Die grösste Schweizer Bank treibt ihr Plattform-Angebot munter voran. Die zuständige Managerin Martha Böckenfeld misst sich dabei an den Grössten im Business – und denkt übers Banking hinaus.
Martha Böckenfeld, die Verantwortliche fürs Plattform-Angebot der UBS in der Schweiz, zündet bei Key4 die nächste Stufe. Wie finews.ch am Mittwoch bereits berichtete, sind ab sofort auch Abschlüsse von Neuhypotheken über die digitale Vermittlungs-Plattform möglich. Ebenfalls ist der Dienst nun direkt mit dem Online-Immobilien-Marktplatz Homegate.ch verbunden, nach eigenen Angaben in 14 Schweizer Kantonen das führende Portal.
«That’s only the beginning», lässt Böckenfeld allerdings in einer Videokonferenz vom Mittwoch durchblicken. Ihr Vorgesetzter bei der Bank, der Schweiz-Chef Axel Lehmann, will über die Plattform innert drei bis fünf Jahren 5 bis 10 Milliarden Franken an Krediten vergeben.
Zum Vergleich: In der Schweiz ist jährlich ein Hypothekar-Volumen von geschätzt 130 Milliarden Franken in Bewegung.
Kundenerlebnis im Zentrum
Vor allem aber soll das «Ökosystem Wohnen», das rund um Key4 entsteht und nun um Homegate.ch erweitert worden ist, noch deutlich ausgebaut werden. Neben dem Immobilien-Marktplatz sind bereits die Bewertungsspezialistin Wüest & Partner sowie das Startup Houzy mit eingebunden.
Zudem befindet sich die UBS in Gesprächen mit konkurrierendenVermittlungs-Plattformen, um die Finanzierungs-Dienste auch dort aufzuschalten. Ebenfalls bestehe ein Austausch mit diversen Maklern, sagte Böckenfeld.
Dass in der Schweiz bald ein Dschungel an Wohn-Ökosystemen wuchert, scheint die deutsche Plattform-Bankerin nicht gross zu stören. Damit sich ein Ökosystem durchsetzen könne, brauche es eine gewisse Grösse, gibt sie zu bedenken. Dennoch findet Böckenfeld, dass mehrere Angebote in dem Bereich nebeneinander bestehen können, «vielleicht nicht gerade zehn oder 15».
Man könne sich gut zusammentun und als Netzwerk funktionieren – im Zentrum solle dabei das Kundenerlebnis stehen.
Überraschende Äusserung
Dieses Erlebnis, Neuenglisch Customer Experience oder kurz CX, stellt die Finanzexpertin in in den Mittelpunkt der Ambitionen mit der Plattform. Denn: «am Ende entscheidet der Kunde, der sich von Apple, Google und Amazon ein bestimmtes Nutzererlebnis gewohnt ist. Daran muss sich auch Key4 messen.»
Aus dem Mund einer Bankerin, deren Branche bis anhin noch vor allem den Produktevertrieb optimierte, klingt das durchaus überraschend. Doch Böckenfeld denkt bereits einen Schritt weiter: «Wir möchten der Vision einer Experience-Plattform entsprechen, auf der zukünftig auch Angebote ausserhalb des Banking Platz finden.»
Scharfe Angaben
Das Banking tritt denn auch schon in den Hintergrund, wie sich bei der Demonstration der erweiterten Key4-Applikation zeigte. Übers Smartphone lässt sich ausrechnen, wie hoch die monatlichen Kosten verschiedener Hypotheken-Kombinationen ausfallen und damit nicht zuletzt, ob man sich eine Liegenschaft überhaupt leisten kann.
In weiteren Klicks können dann die Angaben gemacht werden, die zu einer «scharfen», das heisst verbindlichen Finanzierung führen. Genügen dabei Einkommen und Tragbarkeit den Standards nicht, kann es allerdings sein, dass die bei Online-Kunden generell gefürchtete Fehlermeldung auftaucht.
Lieber zum Zahnarzt
Anonsten soll die Finanzierungsanfrage möglichst bequem und schmerzlos sein. Das meint Böckenfeld durchaus wörtlich.
«Key4 möchte ebenso wie bei einer Bezahlapp ein natürlicher Teil der Customer Journey werden, damit sich die Kunden voll aufs Eigenheim und aufs Wohnen konzentrieren können. Im besten Fall macht dann Banking auch Spass – einer Studie der Beratungsfirma Bain zufolge gehen 70 Prozent der Befragten lieber zum Zahnarzt als zur Bank.»