

Unternehmen mit einem starken Wettbewerbsvorteil generieren erhebliche Cashflows, die sie unter anderem in Innovation, Markenmanagement und Kundenerfahrungen reinvestieren können. Diese Investitionen stärken ihre Marktposition und schaffen einen Zinseszinseffekt. Doch dieser Effekt bleibt nur bestehen, wenn ein kompetentes Management das Unternehmen führt.

Eine schlechte Unternehmensführung kann die Kapitalrendite auf den Marktdurchschnitt drücken – oder sie gar unter die WACC fallen lassen, was den Unternehmenswert mindert. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, sicherzustellen, dass dies langfristig nicht geschieht.

Qualität in Aktion

In Krisenzeiten zeigt sich die wahre Stärke von Qualität. Der «Wolf» deckt Schwächen auf, bringt aber auch Unternehmen zum Vorschein, die auf einem soliden Fundament stehen. Ein Blick auf unseren LongRun Global Equity Fonds und seine historische Performance in bedeutenden Krisenzeiten verdeutlicht dies:

1. Covid-19-Pandemie (2020)

Der genaue Beginn der Covid-Krise lässt sich schwer bestimmen, doch der 24. Februar 2020 markiert einen Wendepunkt: Der S&P 500 fiel von einem Schlussstand von 3337,75 auf einen Eröffnungskurs von 3257,61. Wie «Bloomberg» berichtete: «Coronavirus spread strikes the S&P 500 Index at the open.»4 Dieser Zeitpunkt eignet sich gut als Ausgangspunkt für eine Analyse. Von diesem Datum bis zum Tiefpunkt des Marktes erzielte der Fonds ein Alpha von 8 Prozent – ein bemerkenswerter Beleg für die Resilienz des Portfolios.

Da der Fonds erst 2015 aufgelegt wurde, ist ein direkter Vergleich mit früheren Krisen schwierig. Die Szenarioanalyse von Bloomberg bietet jedoch eine Lösung. Diese Methode analysiert das Faktorrisikoprofil des aktuellen Portfolios und vergleicht es mit dem Profil des Marktes während spezifischer historischer Krisen. Auf Basis dieser Analyse lassen sich theoretische Performance -Schätzungen sowohl für den Fonds als auch für den Markt erstellen – ohne willkürliche Annahmen.

Das Ergebnis ist ein objektiver, unvoreingenommener Vergleich, der die Stabilität und Qualität des Fonds unter Beweis stellt.

2. Europäische Schuldenkrise (2010-2012)

Die europäische Schuldenkrise begann am 26. April 2010 mit der Herabstufung Griechenlands durch die Ratingagenturen und endete am 26. Juli 2012 mit Mario Draghis berühmter «bumblebee» Rede. In dieser Rede signalisierte der damalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) die Entschlossenheit der EZB, «alles Notwendige» zu tun, um den Euro zu stabilisieren. Laut dem «Bloomberg»-Modell hätte der LongRun Global Equity Fonds in diesem Zeitraum ein Alpha von 9,7 Prozent erzielt.

3. Globale Finanzkrise (2007-2009)

Die globale Finanzkrise bleibt einer der bedeutendsten Marktabschwünge der modernen Geschichte. Der genaue Beginn der Krise ist schwer festzulegen: Bereits Anfang 2007 hatten die Immobilienpreise ihren Höchststand erreicht, und 25 Subprime-Kreditinstitute meldeten Insolvenz an. Im Sommer 2007 setzte BNP Paribas drei Hedgefonds aufgrund von Liquiditätsproblemen aus, was die Schwäche des Marktes weiter offenlegte. 

Ein Wendepunkt war im Frühjahr 2008 die Übernahme von Bear Stearns durch J.P. Morgan, vermittelt durch die Federal Reserve, zu einem Preis von nur 2 Dollar pro Aktie. Obwohl der Markt bereits seit Anfang 2007 rückläufig war, nehmen wir dieses Ereignis als Startpunkt unserer Analyse. Der Tiefpunkt wurde schliesslich am 6. März 2009 mit einem Intraday-Tief von 666 erreicht. 

Laut dem «Bloomberg»-Modell hätte der LongRun Global Equity Fonds in diesem Zeitraum ein Alpha von 8,5 Prozent erzielt. Auch dies verdeutlicht die Widerstandsfähigkeit und Outperformance des Fonds während Phasen systemischen Stresses.

Nicht alle Marktereignisse sind Krisen

Während Krisen die Bedeutung von Qualität deutlich machen, stellen nicht alle Marktereignisse systemische Risiken dar. Ereignisse wie das «Taper Tantrum» 2018 oder die jüngsten Massnahmen der Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung sind zweifellos wichtig, erreichen jedoch nicht die Intensität und Tragweite von systemischen Risiken, wie sie echte Krisen mit sich bringen.

Quintessenz: Bauen Sie Ihr Haus solide – und investieren Sie in Qualität

Krisen sind per Definition unvorhersehbar. Auch wir erheben keinen Anspruch darauf, sie vorhersagen zu können. Doch der entscheidende Punkt bleibt: Ein solides Fundament schützt in stürmischen Zeiten. Investieren Sie daher in Qualität – und bauen Sie Ihr Haus aus Ziegeln, nicht aus Stroh.


1«Die drei kleinen Schweinchen»ist ein englisches Märchen, das von Joseph Jacobs veröffentlicht wurde.
2 Return on Invested Capital 
Weighted Average Cost of Capital 
4 Ausbreitung des Coronavirus trifft den S&P 500 Index zur Eröffnung.