War Wirecard bloss ein von langer Hand vorbereiteter Börsenbetrug? Dieser Vorwurf macht nun die Runde. Ex-Mitarbeitende unterstellen den früheren Top-Managern rein pekuniäre Motive.
Der Vorwurf wiegt schwer: Wirecard, das insolvente deutsche Fintech, soll schon seit 15 Jahren defizitär gewesen sein, schreibt das deutsche «Handelsblatt» mit Verweis auf einen anonym bleibenden ehemaligen Vorstand (in der Schweiz: Geschäftsleitungsmitglied).
Gespräche, die dieser Vorstand mit dem Vorsitzenden, Markus Braun, darüber führte, hätten zu nichts geführt, und er habe erst nach einer Weile gemerkt, dass sich bei Wirecard alles darum drehte, eine Story für die Kapitalmärkte zu produzieren, wie die deutsche Zeitung in ihrer aktuellen Ausgabe weiter schreibt.
Im besten Licht erschienen
Braun sitzt in Untersuchungshaft und die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs und Bilanzfälschung. Oliver Bellenhaus, der Leiter der Nahosttochter der Firma, wurde Anfang Monat in München verhaftet. Jan Marsalek, der ehemalige Leiter Asien, ist nach wie vor flüchtig und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Weitere ehemalige Mitarbeiter des Münchner Zahlungsdienstleisters berichteten, dass sich das Management der Firma nicht wirklich um das Geschäft gekümmert habe, sondern nur darum, wie sie die Firma den Banken und Aktionären im besten Licht präsentieren konnten.
Aktien verkauft
Die Tricksereien führten dazu, dass sich 1,9 Milliarden Euro scheinbar in Luft aufgelöst haben, und die Aktionäre sich um ihre Einlagen geprellt sehen. Der Vorstandvorsitzende Braun verkaufte einen Grossteil seiner Aktien Mitte Juni 2020.