Die Schweizer Staatsbank sucht mit zunehmender Verzweiflung nach einer zukunftsträchtigen Strategie. Der jüngste Vorschlag für die künftige Ausrichtung der Postfinance entspricht dem politischen Zeitgeist.
Die Postfinance, eine Bank im Besitz der Schweizerischen Post, steht vor einer grossen strategischen Herausforderung: Seit Jahren erodieren die Erträge, das Institut setzt auf Sparrunden, höhere Gebühren und zusätzliche Angebote, um den Trend umzukehren – bisher erfolglos.
Zwar hat der Bundesrat vor, der Bank die Vergabe von Krediten, namentlich Hypotheken, zu erlauben. Ob allerdings im überhitzten Schweizer Markt für für einen zusätzlichen Konkurrenten noch etwas zu holen ist, bleibt zu sehen.
Instrument der Klimapolitik
Nun wartet die Sozialdemokratische Partei (SP) mit einem Vorschlag auf, der die Postfinance zum Instrument der Klimapolitik machen soll. Wie der «Blick» gestern Sonntag berichtete, wünscht sich eine Partei-Arbeitsgruppe zum Thema, dass das Finanzinstitut in Zukunft primär Kapital für den Klimaschutz beschafft.
Damit sollen die «massiven Investitionen» finanziert werden, die es brauche, um den Ausstoss von Kohlendioxid bis zum Jahr 2050 auf Null zu reduzieren. «Die Klima-Bank investiert ausschliesslich in klimaschonende Projekte, Gebäudesanierung, umweltfreundliche Infrastruktur, saubere Mobilität, nachhaltige Wirtschaft und klimaschonende Innovationen», zitierte der «Blick» den SP-Nationalrat Eric Nussbaumer.
Unterschiedliche Vorstellungen
Die Forderung der SP zeigt, wie weit die Vorstellungen über die Zukunft der Postfinance auseinandergehen. Während deren Management unter CEO Hansruedi Köng darauf hofft, nach einer Teilprivatisierung nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien arbeiten zu können, sehen andere im Staatsinstitut ein politisches Instrument.
Die Konkurrenten der Postfinance zeigten sich schon letztes Jahr nicht erfreut über die Aussicht auf zusätzliche Konkurrenz. Ebendiese Banken sollen nun aber in der Vorstellung der SP ebenfalls zum Instrument der Klima-Politik werden: Mit langfristigen Darlehen von der Postfinance würden sie Investitionen zum Schutz des Klimas finanzieren, so die Idee.
Fortschritte im digitalen Banking
Unter CEO Köng ist derweil ein ähnlich radikaler Umbau bereits im Gang: Seit nunmehr drei Jahren spricht er davon, die Bank in ein «digitales Powerhouse» verwandeln zu wollen.
Dabei scheint es der Postfinance tatsächlich gelungen zu sein, sich auf dem Schweizer Finanzplatz diesbezüglich einen Ruf aufzubauen. Gegenüber finews.ch sagte diesen Monat ein Manager eines relativ grossen Fintech-Unternehmens, die Staatsbank gehöre in der Schweiz zu den Instituten mit gutem digitalem Knowhow.
Allerdings bleibt die Post-Tochter bis auf weiteres am Gängelband der Politik. Selbst wenn sich eine klare Strategie anbieten sollte, muss sie mit weiteren Vorschlägen nach dem Muster der Idee der SP rechnen.