Das kostspielige Debakel um die New Yorker Finanzfirma Archegos zieht bei der Credit Suisse weitere Konsequenzen nach sich. Unterdessen versucht die Bank, weitere Greensill-Investments abzustossen.
Im Prime Brokerage der Credit Suisse (CS), dem Geschäft mit Hedgefonds und Profiinvestoren, ist die Co-Leitung per sofort freigestellt: John Dabbs und Ryan Nelson räumen ihre Posten, wie einer internen Mitteilung der Grossbank zu entnehmen war. Das Schreiben liegt finews.ch vor. Für die beiden übernimmt Roger Anerella, wie es weiter hiess.
Gefährlicher Kunde
Der Abgang des Investmentbank-Duos markiert ein weiteres Köpferollen beim Institut infolge des Archegos-Debakels. Die New Yorker Finanzfirma war Kundin des Prime Brokerage gewesen. Auf Krediten ans Unternehmen und hinterlegten Aktienpositionen erlitt die CS im März nach eigenen Angaben einen Verlust von 4,4 Milliarden Franken.
Die Archegos-Pleite erfolgte nur Wochen auf die Schliessung der CS-Greensill-Fonds mit anfänglich über 10 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen.
Forcierte Verkäufe bei Greensill
Der Fall Archegos zog bei der CS-Investmentbank bereits den Abgang von Chef Brian Chin nach sich; die bei der Gruppe fürs Risikomanagement zuständige Lara Warner musste ebenfalls gehen. Anerella, der nun im Prime Brokerage übernimmt, war bisher für die operative Leitung des Aktienhandels zuständig. Er soll nun das Geschäft stabilisieren, wie aus dem Memo hervorging. Über den Personalwechsel hatte das US-Blatt «Wall Street Journal» zuerst berichtet.
Wie die Agentur «Bloomberg» zeitgleich vermeldete, erwägt die CS in der Causa Greensill, weitere Fondspositionen forciert abzustossen. Laut dem Bericht handelt es sich dabei um Debitoren-Finanzierungen für das Konglomerat GFG Alliance des Stahlmagnaten Sanjeev Gupta, sowie für Katerra, eine Firma aus dem Portefeuille des japanischen Tech-Konzerns Softbank, und schliesslich für die amerikanische Kohlefördererin Bluestone Resources.
Als Käufer kommen Finanzinvestoren infrage, die sich auf notleidende Kredite (distressed debt) spezialisieren.
Wechsel im CS-Präsidium steht kurz bevor
Laut der Bank ist GFG Alliance mit 1,2 Milliarden Dollar die grösste Schuldnerin unter den dreien. Die Bank hat mittlerweile die Hälfte der ursprünglich in den Greensill-Fonds blockierten Gelder liquide machen können.
Die CS wird am 22. April über ihr erstes Quartal berichten und wohl zu weiteren Massnahmen und eventuellen Rücksetzern informieren. Am 30. April ist die Generalversammlung angesetzt, bei der António Horta-Osório das Präsidium von Vorgänger Urs Rohner übernimmt.