Hedgefonds-Manager haben zwar nicht den besten Ruf, sind aber oftmals sehr spendable Wohltäter. Wissenschafter hegen nun aber einen bösen Verdacht.
Sogar die gefürchtetsten Firmen-Raider haben eine soziale Ader: Das bewies etwa Christopher «Chris» Hohn, der mit seinem Hedgefonds Children's Investment Fund nicht nur Managern das Messer an den Hals setzt, sondern sich über seine Stiftung Children’s Investment Fund Foundation (CIFF) auch als grosser Philanthrop betätigte.
Wie Hohn halten es in der Branche der Aktivisten und Profispekulanten viele: Reichtum scheffeln, das tun sie auch für gute Werke jeder Couleur. Haben die Wall-Street-Barbaren im Grunde genommen ein Herz aus Gold? Vikas Agarwal, Yan Lu und Sugata Ray haben daran so ihre Zweifel.
Spendabel in den Miesen
Die drei sind allesamt Finanzwissenschafter an bekannten amerikanischen Universitäten und nehmen Hedgefonds seit Jahren unter die Lupe. Anders als die Anleger achten sie dabei nicht nur auf die Performance und die Gebühren, sondern auch auf die Nebenbeschäftigungen der Fondsmanager. Genauer: Deren Spenden für wohltätige Zwecke.
Als die Forscher 6'642 Spenden von 667 Hedgefonds seit dem Jahr 1994 untersuchten, kamen sie einem unheimlichen Muster auf der Spur: Die Spekulanten waren dann am freigiebigsten, wenn es ihnen selber mies ging – will heissen, wenn die Rendite schlecht war und die Kunden ihr Geld zurückforderten.
Fonds, die an Abflüssen litten, waren 50 Prozent spendabler als solche, denen es gut ging, fanden die Wissenschafter heraus.
Die Abflüsse versiegten
Geld verteilen, wenn man es sich eigentlich nicht leisten kann – das macht auf den ersten Blick keinen Sinn. Doch die Hedgefonds-Welt tickt da anders, wie Agarwal & Co. ermittelten. Denn merkwürdigerweise zahlte sich die Freigiebigkeit schon bald aus. Die Abflüsse versiegten, und die Neugelder verbesseren sich im Schnitt um 9 Prozent.
Wie das? Die Hedgefonds spendeten, wie sich zeigte, oftmals sehr strategisch: Bei guten Werken, die in der Szene verankert sind und dort auch viel beachtete Spendenanlässe durchführen. Diese Strategie, werden die Wissenschafter im Branchenportal «Institutional Investor» zitiert, habe sich für die Hedgefonds empirisch als «guter Deal» erwiesen.
Fraglich ist indes, ob das Vorgehen dem angekratzten Image der ganzen Industrie weiterhilft.