Die Schweiz erneuert gerade mit einigem Brimborium und grossem Selbstverständnis ihre Banknotenserie. Etwas weiter nördlich müssen Banken bald gezwungen werden, Bargeld zu halten.
Als die Schweizerische Nationalbank vor knapp zwei Wochen die neue Tausendernote vorstellte, musste sie sich wegen der grossen Beliebtheit des Scheins einiges anhören – die Schweiz leiste der organisierten Kriminalität Vorschub, so lautet zusammengefasst die Kritik. Darüber hingegen, ob die Bereitstellung von Bargeld noch zeitgemäss ist, gibt und gab es kaum Fragen.
Es geht wohl zu schnell
Anders sieht es gut 1'000 Kilometer nördlich aus, im Land, das sonst so oft mit der Schweiz verglichen und verwechselt wird. Die Regierung des Sozialdemokraten Stefan Löfven, dem alten und neuen Premierminister Schwedens, wird dem Parlament in Kürze ein neues Gesetz unterbreiten, das Banken zwingen wird, ihren Kunden Bargeld bereitzuhalten, wie auch die Agentur «Bloomberg» zu berichten wusste.
Hintergrund hinter diesem Ansinnen ist die rasend schnelle Umstellung auf eine bargeldlose Gesellschaft – mittlerweile nehmen schwedische Geschäfte kein Bargeld mehr entgegen und bei sehr vielen Bankfilialen gibt es kein Cash mehr.
Was auf den ersten Blick wie typisch schwedisch, nämlich fortschrittlich, anmutet, ist in Tat und Wahrheit eine grosse Herausforderung für eine Gesellschaft, die wie alle anderen europäischen Nationen heutzutage grosse ökonomische und gesellschaftliche Gegensätze kennt.
Der Widerstand ist gelb
Kleinunternehmern, die Pensionierten und Konsumentenorganisationen haben sich vor einiger Zeit im sogenannten Bargeldaufstand – «kontantupproret» – organisiert und verlangen eine gleichberechtigte Beziehung von verschiedenen Bezahlsystemen.
Zwar ist das Gelb des Schriftzugs von «kontantupproret» so gelb wie dasjenige der französischen «gilets jaunes», aber die Bewegung ungleich weniger zerstörerisch. Gleichzeitig aber dürfte sie ein ähnliches Gefühl der Ohnmacht ausdrücken, welche eine auf das Digitale und die urbanen Zentren konzentrierte Wirtschaft hervorruft.
Die schwedische Regierung wird nun das Gesetz über die Zentralbank anpassen. Die Riksbanken, Schwedens Zentralbank, hat schon letzten Sommer gesagt, dass alle Banken gezwungen werden sollten, das Cash-Handling anzubieten. Das Anliegen geniesst die Unterstützung von Regierung und Opposition und dürfte deshalb keine grösseren Problemen begegnen, so «Bloomberg», auch wenn die Bankenwelt alles andere als glücklich über die neue Regel ist.