Über die viel bewunderte Hedgefonds-Branche bricht eine Konsolidierungswelle herein. Davor warnt eine der einflussreichsten Fondsfrauen der Welt, deren Firma auch in der Schweiz tätig ist.
Leda Braga hat es in der von Männern dominierten Hedgefonds-Szene ganz nach oben geschafft. Ihre Worte haben dementsprechend Gewicht. Jetzt warnte sie gegenüber dem deutschen «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig): «Von den 10'000 Hedgefonds werden am Ende nur ein paar Hundert übrig bleiben.»
Braga ist Chefin des 2015 in Genf gegründeten Hedgefonds Systematica Investments mit Standorten in Jersey, London, New York und Singapur. Insgesamt beschäftigt das auf Algorithmen und quantitative Analysen fokussierte Unternehmen 110 Mitarbeitende.
Die Hedgefonds-Managerin mit brasilianischen Wurzeln vergleicht die bevorstehende Konsolidierungswelle mit der Entwicklung im Investmentbanking ab den 1990er-Jahren. Damals gab es noch zahlreiche Investmentbanken. Heute seien nur noch acht Institute von Format im Markt, so Braga weiter.
Eine Milliarde Dollar reicht nicht
Als Grund für das künftige Massensterben der Spezies Hedgefonds nennt die Ingenieurin mit Doktortitel primär zweierlei Gründe. Zum einen habe der regulatorische Aufwand für die Hedgefonds im Vergleich zu früher stark zugenommen. Dieser Aufwand erdrücke vor allem kleinere Hedgefonds. «Bei 1 Milliarde Dollar Vermögen geht das heute nicht mehr», sagt Braga.
Systematica Investments verwaltet eigenen Angaben zufolge knapp 10 Milliarden Dollar. Damit könne man trotz regulatorischer Mehrbelastung profitabel arbeiten – mehr wäre natürlich noch besser, räumt die Managerin ein.
Günstig oder Teuer
Zum anderen entscheidet die Gebührenstruktur über Leben und Tod in der Hedgefondsbranche. Hier stellt Braga eine Zweiteilung im Markt fest. Demnach verlangen die Kunden entweder nach massgeschneiderten Produkten und sind bereit, bis zu 2 Prozent Managementgebühren und die in der Branche üblichen 20 Prozent Erfolgsbeteiligung zu akzeptieren. Oder sie wünschen rein computergesteuerte Anlagestrategien, die in der Folge deutlich günstiger sind. «Alles, was dazwischen liegt, stirbt aus», erwartet Braga.
Systematica verfolgt den computergesteuerten Ansatz. Derzeit operieren schon 20 Prozent der Hedgefonds nach diesem Muster, binnen zehn Jahren werden es 100 Prozent sein, ist sich Braga sicher. Dies hat auch Folgen für die grosse Mehrheit der Fondsmanager. Geht es nach der Systematica-Frontfrau, würde diese integriert und Teil der neuen Strategien werden.
Mindestens fünf Prozent Rendite
Über jeden Zweifel erhaben sind die computergesteuerten Fonds indes nicht. Dies zeigt sich auch an der Performance der Systematica-Fonds. Wie Braga selber einräumt, sind zwei Fonds mit 6 beziehungsweise 2,5 Prozent im Plus, zwei indes im Minus. Das reicht nicht aus. «Im Mittel erwarten die Investoren heute eine Rendite von 5 bis 6 Prozent», so Braga.