Stefan Jaeger ist ein Fachmann für das Management von Bankbilanzen. Im Interview mit finews.tv erklärt der Hochschuldozent, wie die veränderte Zinslandschaft neue Herausforderungen geschaffen hat.
Das Management der Bilanzstruktur einer Bank gehört zu den Kernaufgaben des Managements – und an und für sich gibt es für das sogenannte Asset- & Liability-Management (ALM) auch bewährte Methoden aus dem Lehrbuch.
Doch innerhalb der vergangenen zehn Jahren hat sich die Zinslandschaft dermassen verändert, dass die Herausforderungen im ALM bedeutend gestiegen sind, wie Stefan Jaeger, Dozent an der Universität St. Gallen und ALM-Spezialist, im Interview mit finews.tv erklärt. Die Umwälzungen beschreibt Jaeger knapp so: «Das Verfahren im ALM ist dasselbe geblieben, doch die Ausgangslage hat sich um 180 Grad gedreht».
Sprich: Mit der Abflachung der Zinskurve und vor allem mit der Einführung der Negativzinsen ist die Refinanzierung einer Bank durch die Kundengelder teurer geworden. Das gelte vor allem für Banken, die wenig oder kaum Zugang zu Kapitalmärkten haben, um dort günstigere Refinanzierungsmöglichkeiten zu erlangen.
ALM-Kurs gestartet
Das hängt eng damit zusammen, dass die Banken auf der Aktivseite seit einigen Jahren vor allem Festhypotheken halten und dort eine «Floor Rate» von 0 Prozent haben, womit sie noch eine Zinsmarge erzielen können.
Jaeger sagt weiter, die heutigen ALM-Anforderungen seien zwar herausfordernder, doch es würden sich auch Opportunitäten bieten, die sich direkt auf den Gewinn der Bank auswirken würden. Der HSG-Dozent, er startet Ende Oktober einen ALM-Kurs für Banken-Chefs, spricht von Arbitragemöglichkeiten, die sich sowohl auf der Aktiv- wie auf der Passivseite ergeben, abhängig von der Art und Weise wie ein Institut sich refinanziert.
Finma würde eingreifen
Grundsätzlich, so Jaeger weiter, sei das ALM-Knowhow in den Schweizer Banken hoch. «Wäre das nicht der Fall oder würden die Bilanzrisiken in einer Bank zu gross, würde die Finma eingreifen.»
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