Das Date mit dem persönlichen Lieblingsberater – eine neue App macht es möglich. Geht es im Banking bald auch nur noch um Sex, Sex, Sex?
Allerdings vorerst nur für die Klientel der amerikanischen Umpqua Bank, die im Westküsten-Staat Oregon operiert. Wie das US-Institut kürzlich mitteilte, lanciert es für seine Privatkunden die App Go-To (siehe Bild unten). Mithilfe der gratis-Applikation soll es letzteren möglich sein, den Kundenberater der Wahl zu finden; dies via virtuelles Casting mit Kriterien wie Fachgebiet, Lebenslauf, Hobbys und Filialort.
Ist der Lieblingsbanker einmal ausgemacht, können sich Kunden über eine Chatfunktion mit ihm austauschen. Dies, um nach Rat zu fragen, Investmentchancen zu suchen oder «Expertise zu erhalten», wie es in der Mitteilung hiess.
Neuer Wettbewerb an der Kundenfront
Indes, Branchen-Portale brauchten nicht lange, um den Vergleich zur Dating-App Tinder zu ziehen, bei der sich zuweilen alles um das Thema Sex dreht. Droht dasselbe auch dem Banking, wenn Go-To Nachahmer finden sollte?
Dass Bankberater untereinander im Wettbewerb um Kundschaft stehen, ist an sich nichts Neues. Wenn aber selbst kleine (Retail-)Kunden wählen dürfen, wer sie bedienen soll, dann ist das für die Branche gewöhnungsbedürftig und dürfte zu einer ganz neuen Art Wettbewerb an der Kundenfront führen. Dass dabei wie bei Tinder, Facebook & Co vor allem Äusserlichkeiten und ein aufgepepptes Profil den Ausschlag geben, muss zumindest befürchtet werden.
Wer nicht innert Sekunden zu fesseln vermag, wird «weggeswiped».
Mensch statt Avatar
Tröstlich ist hingegen, dass jenes digitale Angebot weiterhin auf den Menschen setzt und das Feld nicht einem Avatar überlässt. Insofern ist der Vergleich mit Tinder doch stimmig, als die Dating-App ohne das menschliche Bedürfnis zum Austausch nicht funktionieren würde. Für die Umpqua-Banker jedenfalls ist klar: Auch fürs Banking wird dieses Bedürfnis eine Grundvoraussetzung bleiben.