Dass die Corona-Pandemie global zu einer massiven Rezession führen würde, war klar. Nun zeigt sich, dass die Schweiz nicht zuletzt wegen ihres starken Finanzsektors vergleichsweise gut abgeschnitten hat.
Das Minus von 8,2 Prozent im zweiten Quartal 2020 war der schärfste Einschnitt im Bruttoinlandprodukt der Schweiz seit Beginn der Aufzeichnung der Quartalszahlen im Jahr 1980, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft, SECO, in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt. Im ersten Quartal hatte noch ein Minus von 2,5 Prozent resultiert – damit befindet sich auch die Schweiz in einer Rezession.
Hingegen hat die Schweiz im Vergleich zu anderen Staaten besser abgeschnitten. In Deutschland resultierte ein Minus gegenüber dem Vorquartal von 10,1 Prozent, in Holland sank die Wirtschaftsleistung um 8,5 Prozent und auch in Schweden gab es ein grösseres Minus mit 8,6 Prozent.
Starke Versicherungsindustrie
Während die öffentliche Verwaltung naturgemäss die grösste Stütze der Wirtschaft in der Krise war (mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent), fällt insbesondere der Beitrag der Finanzindustrie auf.
So haben Banken und Versicherungen zusammen zwar ein Minus von 2 Prozent zu verkraften, was aber im Vergleich zu den anderen Industriezweigen ausserordentlich wenig ist. Das verarbeitende Gewerbe notierte ein Minus von 9 Prozent, das Gastgewerbe (wenig überraschend) ein Minus von mehr als 54 Prozent und auch Kunst und Unterhaltung brachen um fast 20 Prozent ein.
In der Finanzindustrie vermochte interessanterweise gerade die Versicherungsbranche ihren Beitrag ans BIP zu halten, wie Alexander Koch von der Raiffeisen Schweiz in einem Kommentar vermerkt. Aber auch die Banken vermochten sich grossmehrheitlich zu behaupten, wie die Semesterausweise eindrücklich unter Beweis gestellt haben.
Noch nicht über dem Berg
Da die Industrieproduktion und Detailhandelsumsätze im Vergleich zum zweiten Quartal zum Teil kräftig angezogen haben, wird das dritte Quartal 2020 voraussichtlich ein starkes BIP-Plus ausweisen, wie Koch weiter schreibt.
Hingegen kämpfen einige Dienstleistungsbranchen mit weiteren Ausfällen und auch die Industrie ist nicht über den Berg: «Die Lagebeurteilung in der Industrie bleibt vielerorts schlecht, was sich verzögert in höheren Arbeitslosenzahlen niederschlagen dürfte», so der Ökonom bei Raiffeisen. «Die Schweizer Wirtschaft wird noch längere Zeit mit der Bewältigung der Corona-Krise beschäftigt sein.»