Als eine der ersten Banken überhaupt empfiehlt die Credit Suisse die Aktie von Virgin Galactic zum Kauf. Was kann da schon schiefgehen?
Für Robert Spingarn, der als Luftfahrt- und Rüstungsgüter-Analyst der Credit Suisse (CS) auch schon mal das Budget der Nato mühselig aufdröselt, ist es die «ultimative Achterbahnfahrt».
Die Rede ist von den neuen Angeboten für Weltraumreisende, die in den nächsten Jahren zur Tagesordnung werden sollen: Virgin Galactic von Milliardär Sir Richard Branson, Blue Origin, das Weltall-Startup des reichsten Mannes der Welt, Jeff Bezos, Stratolaunch von Microsoft-Mitgründer Paul Allen – und natürlich Space X, die Initiative des exzentrischen Tesla-Gründers Elon Musk zur Besiedlung fremder Planeten.
Tödlicher Crash im Jahr 2014
Als Aktienanalyst muss sich Spingarn allerdings ans Universum der kotierten Titel halten, und das ist mit Virgin Galactic sehr überschaubar – und dabei nicht besonders ansehnlich. Denn seit dem Börsengang im letzten Oktober hat das Startup mehr als 36 Prozent an Wert verloren. Was den CS-Experten nicht daran hindert, «bullish» fürs Weltraum-Tourismus-Unternehmen zu sein. Er empfiehlt die Aktie zum Kauf und sieht Kursgewinne von 36 Prozent im Jahr 2020. Damit hätte Virgin Galactic die Kerbe seit dem Börsengang gerade wieder ausgewetzt.
Ebenfalls nicht zu schrecken scheint ihn der Umstand, dass das Jungunternehmen mit der Raumfähre Space Ship Two erst zwei Flüge durchgeführt hat und es 2014 zu einem für den Testpiloten tödlichen Absturz kam. Und während sich die Kosten für ein Menschenleben nur schwer beziffern lassen, gab Sir Richard freimütig zu, dass ihn das Unterfangen rund 35 Millionen Dollar pro Monat kostet – nach einer Anfangsinvestition von 1 Milliarde Dollar.
Lift-off im Mai
Stattdessen konzentriert man sich bei der zweitgrössten Schweizer Bank auf die positiven Seiten. 2'500 Personen sollen auf einer Warteliste stehen, um sich von Virgin Galactic 80 Kilometer in die Höhe katapultieren zu lassen und von dort aus auf die Erde herabzuschauen. Den Flug können immer nur sechs Passagiere aufs Mal antreten, bei einem Ticketpreis von einer Viertelmillion Dollar. Wie Spingarn vom US-Fernsehsender «CNBC» zitiert wurde, entspricht der Preis dem Dreifachen der Kosten einer Visite im Weltall.
Bereits kommenden Mai sollen laut den Virgin-Galactic-Machern die ersten kommerziellen Flügen angesetzt und die Ertragsmaschinerie in Gang gesetzt werden.
Bei Absturz rasselt auch der Kurs in den Keller
Angesichts des quasi-Monopols als erster Anbieter und den fehlenden Alternativen an den Börsen ist für die CS klar, dass die Investmentstory von Virgin Galactic dann weitherum gehört wird. «Nicht alle mögen jetzt den Wert sehen, aber unserer Meinung nach geht die Rechnung auf», so Spingarn. Wenn der erste Flug nach Fahrplan gelinge, werde dies dem Titel erst recht Schub verleihen.
Allerdings zündet der Kurs nur, wenn es auch die Treiberraketen des Raumschiffs zuverlässig tun. Bei einem neuerlichen Absturz, warnt der CS-Analyst, sänke der Buchwert des Startups umgehend auf Null.