Der Ex-Chef der Credit Suisse Tidjane Thiam dreht in den USA mit seiner Spac-Gesellschaft ein grosses Rad – und kann sich vor Anfragen kaum retten.
Die Kotierung der Spac-Mantelgesellschaft Freedom Acquisition I an der New Yorker Börse liegt zwar schon mehr als einen Monat zurück. Doch Mitgründer Tidjane Thiam gerät auf Social Media immer noch ins Schwärmen: Der Börsengang (IPO) sei stark überzeichnet gewesen, was es der Gesellschaft erlaubt habe, statt der geplanten 250 Millionen Dollar ganze 345 Millionen Dollar bei Investoren aufzunehmen.
«Das versetzt uns nun in eine gute Ausgangslage für die Übernahme einer geeigneten Zielfirma», sagte der Ex-Banker, der im Februar 2020 vor dem Hintergrund der «Spygate»-Affäre bei der Credit Suisse (CS) den CEO-Posten räumen musste.
Ungebrochener Boom
Die auch als Blankoscheck-Gesellschaften bekannten Special Purpose Acquisition Companys gehen auf Vorrat an die Börse, um private Unternehmen zu kaufen, die so quasi über die Hintertür kotiert werden. Zentrum des Booms ist die Wall Street in New York. Allein seit Jahresbeginn sind 300 neue Spac-Gesellschaften an die Börse gegangen und haben Kapital im Umfang von mehr als 100 Milliarden Dollar aufgenommen – mehr als im gesamten Jahr 2020.
Thiam hat sich rechtzeitig in diesen Trend eingeklinkt und kann auf den Rückhalt mächtiger Akteure zählen. Das amerikanischen Investmenthaus Pimco kooperierte mit ihm bei der Gründung von Freedom Acquisition I, die grösste US-Bank J.P. Morgan begleitete die Transaktion. Laut eigenen Aussagen sind beim Spac auch diverse schwerreiche Privatanleger aus Europa, den USA Asien und Nahost mit von der Partie – wobei der Ex-Banker sein Netzwerk aus den Tagen bei der CS zum Einsatz gebracht haben könnte, wie das Finanzmagazin «Euromoney» berichtete.
Kleines Trüppchen von Getreuen
Zu den bekannten Geldgebern zählt etwa François-Henri Pinault, der Chef des französischen Luxusgüter-Herstellers Kering. Dort sitzt Thiam seit vergangenem Frühling im Verwaltungsrat.
Mit diesem «Pulver» will der frühere Grossbanker nun Übernahmen von mindestens 1 bis 1,5 Milliarden Dollar stemmen. Sekundiert wird er dabei von einem Trüppchen alter Getreuer. Als CEO der Spac-Firma wirkt Adam Gishen, unter Thiam zuständig für die Investor Relations, das Marketing und Branding sowie für die Kommunikation bei der Schweizer Grossbank. Zu den Mitgründern des Gesellschaft zählt auch Abhishek Bhatia, ein Ehemaliger der britischen Versicherung Prudential, bei der Thiam einst als Chef wirkte.